Monday, May 20, 2024

Paris: Drei Tote und drei Verletzte durch Schüsse

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Nach den tödlichen Schüssen in der Nähe eines kurdischen Kulturzentrums in Paris ist es am Freitag zu Auseinandersetzungen zwischen kurdischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie die Polizei Tränengas einsetzte. „Eine Gruppe von Personen greift die Ordnungskräfte an und bewirft sie mit Wurfgeschossen. Die bis dahin friedliche Demonstration eskaliert“, berichtet ein Reporter der französischen Tageszeitung „Le Parisien“. Die Fensterscheiben mehrerer Privatautos und Polizeifahrzeuge wurden zertrümmert.

Am Freitag hatte ein Mann bei einem kurdischen Gemeindezentrum sowie einem nahe gelegenen Restaurant und einem Friseursalon Schüsse abgefeuert. Drei Menschen starben, drei wurden verletzt. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen, auch er wurde verletzt. Er wollte laut Innenminister Gérald Darmanin Ausländer angreifen. Der Mann habe alleine gehandelt und als Sportschütze über etliche Waffen verfügt. Unklar sei, ob er explizit Kurden attackieren wollte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach dagegen von einem absichtlichen Angriff auf Kurden. „Die Kurden in Frankreich waren das Ziel eines niederträchtigen Angriffs mitten in Paris“, schrieb der Staatschef am Abend auf Twitter. Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen.

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Bei den Toten und Verletzten handelte es sich dem Demokratischen Kurdischen Rat in Frankreich (CDK-F) zufolge um kurdische Aktivisten. Die Organisation sprach von einer „terroristischen Attacke“, zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Die Türkei bekämpft seit Langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und weiteren kurdischen Organisationen vorangetrieben werden. Der CDK-F rief zu einer Protestversammlung am Ort des Angriffs auf.

Frankreich will nach dem Angriff kurdische Treffpunkte schützen. Landesweit sollten durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden, sagte Frankreichs Innenminister Darmanin. Auch türkische diplomatische Vertretungen im Land sollten geschützt werden, um Gegenangriffe zu verhindern.

Polizisten in einer Tränengaswolke

Polizisten in einer Tränengaswolke
Quelle: dpa/Lewis Joly

In der Rue d‘Enghien kommt es zu Ausschreitungen

In der Rue d‘Enghien kommt es zu Ausschreitungen
Quelle: AP/Lewis Joly

Der festgenommene Tatverdächtige ist nach Informationen der Staatsanwaltschaft ein 69 Jahre alter Franzose. Er soll vor etwa einem Jahr in Paris zwei Migranten mit einem Säbel verletzt und mehrere Zelte zerstört haben. Er war deswegen in Untersuchungshaft, aus der er erst vor elf Tagen entlassen worden war. Auf der Gefährderliste des Inlandsgeheimdienstes steht er der Staatsanwaltschaft zufolge nicht. „Die möglichen rassistischen Motive des Täters werden Gegenstand der Ermittlungen sein“, sagte Staatsanwältin Laure Beccuau.

Die Berichte über Schüsse auf offener Straße lösen in Paris beklemmende Erinnerungen an die dschihadistischen Anschläge im Jahr 2015 aus. In diesem Fall handelt es sich jedoch um einen Täter, der in der Vergangenheit wegen fremdenfeindlicher Gewalt angeklagt gewesen war.

Paris: Tote durch Schüsse (23.12.2022)

Quelle: dpa/dpa-infografik GmbH

Premierministerin Elisabeth Borne bezeichnete den Angriff als „schreckliche Tat“ und sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Bürgermeisterin Anne Hidalgo schrieb auf Twitter, der Verdächtige sei ein Rechtsextremist. „Die kurdische Gemeinschaft und durch sie alle Pariser wurden durch diese Morde, die von einem rechtsextremen Aktivisten begangen wurden, ins Visier genommen“, so Hidalgo. „Die Kurden, wo auch immer sie leben, müssen in Frieden und Sicherheit leben können. Mehr denn je steht Paris in diesen dunklen Stunden an ihrer Seite.“

„Eine schlimme Tat, die heute Paris und Frankreich erschüttert hat“, twitterte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf Deutsch und Französisch. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen.“ Auch Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) drückte ihr Mitgefühl aus. „Hass darf niemals gewinnen“, schrieb sie auf Twitter.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes und schwerer Gewalt. Zuständig ist zunächst die Kriminalitätsbrigade der Justizpolizei, nicht die Terrorstaatsanwaltschaft, die sich zunächst auch zum Tatort begeben hatte.

