Als erster westeuropäischer Rüstungskonzern schließt Rheinmetall eine strategische Kooperation mit dem ukrainischen Staatskonzern Ukroboronprom. Rheinmetall-Chef Armin Papperger hatte jüngst auf der Hauptversammlung in Aussicht gestellt, was jetzt offiziell verkündet wurde: Der Düsseldorfer Konzern baut schrittweise und gemeinsam Fähigkeiten in der Rüstungstechnik mit der Ukraine auf.
Der Einstieg ist jetzt ein Gemeinschaftsunternehmen mit 51 Prozent Rheinmetall-Anteil. Es soll in die Ukraine gelieferte westliche Panzer instand setzen. Mitte Juli soll das Unternehmen seine Arbeit aufnehmen.
Später sei „auf Basis eines umfassenden Technologietransfers“ die gemeinsame Herstellung von Rheinmetall-Produkten geplant. Sogar die gemeinsame Entwicklung neuer militärischer Systeme sei möglich, die dann auch aus der Ukraine exportiert werden könnten.
In einer Presseerklärung nennt Rheinmetall dazu zwar keine konkreten Produkte. Papperger hatte aber den möglichen Bau des neuen Kampfpanzermodells Panther in Aussicht gestellt.
Die Kooperation Rheinmetall mit Ukroboronprom gilt in der Branche als geschickter Schachzug des Düsseldorfer Konzerns beim Umbau der Rüstungsproduktion der Ukraine aus der Sowjet-Ära auf Nato-Standards und -Kaliber. Dies ist allerdings eine Mammutaufgabe.
Unter dem Dach des 2010 entstandenen Staatskonzerns Ukroboronprom arbeiten 65.000 Beschäftigte und offensichtlich nicht sehr effizient. Rheinmetall hat rund 25.500 Beschäftigte und mit 6,4 Milliarden Euro (2022) den sechsfachen Umsatz.
Ukrainischer Staatskonzern produziert auch die Antonov
Das Produktspektrum des Ukraine-Staatskonzerns ist sehr breit. Die Palette reicht von Panzern über Munition, Raketen, Artillerie und Radar bis hin zum ukrainischen Flugzeughersteller Antonov, der größten Umsatzsparte.
Der Dachkonzern Ukroboronprom steht dabei vor gewaltigen Modernisierungsaufgaben. Zudem gibt es wohl erhebliche Kriegsschäden durch russische Angriffe. Im Geschäftsbericht 2021 heißt es, dass nur 28 der 137 Ukroboronprom-Unternehmen nahezu den kompletten Umsatz (98 Prozent) erwirtschaften.
Der Rest kämpfe um das Überleben oder häufe Schulden an. Selbstkritisch verweist der Rüstungsriese darauf, dass der Umsatz pro Mitarbeiter mit jährlich etwa 20.000 Dollar deutlich unter den etwa 350.000 Dollar bei Rüstungsunternehmen der Nato liege. In einem Geschäftsberichtskapitel wird auf nicht wettbewerbsfähige Strukturen und veraltete Technik verwiesen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat jedoch bereits Reformen eingeleitet. Danach wird der Dachkonzern in die neue staatliche Aktiengesellschaft Ukrainian Defense Industry umgebaut.
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