Wednesday, May 8, 2024

WM: Frankreichs kleines Wunder – anpacken statt jammern

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Mit Schwung liefen sie auf die kleine Fangruppe im Al-Bait-Stadion zu. Von dort aus waren immer wieder trotz deutlicher Unterzahl im Vergleich zur mächtigen Besucherschar der Marokkaner Anfeuerungsrufe zu hören gewesen. Und all jenen galt nun der Dank der französischen Spieler, die gemeinsam mit den treuen Zuschauern den Einzug in das Finale der Weltmeisterschaft feierten. 2:0 (1:0) hieß es am Ende, relativ glanzlos, aber auch relativ souverän.

Am Sonntag kann Frankreich Historisches erreichen: Erstmals seit 1962 könnte wieder einem Weltmeister die Titelverteidigung glücken. Im Finale geht es ab 16.00 Uhr gegen Lionel Messis Argentinier. Ein Traum-Endspiel. Und es darf selbst in einer an Talenten so reichen Fußballnation als ein kleines Wunder gelten, dass Frankreich den Finaleinzug schaffte, obwohl schon vor dem Start fast eine halbe Mannschaft ausgefallen war.

France v Morocco: Semi Final - FIFA World Cup Qatar 2022

Trotz etlicher prominenter Ausfälle steht Frankreich verdient im WM-Finale
Quelle: Getty Images/Catherine Ivill

Abwehrspieler Presnel Kimpembe musste mit einer Verletzung an der Achillessehne passen, die beiden Mittelfeldabräumer N‘Golo Kanté und Paul Pogba mit einer Oberschenkelverletzung beziehungsweise den Nachwehen einer Meniskus-Operation. Zum Lazarett gesellten sich dann noch die Stürmer Karim Benzema sowie Christopher Nkunku: Der Weltstar von Real Madrid war wegen einer Muskelblessur außer Gefecht gesetzt, der Mann von RB Leipzig und beste Spieler der Bundesliga-Hinrunde mit einem Außenbandriss im Knie. Und nach dem ersten Spiel war auch noch der Ausfall von Lucas Hernandez zu beklagen – Kreuzbandriss.

Lucas Hernandez zog sich im ersten Gruppenspiel einen Kreuzbandriss zu

Lucas Hernandez zog sich im ersten Gruppenspiel einen Kreuzbandriss zu
Quelle: AP/Christophe Ena

Doch statt ob des Aderlasses zu hadern, machte sich Trainer Didier Deschamps daran, auch ohne die sechs Ausfälle eine schlagkräftige Mannschaft zu formen. In der Abwehr erhielt nun der beim FC Bayern nicht durchweg sattelfest agierende Dayot Upamecano einen Stammplatz und rechtfertigte dies mit durchweg starken Leistungen in Katar.

Kanté und Pogba galten eigentlich als unverzichtbar

Linksverteidiger Hernandez ersetzte er durch dessen Bruder Theo. Im Mittefeld galten Kanté und Pogba eigentlich als unverzichtbar, der eine wegen seiner Laufstärke, der andere wegen seiner strategischen Fähigkeiten. Doch beide ersetzte Deschamps ohne großen Qualitätsverlust durch Aurelien Tchouameni und Adrien Rabiot. Insbesondere Tchouameni, der im vergangenen Sommer von AS Monaco für 80 Millionen Euro Ablöse zu Real Madrid gewechselt war, drehte in zahlreichen Spielen im defensiven Mittelfeld auf und erzielte auch noch im Viertelfinale gegen England (2:1) den Führungstreffer. Da scheint sich der nächste Weltstar im Ensemble der Franzosen gefunden zu haben. Und neben ihm ist Linksfuß Rabiot der laufstarke Kreativling, der eins zu eins Pogba ersetzen kann.

Mit Paul Pogba (l.) und N‘Golo Kante fehlt Deschamps bei der WM seine eigentliche defensive Mittelfeld-Zentrale

Mit Paul Pogba (l.) und N’Golo Kante fehlt Deschamps bei der WM seine eigentliche defensive Mittelfeld-Zentrale
Quelle: pa/NurPhoto/Mehdi Taamallah

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Dass dies auch im Sturm gelang, war nicht unbedingt abzusehen: Denn hier galt Benzema als absolut gesetzt, als Zielspieler für die beiden Tempomacher auf den Außenbahnen, Kylian Mbappé und Ousmane Dembelé. Doch ein Oldie erlebte nach der Abreise des Weltklassenstürmers den dritten Frühling in der Équipe Tricolore: Olivier Giroud, 36. Ihm gelangen bisher nicht nur vier Tore, er stellte auch mal eben mit nun 53 Treffern im Nationalteam einen Landesrekord auf. Dass Nkunku als Alternative fehlte, machte sich wie auch die Abstinenz der vier anderen Profis bislang überhaupt nicht bemerkbar.

Olivier Giroud ist wieder zur festen Größe im Frankreichs Nationalmannschaft geworden

Olivier Giroud ist wieder zur festen Größe im Frankreichs Nationalmannschaft geworden
Quelle: AP/Francisco Seco

Auch im Halbfinale der WM gegen die vor allem durch ihre starke Defensive unangenehm zu bespielenden Marokkaner gelang dies der französischen Auswahl auf beeindruckende Art und Weise. Dabei hatte Deschamps sogar noch zwei weitere Spieler kurzfristig ersetzen müssen: Upamecano und Rabiot fehlten leicht angeschlagen, für sie rutschten Ibrahima Konaté und Youssouf Fofana in die Stammformation. Ein Qualitätsverlust war auch hier – wie in den Spielen zuvor – nicht sichtbar. Im Gegenteil: Einer der Ersatzleute aus der zweiten Reihe traf gleich zur Führung: Theo Hernandez war nach einem abgewehrten Schuss von Mbappé zur Stelle und vollendete artistisch ins Tor (5.).

Und dann kam Kolo Muani

Das rasche 1:0 wirkte sich positiv auf das Spiel aus. Denn Marokko, das es zuvor als erste afrikanische Nation überhaupt in die Vorschlussrunde geschafft hatte, musste nun kommen und die defensive Grundformation etwas aufgeben. Zwei Chancen durch Azzedine Ounahi mit einem Fernschuss und Jawad El Yamiq mit einem sehenswerten Fallrückzieher sprangen heraus, beide Male aber war Torwart Hugo Lloris zur Stelle. Mit der knappen Führung für den Titelverteidiger ging es in die Pause.

Randal Kolo Muani sorgte mit seinem ersten Ballkontakt für die Entscheidung

Randal Kolo Muani sorgte mit seinem ersten Ballkontakt für die Entscheidung
Quelle: Getty Images/Lars Baron

Das Bild der clever agierenden Franzosen zeigte sich auch nach dem Wechsel. Zwar setzte ihnen der Außenseiter vor 68.294 Zuschauern manchmal zu wie etwa durch eine schöne Einzelaktion von Abderrazak Hamdallah, der dann den Zeitpunkt für den Torschuss verpasste (78.).

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Richtig Zählbares sprang allerdings nur auf der anderen Seite heraus: Der Frankfurter Randal Kolo Muani traf 42 Sekunden (sic!) nach seiner Einwechslung mit seiner ersten Ballberührung und seinem ersten Länderspieltor überhaupt vorentscheidend zum 2:0 (79.). Rund zehn Minuten später durften die Franzosen dann zum letzten Mal an diesem Abend jubeln: über den Sieg mit lädierter Truppe und den Finaleinzug.

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