Monday, May 6, 2024

Axel-Springer-Chef: Mathias Döpfner kritisiert China-Politik der Ampel – WELT

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Dass sich in der wirtschaftspolitischen Diskussion in den vergangenen Monaten einiges verändert hat, merkt man am Montagabend nicht nur auf dem Podium der Veranstaltung des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), sondern vor allem im Publikum. „Kein Handel mehr mit Diktaturen – teure Moral oder kluge Strategie?“, fragt das Wirtschaftsforschungsinstitut an diesem Abend.

Als Zuhörer sind nicht nur Ökonomen und Studenten gekommen, sondern auch hochrangige Mitarbeiter von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP). Die Chefökonomin des Wirtschaftsministeriums, Elga Bartsch, könne „dann gleich alles, was wir hier besprechen, morgen früh in die Praxis umsetzen“, scherzte IfW-Präsident Moritz Schularick.

Dass es so schnell natürlich nicht geht, ist auch Schularick klar. Schließlich unterscheidet sich die Position seines Gastes klar von der des Bundeskanzlers. Mathias Döpfner, Vorstandschef des Axel-Springer-Konzerns, zu dem auch WELT gehört, diskutiert an diesem Abend über sein gerade erschienenes Buch „Der Freiheitshandel“ (Plassen-Verlag).

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Umgang mit Autokratien

Darin entwirft Döpfner eine Strategie für den globalen Handel der Zukunft: Die Idee von Wandel durch Handel hält er für gescheitert, stattdessen müsse der Westen seine eigene Strategie dringend ändern, um der Bedrohung der Demokratie durch autoritäre Systeme wie China zu begegnen.

An die Stelle der Welthandelsorganisation (WTO) solle eine Art Freiheits-Handelsclub treten, dessen Mitglieder mindestens folgende Werte teilen: Freiheit und Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Klimaschutz. Mit autoritären Diktaturen wie China soll der Handel durch hohe Zölle stark eingeschränkt werden.

„Gretchenfrage der internationalen Wirtschaftsbeziehungen“

Noch kurz vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine sei das als eine naive Idee, bestenfalls als utopische Vorstellung abgetan worden, schreibt Döpfner selbst zu Beginn seines Buches.

Doch an diesem Abend in Berlin zeigt sich, dass inzwischen auch profilierte Außenpolitiker und Ökonomen diesem Vorschlag einiges abgewinnen können. Es gehe um „die Gretchenfrage der internationalen Wirtschaftsbeziehungen“, sagt Schularick.

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen lobt Döpfners Buch als „wichtigen Beitrag zu einer überfälligen Diskussion in Deutschland“. Handelspolitik werde hierzulande immer noch traditionell verstanden, es gehe fast ausschließlich um ökonomische Interessen.

Döpfner hingegen verstehe Handelspolitik als „normativ begründete Geopolitik“, sagt Röttgen. „Das ist geradezu eine Provokation.“ Der chinesische Staatschef Xi Jinping verstehe hingegen gar nicht, warum man überhaupt die Frage stellt, ob Handelspolitik auch Geopolitik sein soll.

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