Vor 13 Jahren gab es schon einmal bei Airbus den Erstflug eines Experimental-Hubschraubers, der besonders rasant fliegen konnte. Er hieß damals X3 und sollte die Vorteile eines Helikopters mit einem schnellen Propellerflugzeug kombinieren.
Diese Idee wurde im komplett neuen Racer-Modell fortentwickelt. Nach vielen Verzögerungen hat der Helikopter nun einen 30-minütigen Erstflug im südfranzösischen Marignane absolviert. Mit Tempo 400 km/h soll der schnellste Airbus-Helikopter künftig doppelt so rasant wie ein herkömmlicher Helikopter unterwegs sein.
Airbus steigt damit in den internationalen Konkurrenzkampf um den Helikopter der Zukunft ein. Je nach Mission geht es um Tempo, Reichweite, Ladekapazität, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz. So gibt es bereits schneller fliegende Hubschrauber als den Racer.
Etwa das große US-Militärmodell V-22 Osprey von Bell-Boeing mit fast 500 km/h, bei dem sich die Rotoren kippen lassen. Hin und wieder nutzt der US-Präsident dieses Modell. Auch der italienische Airbus-Konkurrent Leonardo arbeitet an einem Kipprotor-Konzept. 2022 hatte das Modell AW609 seinen Erstflug – ausgelegt auf über 500 km/h Geschwindigkeit.
Doch Airbus sieht bei seinem Racer-Projekt einen idealen Kompromiss der verschiedenen Anforderungen. Dazu werden keine Rotoren gekippt. Bei dem Airbus-Modell gibt es neben dem Hauptrotor an jeder Seite des Rumpfes Doppeldeckertragflächen für den Auftrieb sowie Schubpropeller. Um Treibstoff zu sparen, kann im Öko-Modus eines der beiden Triebwerke (Aneto-1X) des französischen Herstellers Safran abgeschaltet werden. Insgesamt verbrauche der Racer 20 Prozent weniger Kraftstoff, heißt es.
Das Racer-Modell wurde nicht allein von Airbus Helicopters entwickelt. Vielmehr ist es ein Europa-Projekt, mit 40 beteiligten Unternehmen aus 13 Staaten. Das trug auch zu den Verzögerungen bei. Ursprünglich war der Erstflug 2020 geplant, nunmehr steht eine zweijährige Erprobungskampagne an.
Anfangs wurde das Modell mit 740 Kilometer Reichweite für zivile Missionen und für Sicherheitskräfte vorgestellt. Doch das hat sich geändert. Wie ein Sprecher von Airbus Helicopters auf Anfrage sagte, seien auch Anpassungen für Militärkunden möglich.
Ohnehin gibt es bei der Frage schneller Militärhubschrauber derzeit Bewegung im Markt. Ende Februar hatte das Pentagon zwei Projekte für neue Aufklärungshubschrauber gestoppt. Das Modell 360 Invictus des US-Herstellers Textron-Bell sowie das Konkurrenzmodell Raider-X von Sikorsky bekamen die rote Karte gezeigt.
Damit wurde das sogenannte Fara-Projekt (Future Attack Reconnaissance Aircraft) gestoppt, bei dem neue Hubschrauberkonzepte das Uralt-Modell OH-58 ablösen sollen. Die bisher gültige Anforderungsformel für ein bemanntes und superschnelles Modell wird nach Erkenntnissen aus dem Ukraine-Krieg überdacht, lautet eine Begründung. Dort sind immer mehr Drohnen im Einsatz.