Saturday, April 27, 2024

Kriminalität: Berliner Schulhöfe werden gefährlicher

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Auf Berliner Schulhöfen wurden im vergangenen Jahr deutlich mehr Straftaten registriert. Das geht aus detaillierten Zahlen der Polizei hervor, die WELT exklusiv vorliegen. Es gab vor allem mehr einfache und schwere Körperverletzungen und Bedrohungen. Auch Messer wurden häufiger gezückt.

Die Zahl der Gewaltvorfälle an Schulen ist in den vergangenen Jahren demnach insgesamt deutlich gestiegen. Registrierte die Polizei im Jahr 2021 noch 1133 Fälle, waren es 2022 bereits 2344 Delikte. 2023 stiegen die Zahlen auf 2737 Straftaten.

Laut Polizeistatistik kommt es auf den Berliner Schulhöfen demnach am häufigsten zu einfachen Körperverletzungen. Die Behörde verzeichnete 641 Fälle im Jahr 2021, 1370 Delikte im Jahr 2022 und schließlich 1525 Straftaten im Jahr 2023. Im Jahr 2021 war der Präsenzbetrieb an den Schulen coronabedingt noch eingeschränkt.

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Neue Statistik

Am zweithäufigsten kam es zu Bedrohungen. Die Polizei registrierte 185 Fälle im Jahr 2021, 361 Fälle im Jahr 2022 und 529 Fälle im Jahr 2023. In der Polizeistatistik auf dem dritten Platz rangiert die gefährliche Körperverletzung mit 178 angezeigten Taten im Jahr 2021, 370 Delikten im Jahr 2022 und 389 Straftaten im Jahr 2023.

Laut Polizei kommt dabei auch das Messer häufiger zum Einsatz. Die Behörde vermerkte in ihrer Statistik für das Jahr 2021 insgesamt 38 Mal als Tatmittel Messer, 2022 bereits 54 Messer-Delikte und im Jahr 2023 insgesamt 60 Gewaltdelikte mit dem Messer.

Auch außerhalb des Schulbetriebs sind die Zahlen im Rest der Stadt deutlich gestiegen. Für das Jahr 2023 wurden in Berlin insgesamt 536.697 Straftaten registriert. Das bedeutet einen Anstieg um 16.870 Fälle. Mit ausschlaggebend war ein starker Sprung nach oben bei den Rohheitsdelikten – hierzu zählen Raub, Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Die Körperverletzungen lagen im vergangenen Jahr über dem „Zehn-Jahres-Durchschnitt“. Insgesamt wurden 48.254 Körperverletzungen erfasst, ein Plus von 3829 Fällen im Vergleich zum Vorjahr.

Die Polizei ermittelte insgesamt 140 620 Verdächtige als mutmaßliche Täter. Davon wohnten rund 70 Prozent in Berlin. 106 671 Opfer von Straftaten wurden erfasst (+11,6 Prozent). Davon waren 18 784 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder Opfer von Gewalttaten in Beziehungen oder der Familie (+8,8 Prozent). Ob es tatsächlich mehr Gewalt gab oder die Bereitschaft steigt, solche Taten bei der Polizei anzuzeigen, ist unklar.

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Gewalt an Neuköllner Schulen

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik: „Gewalt spiegelt auch immer einen Zustand der Gesellschaft wider.“ Die Krisen der vergangenen Jahre suchten immer ein Ventil. „Wir müssen erkennen, wo Gewalt herkommt“, so Spranger weiter. Berlins Innensenatorin listete Corona, Inflation, den Krieg in der Ukraine, Migration, und den Hamas-Terror in Israel als Faktoren für die gestiegene Gewaltkriminalität auf.

Weitere Gründe für den Anstieg der Fallzahlen insgesamt seien die „erhöhte Mobilität“, die „wirtschaftliche Belastung“ und ein „dynamisches Migrationsgeschehen“. Auch der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger an allen Tatverdächtigen ist demnach im vergangenen Jahr in Berlin von 41,9 Prozent auf 43,2 Prozent gestiegen. Nicht eingerechnet sind ausländerrechtliche Verstöße. Der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung Berlins beträgt 23,9 Prozent. Ein Teil der erfassten Körperverletzungen geschehe in Flüchtlingsunterkünften, wo Konflikte über Herkunft oder Religion auf engem Raum entstünden.

Innensenatorin Spranger wies allerdings auch darauf hin, dass Berlin wachse und in Relation zur Einwohnerzahl sei die in der Statistik erfasste Kriminalität in den vergangenen 20 Jahren deutlich gesunken. Auffällig sei hingegen der hohe Anteil von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden bis 21 Jahre unter den Tatverdächtigen. Im vergangenen Jahr wurden 25.847 Tatverdächtige unter 21 Jahren erfasst, 1048 mehr als im Vorjahr.

Berlinweit seien 3482 Straftaten mit der Drohung oder dem Einsatz von Messern verübt worden, sagte Spranger. Hier sei unter den 4528 Verdächtigen sogar jeder Dritte unter 21 Jahre alt.

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Quelle: AFP, AFP/ AFP/ Saul Loeb

In eigener Sache

Auch Einsatzkräfte der Berliner Polizei und Feuerwehr wurden im vergangenen Jahr häufiger attackiert. Insgesamt wurden 9603 Polizisten angegriffen, eine Zunahme von mehr als zehn Prozent. Bei der Feuerwehr und den Rettungsdiensten stieg die Zahl der Angriffe um 22,5 Prozent auf 376 Fälle.

Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte: „Das stetige Wachstum der Metropole Berlin aber auch der Krieg im Nahen Osten und die Aktionen der Letzten Generation haben sich im vergangenen Jahr spürbar auf die Kriminalitätsentwicklung in unserer Stadt ausgewirkt.“

Das schlägt sich auch in der politisch motivierten Kriminalität nieder. Auch hier gab es einen Anstieg auf 6420 Taten mit politischem Hintergrund. 2022 waren es rund 5100 Taten und 2021 knapp 6000. Insgesamt handelt es sich bei den in der Statistik erfassten politischen Straftaten vor allem um Propagandadelikte, Sachbeschädigungen und auch Gewalttaten.

Ein Teil des aktuellen Anstiegs hat mit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel im Oktober zu tun. Bei den folgenden Demonstrationen gegen den israelischen Militäreinsatz gab es etliche Propagandadelikte palästinensischer Gruppen, die zum Teil als antisemitisch eingestuft wurden.

So registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 892 Fälle mit antisemitischer Motivation, allein 579 Fälle davon seit dem 7. Oktober vergangenen Jahres. Im Kontext des Nahost-Konfliktes wurden laut Polizei insgesamt 883 Fälle registriert.

Die Zahl der rechtsextremen Taten stieg leicht auf 2294 (2022: 2181). Bei etwa der Hälfte davon ging es um das Zeigen verfassungswidriger Zeichen. Außerdem gab es zahlreiche Beleidigungen und 123 Fälle von Gewalttaten wie Körperverletzungen.

Eine stärkere Zunahme auf 1128 (2022: 956) registrierte die Polizei bei linksextremen Taten. Etwa einem Drittel liegt der Vorwurf der Nötigung zugrunde, das könnte auch mit den Straßenblockaden der Klimaschutzgruppe Letzte Generation zu tun haben, hieß es. Bei 614 Fällen ging es um Klimaschutz. Die Zahl der erfassten Gewalttaten von Linksextremisten sank auf 117 (2022: 124).

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