Saturday, May 4, 2024

Daniel Marzona †: Zum Tod des Berliner Kunstvermittlers

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Er war einer von denen, mit denen man stundenlang vor einer Skulptur aus zwei einander zärtlich berührenden Holzbalken stehen konnte. Wenn Daniel Marzona an seiner Zigarette zog, verschmitzt lächelte und einem das Gefühl gab, genau zuzuhören, war es, als stünde die Zeit still – als gäbe es diesen überdrehten Kunstmarkt nicht, den er nie mochte.

Die Website seiner Berliner Galerie hielt er konsequent in Schwarzweiß. Und auch jetzt, wo er schon seit über einem Jahr keine Ausstellungen mehr gezeigt hat, erinnert man sich der Ruhe, des Wissens und der Authentizität, mit denen Daniel Marzona auch weiterhin für seine Künstler da war.

Sein unaufgeregtes Programm ging unter die Haut, wir verdanken ihm berührende Ausstellungen poetisch-minimalistischer Kunst etwa von Sofia Hultén, Nina Canell, Axel Hütte, Zvi Goldstein und Bernd Lohaus: Dem damals beinahe vergessenen Bildhauer, der von 1966 bis 1976 mit seiner Frau Annie de Decker die berühmte Avantgarde-Galerie Wide White Space in Antwerpen leitete und Räume mit Holzbalken atmosphärisch auflud, widmete Marzona 2014 die Eröffnungsausstellung in seinen Räumen am Kreuzberger Ende der Friedrichstraße.

Dort war ausschließlich Kunst sichtbar: Das Büro befand sich im Keller. Es war ein Auftakt ebenso wie die Fortführung einer künstlerischen Haltung, die Daniel Marzona zeitlebens begleitete.

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Er war der Sohn von Egidio Marzona, dem Bielefelder, heute Berliner Kunstsammler, der bereits in den Sechzigerjahren begann, Minimal-Art und Konzeptkunst in der Galerie Konrad Fischer in Düsseldorf zu kaufen. Daniel wuchs also mit seriell aneinandergelegten Metallplatten von Carl Andre, weißen Bildern von Robert Ryman und Steinkreisen von Richard Long auf – und mit einem Vater, der mit solchen Künstlern befreundet war und der zugleich ein immenses Archiv der Avantgarden anhäufte, eines der größten weltweit für die Künste des 20. Jahrhunderts. Kunst – und die Kenntnisse darüber – gehörten für Daniel Marzona, der 1969 in Bielefeld geboren wurde, von klein auf zum Leben.

Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Bochum ging er 2001 nach New York, wo er drei Jahre lang am MoMA-Ableger P.S.1 als Kurator arbeitete. Diese Welt, in der der globale Kunstbetrieb enorm an Fahrt aufnahm, dürfte aber nicht die seine gewesen sein. 2004 gründete er mit der Kuratorin Elena Carlini den Verlag Navado Press und brachte im Taschen Verlag ein hervorragendes Buch über Minimal-Art heraus.

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Ein Bekenntnis zu seinen Wurzeln, das schließlich darin mündete, dass er die Leitung der neuen Dependance Konrad Fischers in Berlin übernahm. Von 2007 bis 2014 verkörperte Daniel Marzona die Galerie, mit der er groß geworden war und machte sie in einer Hauptstadt zukunftstauglich, die weder mit Minimal-Art und noch mit einem „Archiv der Avantgarden“ viel anfangen kann – ein Grund, weshalb der Vater es schließlich den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden schenkte.

In der kommenden Woche, am 5. Mai 2024, soll dort ein neues, eigens dafür eingerichtetes Museum eröffnen. Daniel Marzona war in die Präsentation involviert und half bei den Vorbereitungen, als er in Italien, wo die aus dem Friaul stammende Familie ein Haus hat, überraschend aus dem Leben gerissen wurde. Ein unfassbarer Schock und Verlust für eine Kunstwelt, die doch gerade solche Menschen braucht – voller Integrität, Herzensbildung und einem Gespür für Qualität, die alle Zeiten überdauert.

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