Die Analyse lief schon, da war das Spiel noch gar nicht beendet. Die beste Stimmung habe man erlebt, die es je bei einem Frauenfußballspiel in Deutschland gegeben habe, waren sich alle Beteiligten während und nach dem DFB-Pokalfinale zwischen den Frauen des VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg einig. „Das ist eine Wahnsinnskulisse hier, eine mega Stimmung. Dass wir das miterleben dürfen, ist so schön. Auch wir können das alles aufsaugen und genießen“, war selbst Freiburgs Spielerin Janina Minge trotz der 1:4-Niederlage begeistert.
Eine Rekordkulisse war es ohnehin. 44.808 Besucher pulverisierten die bisherige Bestmarke von 26.282 Fans, aufgestellt bei der Premiere 2010 in Köln zwischen dem FCR Duisburg und USC Jena. „Ich hoffe, dass das so bleibt“, sagte Wolfsburgs Kapitänin Alexandra Popp in Anspielung auf die vielen guten Dinge, die seit der vergangenen Fußball-Europameisterschaft rund um den Frauenfußball in Deutschland passieren.
Ein Satz, der nur wenige Minuten später konterkariert wurde – von der Stadionregie. Der Pokal war den Wolfsburgerinnen soeben übergeben worden, aus den Boxen tönte „High on Life“ von Martin Garrix, doch was dann folgte, ließ sogar die freudetrunkenen VfL-Spielerinnen kurz aufhorchen. „Wir sagen Dankeschön: 40 Jahre die Flippers“, klang es im Stadion.
Claus Lufen lässt keine Kritik zu
Just als die Siegerinnen sich, die Kulisse und den Fußball feiern wollten, ertönte der Dankes-Hit der Schlager-Seniorentruppe. Das Konfetti tanzte noch in der Luft, die Spielerinnen hüpften, doch akustisch kam die kalte Dusche. Einige Spielerinnen lachten, andere machten ein fragendes Gesicht, manche sangen kuzerhand mit. Ja, über Geschmack lässt sich streiten. Im Moment des sportlichen Erfolgs aber wirkte das seichte Gedudel fehl am Platz.
„Über die Muskauswahl hier im Stadion müssen wir natürlich noch mal ein bisschen sprechen. 40 Jahre die Flippers?“, wunderte sich auch ARD-Kommentatorin Stephanie Baczyk, stieß ein Nachfragen in den weiteren noch folgenden Interviews an. Eigentlich der richtige Reflex, doch Moderator Claus Lufen setzte stattdessen lieber zum Konter an. „Das gehört doch zu jeder Party“, sagte der 56-Jährige und rüffelte seine 20 Jahre jüngere Kollegin. Auch Expertin Nia Künzer ließ die Vorlage ins Leere laufen: „Wenn ich gewonnen hätte, wäre mir sowieso egal, was läuft“, sagte sie.
Somit endete ein wunderbarer Fußballnachmittag dann mit Abzügen in der B-Note. „Kompliment an alle Fans, die hier waren, die dazu beigetragen haben, dass es ein würdiges Pokalfinale war und der Rahmen diesmal auch stimmte. Großartig. Auch die Stimmung nach dem Spiel. Großartig“, lobte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Für den musikalischen Rahmen galt das leider nicht.