DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann hält die Kritik an WM-Gastgeber Katar für zu hart. Die Vorwürfe gegen die Vergabe der Weltmeisterschaft an das Emirat gingen zwar in Ordnung, auch müsse man die Menschenrechtslage kritisieren, sagte Zimmermann der „Rhein-Neckar-Zeitung“. „Aber diese generelle und absolute Ablehnung finde ich überzogen, weil sie auch zu nichts anderem als Ablehnung auf der anderen Seite führt.“ Katar habe in den vergangenen Jahren „viele Dinge positiv verändert, auch im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen der Wanderarbeiter“.
Zudem sei es neben der Kritik auch wichtig, die Kultur und Geschichte eines Landes zu respektieren, erklärte der Präsident des Badischen Fußballverbandes (BFV) in Karlsruhe. Das habe ihm häufig gefehlt. „Ich war zum ersten Mal in meinem Leben in einem arabischen Land und offen gesagt, war ich nach all den negativen Berichten sehr überrascht über die Offenheit und die Freundlichkeit, mit der man empfangen wurde“, meinte Zimmermann.
Auch Gespräche mit Einheimischen, ausländischen Arbeitskräften oder Europäern, die seit vielen Jahren in Katar arbeiteten, hätten ihm ein anderes Bild gezeigt, als es in Deutschland gezeichnet werde. Dennoch wolle er keineswegs „die geschilderten Probleme verharmlosen“, sagte Zimmermann.
12:03 Uhr: Messi würde jeden Titel für WM-Sieg opfern, glaubt Klinsmann
Nach Meinung des früheren Bundestrainers Jürgen Klinsmann würde Argentiniens Superstar Lionel Messi wohl jeden seiner bislang errungenen Erfolge für den Gewinn des Titels bei der Fußball-WM eintauschen. „Ich glaube, Messi würde jeden Titel abgeben, den er bereits gewonnen hat – Champions-League-Siege, Ligamedaillen und alle Trophäen, die er bisher gewonnen hat -, um diese Weltmeisterschaft zu gewinnen“, schrieb Klinsmann in seinem BBC-Newsletter am Mittwoch. Argentinien steht nach einem 3:0 über Kroatien als erster Teilnehmer des WM-Finals am Sonntag (16.00 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) in Lusail fest. Der Gegner wird zwischen Titelverteidiger Frankreich und Marokko ermittelt.
„Gegen wen auch immer sie antreten werden, sie werden gegen eine sehr entschlossene argentinische Mannschaft um den Titel kämpfen müssen“, schrieb Klinsmann. „Am Anfang waren sie sehr nervös, sie haben gegen Saudi-Arabien verloren, aber sie haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert.“ Messi, der in den bisherigen sechs WM-Partien in Katar bereits fünf Tore erzielt hat, hatte bis hierhin großen Anteil am argentinischen Siegeszug.
Man werde nun sehen, „ob Messi die gleiche Anerkennung von seinem Land bekommen kann wie Diego Maradona“, schrieb Klinsmann weiter. „So viele Fans in Katar wollen, dass er es schafft.“ Die Unterstützung durch die argentinischen Anhänger im Stadion bei der Partie gegen Kroatien sei „unglaublich“ gewesen.
10:27 Uhr: „Wichtigste Mannschaft des Landes ist nicht Bayern, sondern Nationalelf“
Ex-Nationalspieler Karl-Heinz Rummenigge will als Mitglied des DFB-Expertengremiums für einen Stimmungswandel in Deutschland sorgen. „Die wichtigste Mannschaft des Landes ist nicht Bayern München, sondern die Nationalelf“, sagte der ehemalige Vorstandschef des FC Bayern der Mediengruppe „Münchner Merkur/tz“ . „Ich kenne von meinen 95 Länderspielen das unbeschreibliche Gefühl, die Nationalhymne zu hören. Aber während bei der WM die argentinischen oder kroatischen Fans mit Stolz ihrer Mannschaft zujubeln, ist die Stimmung hierzulande auch dem Team gegenüber sehr gedämpft. Das gilt es wieder zu ändern.“
Rummenigge hofft dabei auf eine ähnliche Stimmung wie bei der Heim-WM 2006, als das deutsche Team für große Euphorie sorgte. „Das schaffen wir nur, wenn im Fußball an einem Strang gezogen wird. Wir brauchen niemanden, der sich als Retter aufspielt, sondern ein Team, das loyal und harmonisch zusammenarbeitet. Die Maßnahmen unseres Gremiums sollten nicht von Quantität, sondern von Qualität geprägt sein“, sagte der frühere Bayern-Boss der „Bild“.
