Ein Haken links, ein Haken rechts – und wieder lag Jamal Musiala auf der Nase. „Jede Aktion gefühlt bin ich ausgerutscht. Das Feld ist jedes Mal weggegangen, bei jeder Drehung“, stellte der Bayern-Jungstar auch nach dem 2:1 gegen die Niederlande immer noch verwundert fest.
Der Rasen in der Frankfurter EM-Arena machte am Dienstagabend optisch einen perfekten Eindruck. Doch beim Testspiel zwischen der deutschen Nationalmannschaft und den Niederlanden sorgte er für viel Verdruss – nicht nur bei Musiala. Bundestrainer Julian Nagelsmann bezeichnete den Untergrund gar als „Katastrophe“. Musiala verfiel nach der Ausrutsch-Orgie, die im Durchschnitt allein 10,81 Millionen Menschen vor dem Fernseher verfolgten, in Sarkasmus. „Zum Glück habe ich überlebt“, sagte er.
Eine rechte Erklärung für den Rasen im Bundesliga-Stadion von Eintracht Frankfurt hatte der 21-Jährige, der durch den Rutscheffekt in der zweiten Hälfte eine große Chance vergab, nicht. „Ich ziehe immer Stollen an“, sagte der von Nagelsmann als „Zauberer“ bezeichnete Mittelfeld-Dribbler. „Ich mache viele Drehungen, da muss es schon ein bisschen stabil sein“, sagte Musiala. Der Rutschfaktor sei „schon gefährlich“. Thomas Müller hatte dafür nur zwei Worte: „ein Wahnsinn“.
Deutschland spielt bei EM gegen Schweiz wieder in Frankfurt
Es schien so, dass bis zur am 14. Juni beginnenden EM am Standort Frankfurt etwas passieren müsse. Hintergrund: Den ursprünglichen Hybrid-Rasen hatten die Football spielenden NFL-Stars bei ihren Auftritten im November ramponiert. Der kurzfristig neu verlegte Naturrasen sorgte schon bei den Eintracht-Spielen für Verärgerung. Die günstigere Alternative wurde schnell in Mitleidenschaft gezogen und rutschig. „Ich weiß nicht, ob der Platz jemals so schlecht war“, schimpfte der damalige Wolfsburger Trainer Niko Kovac, selbst lange bei der Eintracht, schon nach einem Bundesliga-Spiel im Februar.
Allerdings sind Frankfurts Macher entschlossen, ihn nicht mehr zu wechseln vor der EM. Stadion-Manager Patrik Meyer sagte der BILD: „Im Mai, Juni wird unser Rasen top sein. Das war er immer.“
Doch warum war der Platz jetzt im Länderspiel so miserabel? Problem Nummer eins laut des BILD-Berichts: Der DFB bestand darauf, dass der Rasen vor dem Anpfiff 15 Minuten lang gewässert wurde. Gegen den Rat der Frankfurter Greenkeeper, die wussten, dass der Boden ohnehin durchfeuchtet war vom Regen der letzten Tage. So wurde das Spielfeld zur Rutschbahn.
Problem Nummer zwei: Die Stollen der Spieler. Auf der deutschen Bank wurde rasch gewitzelt, dass „die Nike-Jungs ganz schön rumrutschen …“ Während Musiala und Havertz (beide mit Nike-Schuhen) einige Male den Halt verloren, hatten Wirtz oder Toni Kroos (Adidas) weniger Standschwierigkeiten. Aber selbst in der Halbzeit haben offenbar viele Spieler ihre Stollen nicht gewechselt.
Eine Hoffnung von Musiala wird sich auch nicht erfüllen. Bei der EM wolle er in Frankfurt nicht spielen, sagte er offenbar in Unkenntnis des Spielplans. Am 23. Juni steht das dritte und finale Gruppenspiel gegen die Schweiz dort an. Wird die DFB-Elf nur Gruppendritter, könnte sogar das anschließende Achtelfinale in Frankfurt stattfinden.