„Es gab sieben oder acht Schüsse, es herrschte Panik“

Nach Informationen des in Berlin ansässigen Kurdischen Zentrums für Öffentlichkeitsarbeit fand zum Zeitpunkt der Tat in dem Pariser Kurdenzentrum ein Vorbereitungstreffen für eine Demonstration statt. Ob es tatsächlich einen Zusammenhang gab, stand zunächst nicht fest.

Die Schüsse wurden in einer kleinen Straße im 10. Arrondissement abgefeuert. „Wir haben einen alten weißen Mann gesehen, der in das Kurdenzentrum ging und dort feuerte“, sagte der Chef eines nahe gelegenen Restaurants der Nachrichtenagentur AFP. Der Mann habe sich danach in einen benachbarten Frisörsalon geflüchtet. „Wir haben uns mit den Angestellten im Restaurant in Sicherheit gebracht“, sagte er.

Polizisten riegelten nach der Tat die Straße ab

Polizisten riegelten nach der Tat die Straße ab
Quelle: Getty Images/Kiran Ridley

Die Ermittler untersuchten den Tatort

Die Ermittler untersuchten den Tatort
Quelle: REUTERS

„Ich habe zwei Polizisten in einen Frisörsalon gehen sehen, wo zwei Menschen am Boden lagen, sie waren an den Beinen verletzt“, sagte ein Anwohner. „Es gab sieben oder acht Schüsse, es herrschte Panik“, sagte eine Augenzeugin.

Der Tatort, die Rue d‘Enghien, ist eine kleine Straße im 10. Arrondissement. Das Kurdenzentrum Ahmet Kaya ist nach einem kurdischen Sänger benannt. Der Verein soll der Integration der kurdischen Bevölkerung dienen.

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Ahmet Kaya (* 28. Oktober 1957 in Malatya; † 16. November 2000 in Paris) war ein kurdisch-türkischer Sänger und Komponist der Özgün Müzik.

Anschlag in Paris

Emmanuel Grégoire, der für die Pariser Bürgermeisterin arbeitet, dankte den Sicherheitskräften für ihren raschen Einsatz. Seine Gedanken seien bei den Opfern und den Zeugen des Anschlags. Die Stadtteilbürgermeisterin wolle sich an den Ort des Vorfalls begeben. Auch die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo gedachte der Opfer und ihrer Familien. Im Stadtteilrathaus des 10. Arrondissement werde ein psychologischer Dienst zur Unterstützung eingerichtet.

Schon vor zehn Jahren waren Kurden in Paris Opfer von Mordanschlag

Die tödlichen Schüsse in einem kurdischen Gemeindezentrum wecken Erinnerungen an einen Mordanschlag auf Kurden in der französischen Hauptstadt vor zehn Jahren. Am 10. Januar 2013 waren in Paris im Kurdistan Informationszentrum drei kurdische Aktivistinnen getötet worden, darunter Sakine Cansiz, ein Gründungsmitglied der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK.

„Zehn Jahre nach der Ermordung von drei kurdischen Aktivistinnen im 10. Arrondissement wurde das Kulturzentrum Ahmet Kaya und die kurdische Gemeinschaft in unserem Arrondissement erneut Opfer eines mörderischen Angriffs“, twitterte das französische Senatsmitglied Rémi Féraud. „Gedenken Sie der Opfer und solidarisieren Sie sich mit den Kurden. Wir stehen zusammen.“

Nach dem Anschlag vor zehn Jahren war als einziger Verdächtiger ein Türke in Paris vor Gericht gestellt worden. Er starb 2016 im Gefängnis, noch ehe es zu einem Urteil kam. Erkenntnisse hatten damals darauf hingedeutet, dass Agenten des türkischen Geheimdienstes MIT an der Vorbereitung des Attentats beteiligt waren.

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