Etwas mehr Demut und ein konzentrierter Fokus auf den Fußball seien dabei angebracht. „Beim DFB gab es zuletzt zu viele Nebenkriegsschauplätze. Dazu gehört auch, dass die Politik die politischen Probleme löst und dies nicht auf den Sport abgewälzt wird“, sagte Rummenigge.
Die Expertengruppe unter der Leitung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) und DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke (63) bilden Karl-Heinz Rummenigge (67), Rudi Völler (62), Oliver Kahn (53), Matthias Sammer (55) und Oliver Mintzlaff (47). Das Gremium soll über die Zukunft der DFB-Auswahl nach dem frühen Ausscheiden bei der WM in Katar und die künftige Besetzung des Postens des ehemaligen Geschäftsführers Oliver Bierhoff beraten. „2000 gehörte ich ja auch der Task Force mit Uli Hoeneß, Rudi Völler und Reiner Calmund an. Das war damals der Schulterschluss zwischen Bundesliga und DFB – und die Basis für viele erfolgreiche Turniere“, ergänzte Rummenigge.
10:13 Uhr: Lizarazu über Mbappés Duell mit Hakimi
Der frühere Bayern-Profi Bixente Lizarazu erwartet für Frankreichs Superstar Kylian Mbappé im Halbfinal-Duell mit Marokko und Kumpel Achraf Hakimi eine komplizierte Aufgabe. „Mbappé wird gegen Hakimi ein anderes Spiel erleben. Es wird ein Duell gegen einen Freund, das ist nie einfach, aber es ist vor allem schwierig für den Verteidiger“, schrieb der 53 Jahre alte frühere Abwehrspieler vor der Partie am Mittwoch (20.00 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) in seiner Kolumne für die Zeitung „L‘Équipe“.
England habe trotz der 1:2-Niederlage im Viertelfinale vorgemacht, wie man Mbappé mit konsequenter Verteidigung aus dem Spiel nehmen könne. „Mbappé wird sich daran gewöhnen müssen, weil alle gesehen haben, dass es der Mannschaft von Gareth Southgate gelungen ist, seinen Einfluss einzuschränken und ihn sogar zu blockieren“, urteilte Lizarazu, der mit Unterbrechung von 1997 bis 2006 für den FC Bayern gespielt hat.
Er sei überrascht, dass bei dieser WM nicht schon vorher konsequenter gegen Mbappé verteidigt wurde, sagte Lizarazu. Der 23 Jahre alte Ausnahmespieler Mbappé kommt bei dieser WM bisher auf fünf Tore und zwei Vorlagen, gegen England war sein Einfluss aber geringer als in den Spielen zuvor. „Er sollte im Halbfinale und in einem möglichen Finale die gleiche Behandlung erwarten“, schrieb Lizarazu. „Dann müssen die anderen französischen Spieler davon profitieren.“ Mbappé müsse zudem variabler spielen und seine Positionen verändern.
