Saturday, May 4, 2024

Immanuel Kant: Unter welchen Bedingungen friedliches Zusammenleben möglich ist

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Als Immanuel Kant 1795 seinen kurzen Text „Zum ewigen Frieden“ veröffentlicht, ist er kein junger Stürmer und Dränger, sondern ein über 70-jähriger Philosophiestar. Die Schriften des „Alleszermalmers“ haben metaphysische Gewissheiten zerstört und das Denken revolutioniert. Nun will der Aufklärer Frieden stiften. Kant lebt in einem Jahrhundert der Krisen, Kriege und Revolutionen. Das Bürgertum kämpft gegen den Adel und der untereinander. Kein Wunder, dass Kant in „Zum ewigen Frieden“ – treu nach Thomas Hobbes – vom Krieg als Naturzustand spricht, immer droht der „Ausbruch von Feindseligkeiten“.

Anders als der naive Pazifismus glaubt Kant nicht, dass Menschen naturwüchsig oder ursprünglich friedlich sind. Im Gegenteil: Frieden muss gestiftet werden – und das kann nur „in einem gesetzlichen Zustande geschehen“, durch gleiche Rechte. Kant fragt – als Protestant bis zur letzten Konsequenz – nach den Bedingungen der Möglichkeit: Was braucht es für ein friedliches Zusammenleben? Republikanische Verfassungen, Völkerrecht, Weltbürgerrecht. Es sind bahnbrechende Ideen, die auch 300 Jahre nach Kants Geburt am 22. April 1724 nicht an Anziehungskraft verloren haben.

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Das Erstaunliche ist: Kants Utopie ist keine Schwärmerei, sondern radikale Realpolitik. „Idealismus ohne Illusion, Realismus ohne Anpassung“, so nennt es Jürgen Habermas, der mit seinem „Verfassungspatriotismus“ ebenso in die Tradition von Kant gehört wie Raúl Sánchez Cedillo mit seinem „konstitutiven Frieden“. Kants Botschaft fürs Heute ist so hoffnungsvoll wie ernüchternd. Es ist kein Ratgeber für kriegerische Zeiten, sondern eine überzeitliche Idee. Ein Fixstern zwischen dem „bestirnten Himmel über mir“ und dem „moralischen Gesetz in mir“, an dem man sein Handeln ausrichten kann, ohne jede Gewissheit der Verwirklichung.

Auch das ist Kant: Man kann nur so leben, als ob das Unmögliche möglich sei. Es hilft einem kein höheres Wesen. Das lernt man bis heute aus Schriften wie „Zum ewigen Frieden“: In einer Moderne ohne Götter zu leben, heißt nicht, ohne Utopien zu leben. Man muss sich Kant als einen fröhlichen Menschen vorstellen.

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