Nach einem russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Charkiw ist am Montag der Fernsehturm eingestürzt. Ein AFP-Journalist beobachtete den Einsturz des 240 Meter hohen Gebäudes. Der Gouverneur von Charkiw, Oleh Synegubow, erklärte, Russland habe eine „Einrichtung der Fernsehinfrastruktur“ getroffen. Die Mitarbeiter brachten sich seinen Angaben zufolge während des Alarms in Sicherheit, Opfer gab es demnach keine.
Es habe „Unterbrechungen des Signals für digitales Fernsehen“ gegeben, erklärte Synegubow weiter. Auf Fotos und Videos war zu sehen, wie der Turm einstürzt und Rauch aufsteigt.
Fernsehtürme in der Ukraine sind seit dem russischen Einmarsch vor über zwei Jahren mehrfach bombardiert oder mit Raketen beschossen worden. Ziel ist es offenbar, die Bevölkerung von Informationen aus ukrainischen Quellen abzuschneiden.
In der ostukrainischen Stadt Charkiw nahe der russischen Grenze lebten vor dem Krieg 1,4 Millionen Menschen. Sie wurde in den vergangenen Wochen verstärkt von russischen Truppen angegriffen. Die Stromversorgung ist bereits gestört und es gibt nur stundenweise Elektrizität.
Russland erobert weiteres ostukrainisches Dorf
Die russischen Streitkräfte melden unterdessen die Eroberung eines weiteren Dorfes in der Ostukraine erobert. Es handele sich dabei um den Ort Nowomychajliwka im Donezker Gebiet, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag mit. Damit sei die taktische Lage verbessert worden.
Nowomychaliwka befindet sich gut 20 Kilometer südwestlich von der unter russischer Kontrolle stehenden Gebietshauptstadt Donezk entfernt. Von ukrainischer Seite wurde die Eroberung nicht bestätigt. Im Generalstabsbericht war von zurückgeschlagenen Angriffen die Rede. Ukrainische Militärbeobachter hatten den Ort aber bereits in der Nacht als russisch kontrolliert gekennzeichnet.
Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, sagte derweil, dass er „ab Mitte Mai“ mit einer weiteren Verschlechterung der Lage an der Front rechne. „Wir werden nicht allzu sehr ins Detail gehen, aber es wird eine schwierige Phase geben, Mitte Mai und Anfang Juni“, sagte er in einem Interview mit dem ukrainischen Dienst des britischen Senders BBC.
„Wir denken, dass uns in der nahen Zukunft eine eher schwierige Lage erwartet“, fügte Budanow hinzu. Es werde aber „nicht katastrophal“ werden. „Das Armageddon wird nicht eintreten, im Gegensatz zu dem, was derzeit viele sagen.“