09:01 Uhr: Fifa lehnt bei Frauen-WM größere Kader ab
Die deutschen Fußballerinnen können bei der WM im kommenden Sommer anders als die Männer in Katar nicht auf einen größeren Kader zurückgreifen. Der Weltverband Fifa lehnte laut SPORT BILD einen Antrag des Deutschen Fußball-Bundes und anderer größerer Verbände, die mit 26 Spielerinnen zur Weltmeisterschaft nach Australien und Neuseeland reisen wollen, ab. Die FIFA beharre auf einer Kadergröße von 23. „Leider haben wir eine negative Rückmeldung erhalten“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg der SPORT BILD. Sie ergänzte: „Wir hatten uns ausdrücklich für eine Vergrößerung der WM-Kader von 23 auf 26 Spielerinnen ausgesprochen, um der hohen Belastung der Spielerinnen durch die Wettbewerbe sowie während des Turniers durch lange Reisewege sowie nach wie vor den Zeiten von Corona gerecht zu werden.“
Laut des Blattes sei den Verbänden mitgeteilt worden, dass eine Aufstockung der Kader ein Vorteil für die gut besetzten starken Nationen gegenüber den schwächeren WM-Teilnehmern sei. Dass bei der Männer-WM in Katar die Teams mit einem 26er-Kader spielen dürfen, sei laut Fifa kein Argument. Die Männer würden im Winter, also mitten in der Saison spielen, die Frauen aber nach Abschluss aller Vereinswettbewerbe. Das stimmt aber nur zum Teil, denn große Frauenfußball-Nationen wie die USA oder Schweden unterbrechen ihren Ligaspielbetrieb, die nach dem Kalenderjahr ausgerichtet wird.
Zudem müsste die Fifa bei einer Erhöhung der Kaderzahl die Hotelkosten für die drei zusätzlichen Spielerinnen pro Teilnehmer übernehmen. „Nichtsdestotrotz hoffen wir, dass eine Kaderaufstockung weiter thematisiert wird und es vielleicht doch noch einen Kompromiss geben wird“, sagte Voss-Tecklenburg. So könnten etwa die Teilnehmer selbst entscheiden, ob sie mit 23 oder 26 Spielerinnen anreisen – und dann die Mehrkosten selber übernehmen.
6:30 Uhr: Argentinier feiern Einzug ins Finale
Fußballfans in Argentinien haben nach dem Finaleinzug ihrer Nationalmannschaft um Superstar Lionel Messi bei der WM in Katar eine große Party gefeiert. Sie versammelten sich vor allem in der Gegend rund um den Obelisken in der Hauptstadt Buenos Aires, wie die argentinische Nachrichtenagentur „Telam“ am Dienstagabend berichtete. Viele hatten den 3:0-Halbfinalsieg gegen Kroatien im Sommer auf der Südhalbkugel beim Public Viewing mit Großleinwänden verfolgt. Für das fußballverrückte Land Diego Maradonas stellt der sportliche Erfolg einen Lichtblick inmitten einer wirtschaftlichen Dauerkrise mit galoppierender Inflation dar.
„Es war eine riesige Freude“, zitierte „Telam“ einen Fan namens Nicolás Adi, der sich das Gesicht hellblau und weiß in den Farben der „Albiceleste“ angemalt hatte. „Ich dachte, dass das Ergebnis knapper ausfallen würde. Jetzt bin ich gespannt, wer der Gegner sein wird, und das Einzige, was ich am Sonntag will, ist vor Freude weinen.“ Dann steht bei der Weltmeisterschaft in Katar das Finale an. Argentiniens Gegner wird am Mittwoch zwischen Titelverteidiger Frankreich und der großen WM-Überraschung Marokko ermittelt.
5:06 Uhr: Reporter Réthy vor TV-Abschied: „Distanz zum Geschäft“
Reporter-Legende Béla Réthy verspürt kurz vor seinem letzten Einsatz als TV-Kommentator nur wenig Wehmut. „Vielleicht ist es anders, wenn ich zum letzten Mal den Kopfhörer mit dem Mikro absetze und zum Parkplatz latsche. Mal sehen“, sagte der 66-Jährige der „Süddeutschen Zeitung“. Am Mittwoch wird Réthy im ZDF das WM-Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko als letztes Spiel seiner TV-Karriere kommentieren.
