Kurz nach seinem phänomenalen Rennen über 400 Meter Freistil, das international in der Schwimmwelt für mächtig Aufsehen sorgen dürfte, konnte Lukas Märtens seine Leistung selbst noch nicht fassen. „Damit habe ich absolut nicht gerechnet. Ich habe auf die Anzeigetafel geschaut und dachte: Das kann nicht sein!“, sagte der 22 Jahre alte Magdeburger.
Was Märtens am Donnerstagabend zum Auftakt der Deutschen Meisterschaften in Berlin gezeigt hat, ist eine Kampfansage für die Olympischen Spiele diesen Sommer in Paris und ein Ausrufezeichen, das so manchen Konkurrenten schocken dürfte. Denn Märtens schrammte am Ende nur knapp an der Sensation vorbei. In 3:40,33 Minuten verfehlte er den Weltrekord von Paul Biedermann aus dem Jahr 2009 nur um 0,26 Sekunden.
Mehr noch: In der Historie des Schwimmens war außer Biedermann nur Australiens Schwimm-Legende Ian Thorpe jemals schneller. Bis zur letzten Wende war Märtens sogar auf Rekordkurs gewesen. Dass die 400 Meter seine Paradestrecke ist, hatte er in den vergangenen zwei Jahren regelmäßig bewiesen: EM-Gold 2022, WM-Silber 2022 sowie WM-Bronze 2023 und 2024.
Auf Paris blickt Märtens selbstbewusst
Wie stark sich Märtens derzeit auf den 400 Metern wähnt, war schon vor dem Start daran abzulesen gewesen, dass er in Berlin auf die 800 und 1500 Meter verzichtet und damit auch auf die Olympia-Qualifikation über diese beiden Strecken. Bei den Olympischen Spielen in Tokio war er über beide noch angetreten, zudem hatte er 2022 über die 800 Meter EM-Silber gewonnen. Sie passten ihm aber zeitlich nicht ins Paris-Programm, denn: „Mir geht es ja um Medaillen in Paris, nicht um möglichst viele Finalteilnahmen.“
Dass er sich mit seiner Leistung über die 400 Meter nun in eine Favoritenrolle für die Olympischen Spiele geschwommen hat, nahm er gelassen. „Ich setze mir meine eigenen Ziele und tue gut daran, diese im Auge zu behalten“, sagte Märtens. Er weiß allerdings auch ganz genau, was er kann. Angesichts seiner schwierigen, weil durch Krankheitsausfälle geprägten Saisonvorbereitung, und der Tatsache, dass er das Rennen vorn allein schwamm, sagt er selbstbewusst: „Da kann auf jeden Fall noch ordentlich was gehen.“
Der Magdeburger freute sich zudem nicht nur für sich, sondern auch für seine jüngere Schwester Leonie, die sich über die 400 Meter als Zweite hinter Isabel Gose ihr erstes Olympia-Ticket sicherte.
Ungefährdet deutsche Meisterin über 100 Meter Schmetterling wurde Weltmeisterin Angelina Köhler. Die Berlinerin hatte das Ticket für die Sommerspiele bereits in der Tasche und versucht nun, am Samstag dieses auch über 200 Meter Schmetterling zu erringen.