FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hat die Pfiffe und Buh-Rufe zahlreicher türkischer Fans beim Länderspiel gegen das deutsche Team in Berlin verurteilt. „Es muss uns alle schmerzen, wenn in Deutschland geborene oder aufgewachsene Menschen bei einem Länderspiel in Deutschland die deutsche Nationalmannschaft auspfeifen“, kritisierte Djir-Sarai im Gespräch mit der BILD. Bei der Partie im mit 72.592 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion waren die deutschen Spieler um Kapitän Ilkay Gündogan schon beim Aufwärmen lautstark ausgepfiffen worden.
Zehntausende türkische Fans hatten für die Mannschaft der Türkei rund um ihren 3:2-Sieg eine Heimspiel-Atmosphäre erzeugt. „Hier zeigen sich erneut die Versäumnisse und Defizite in der Integrationspolitik“, sagte FDP-Politiker Djir-Sarai. Auch aus der nordrhein-westfälischen CDU gab es Kritik am Verhalten türkischer Anhänger bei dem Spiel in Berlin.
„Warum leben diese Menschen in Deutschland, wenn ihre Liebe weiterhin der Türkei und deren Präsident gilt?“, sagte der CDU-Innenexperte im NRW-Landtag, Gregor Golland, dem Blatt: „Sie sind freiwillig hier und dennoch nicht bereit, sich zu integrieren. Wir müssen die sozialen Migrationsanreize endlich massiv kürzen und stattdessen mehr Bekenntnis zu unserem Land, seiner Leitkultur und seinen Werten einfordern!“
„Hat uns gewurmt“, sagt Bayern-Stürmer Müller
Nach Angaben der Polizei gab es rund um das Länderspiel 92 Festnahmen, 71 Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet. Zwei Polizisten seien beim Einsatz rund um die Partie verletzt worden. Die Sicherheitskräfte verzeichneten sowohl beim Fanmarsch türkischer Anhänger sowie im Stadion vereinzelt den verbotenen Einsatz von Pyrotechnik. Ein Polizist sei bei einer Konfrontation mit der Faust geschlagen worden. Zudem zeigten mehrere türkische Anhänger den Gruß der rechtsextremistischen Bewegung „Graue Wölfe“. Im Stadion kam es zu vereinzelten körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Fans.
Die Pfiffe der türkischen Fans hätten die deutsche Mannschaft „gewurmt“, sagte Nationalspieler Thomas Müller. Da denke „man sich schon, denen wollen wir zeigen, dass wir trotzdem gewinnen, oder die Genugtuung nicht geben, dass am Ende die Türkei in Berlin gewinnt“, sagte der Stürmer des FC Bayern. Die DFB-Auswahl habe den Gäste-Fans zeigen wollen, „dass sie für die falsche Flagge singen und pfeifen“, fügte der Profi des FC Bayern München hinzu. Nach dem frühen Führungstor von Kai Havertz riefen die zumeist deutlich leiseren deutschen Fans ironisch „Auswärtssieg, Auswärtssieg“.
Am Ende musste sich das deutsche Team beim Heimdebüt von Bundestrainer Julian Nagelsmann aber geschlagen geben. Der Sieg ihrer Mannschaft wurde von den türkischen Anhängern euphorisch bejubelt. „Wir wollten eigentlich zeigen: „Hey, so nicht!“ Aber klar, der Sport und das Leben laufen nicht immer so, wie man sich das wünscht“, sagte Müller, der nicht zum Einsatz gekommen war.