„Schön, dass Sie gekommen sind“, krächzt Salman Rushdie. Seine Stimme klingt angegriffen, und er wirkt etwas erschöpft, als wir uns in einem Besprechungsraum seiner Literaturagentur in der Nähe des Central Parks in Manhattan treffen. Am 12. August 2022 hatte der damals 24-jährige Hadi Matar, ein Amerikaner mit libanesischen Wurzeln, vor dem Beginn einer Podiumsdiskussion in Chautauqua im US-Bundesstaat New York auf ihn eingestochen und ihn am Hals, im Gesicht und im Unterleib schwer verletzt. 27 Sekunden dauerte es, bis der Angreifer überwältigt wurde. Rushdie wurde acht Stunden lang notoperiert, die Ärzte glaubten zunächst nicht, dass er überleben würde.
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WELT AM SONNTAG: Mr. Rushdie, Sie schreiben, Ihr neues Buch sei eine Abrechnung. „Es ist meine Art, mir zu eigen zu machen, was geschehen ist und es anzunehmen.“ In dem Zusammenhang zitieren Sie auch den Spruch: „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker“ – fragen aber sogleich: „Ist das so?“ Haben Sie inzwischen eine Antwort darauf gefunden?Salman Rushdie: Ja. Ich will Ihnen verraten, warum dieser Spruch auf mich einerseits nicht zutrifft, denn zumindest körperlich hat mich der Angriff auf mein Leben nicht stärker gemacht.