„Ich habe eine gewisse Distanz zum Geschäft aufgebaut. Der Fußball ist kälter geworden, die Emotionen kleiner“, sagte Réthy. „Ich habe mehr Vorfreude auf das, was kommt. Ich habe einen Enkelsohn in Berlin, Jonathan, den kann ich heranwachsen sehen. Und ich verspüre Lust auf Terminlosigkeit, auf Laissez faire, nicht mehr Fußball gucken zu müssen. Vielleicht überlagert das die Wehmut.“
Réthy war seit 1986 bei allen Fußball-Weltmeisterschaften für das ZDF im Einsatz, seit 1994 als Live-Reporter bei allen großen Turnieren. Die Atmosphäre in Katar bei seinem letzten Turnier wertet er als „inszeniert. In Brasilien oder Italien musst du nichts machen. Da passiert eine WM von alleine. Hier? Gab‘s Stimmungsmacher mit Megafonen, die Stimmung konstruierten. Viel Fassade.“
4:26 Uhr: Lloris baut Englands Kane nach Fehlschuss auf
Frankreichs Kapitän Hugo Lloris hat seinem Club-Kollegen Harry Kane nach dessen verschossenem Elfmeter im WM-Viertelfinale Trost gespendet. „Wir haben geschrieben. Es war nicht einfach, direkt nach dem Spiel die richtigen Worte zu finden“, sagte Lloris über Englands Kapitän Kane, der bei der 1:2-Niederlage der Three Lions gegen Frankreich einen Elfmeter zum möglichen 2:2 über das Tor von Lloris geschossen hatte. Die beiden Nationalmannschaftskapitäne spielen zusammen beim Premier-League-Club Tottenham Hotspur.
„Er brauchte eine Pause“, sagte Lloris vor Frankreichs Halbfinale gegen Marokko am Mittwoch (20.00 Uhr MEZ/ZDF und MagentaTV) über die Reaktion des Stürmers auf das Aus. „Es ist eine schwierige Zeit für Englands Nationalteam und für Harry.“ Kane hatte bereits nach dem Viertelfinale viel Unterstützung von seinen Teamkollegen erhalten. England wartet 56 Jahre nach dem WM-Triumph von Wembley weiter auf einen großen Titel.
Um die Zukunft seines Club-Kollegen macht sich Lloris keine Sorgen. „Er kann stolz darauf sein, was er für das Team bei dieser WM erreicht hat“, sagte der 35 Jahre alte Franzose. Einen ersten Elfmeter hatte Kane gegen Lloris im Viertelfinale zum zwischenzeitlichen 1:1 verwandelt. „Viele Top-Spieler haben in ihrer Karriere Elfmeter vergeben. Harry wird Tottenham und England helfen, zu glänzen“, prophezeite Lloris.
4:06 Uhr: Kroos kann sich Modric noch bei EM vorstellen
Das Halbfinal-Aus gegen Argentinien bedeutet zumindest vorläufig noch nicht das Ende der großen kroatischen Fußball-Generation um ihren Starspieler Luka Modric. Auch sein Teamkollege Toni Kroos von Real Madrid kann sich ein Ende von Modric‘ Nationalmannschaftskarriere noch nicht vorstellen.
„Wenn ich tippen müsste, würde ich sagen: Er spielt die EM in Deutschland noch. Er ist auch einfach fußballverrückt“, sagte Kroos am Dienstagabend bei MagentaTV über den 37-Jährigen. Kurz zuvor hatte Vize-Weltmeister Kroatien das Endspiel durch ein 0:3 gegen Argentinien verpasst. Die EM in Deutschland findet im Sommer 2024 statt.
„Er spielt nach wie vor top. Für sein Land sowieso. Er ist einer, der heraussticht“, sagte Kroos über seinen langjährigen Teamkollegen bei Real Madrid: „Luka ist der Erste, der sauer ist, wenn er ein Trainingsspiel verliert.“ Modric achte „extrem auf sich“, sagte Ex-Nationalspieler Kroos: „Er geht auch mehr darum, wie man physisch drauf ist. Da ist er unfassbar. Er ist für junge Spieler ein gutes Vorbild. Das ist alles harte Arbeit.“