Während des Spiels kam nichts von Borussia Dortmund – nach dem Schlusspfiff dann zumindest ein wahrer Satz. „Wenn du dir Torchancen kreieren willst, dann brauchst du ein bisschen was in der Hose“, sagte Julian Brandt nach dem sogenannten deutschen Klassiker – der so einseitig und langweilig verlief wie lange nicht mehr.
Wenn es gegen die Bayern geht, schlottern den Dortmundern regelmäßig die Knie. Neun der vergangenen zehn Duelle endeten mit einem Münchener Sieg. Das Torverhältnis spricht Bände: 11:33 aus BVB-Sicht.
Das von der Liga weltweit gehypte Spitzenspiel ist – abgesehen von einem 2:2 in der Hinrunde der vergangenen Saison – an Einseitigkeit kaum zu überbieten. Es scheint, als ob der BVB, um im Bild von Brandt zu bleiben, fast regelmäßig nichts in der Hose hat, wenn es gegen den Rekordmeister geht. Und wo der ehemalige Bayern-Boss Olli Kahn („Eier, wir brauchen Eier!“) vor einem Jahr aus Wut über den Last-Minute-Ausgleich von Anthony Modeste zumindest fast noch eine Plexiglasabsperrung zertrümmert hatte, konnte sein Nachfolger Jan-Christian Dreesen diesmal ganz entspannt vor sich hinlächeln.
Denn es gab nicht einmal ein Aufbäumen der Dortmunder – das machte dieses 0:4 ja so bitter, so schmerzhaft für die BVB-Fans. Besonders vor dem Hintergrund, dass BVB-Trainer Edin Terzic seine Mannschaft bereits in der Rückrunde der vergangenen Saison dazu gebracht hatte, durchaus erfolgreich an ihrem Phlegma zu arbeiten. Da hatte der BVB nach der Winterpause neun Punkte auf die Bayern aufgeholt, wäre fast Meister geworden.
Terzic hat sein Team stets geschützt
Die Voraussetzungen schienen so gut wie lange nicht mehr. 17 Ligaspiele war der BVB ungeschlagen, die Bayern dagegen angeschlagen: Am Mittwoch waren sie beim Drittligisten Saarbrücken aus dem Pokal geflogen. Es gab gesperrte, verletzte und angeschlagene Bayern-Spieler.
Doch der mutlose Dortmund spottete all dem, was von den BVB-Verantwortlichen zuletzt zu hören war. Man habe „enorm an Widerstandsfähigkeit hinzugewonnen“, hatte Sportdirektor Sebastian Kehl gesagt. „Wir wollen zum Borsigplatz“, hatte Terzic nach dem 2:0 im DFB-Pokal über Hoffenheim drei Tage zuvor erklärt. Dort gebe es „genug Platz für alle, um nicht nur einen Titel zu feiern.“
Es geht hier nicht darum, Terzic für seine mutige Ansage abzuwatschen. Im Gegenteil: Es geht darum, aufzuzeigen, wie sehr ihn die BVB-Profis am Samstag im Regen stiehen ließen – ihren Coach, der sich immer wieder schützend vor sie gestellt hatte. Der sie auch noch in Schutz genommen hatte, als sie am letzten Spieltag der vergangenen Saison durch ein 2:2 zu Hause gegen Mainz doch noch die Meisterschaft verspielt hatten.
Nicht die Niederlage an sich – die Mutlosigkeit der Dortmunder war desillusionierend.