Grant Wahl, einer der bekanntesten Fußballreporter der Vereinigten Staaten, ist am späten Freitagabend gestorben, als er über das WM-Spiel zwischen Argentinien und den Niederlanden berichtete.
US-Medienvertreter, die in seiner Nähe im Lusail-Stadion nördlich von Doha saßen, sagten, Wahl sei während der Verlängerung im Lusail-Stadion zusammengebrochen. Nach Medienberichten wurde er in ein Krankenhaus gebracht, in dem er gestorben sei. Die Nachrichtenagentur AP berichtet, bereits auf der Tribüne seien Wiederbelebungsversuche erfolglos gewesen.
Wahl selbst hatte kurz zuvor noch zum 2:2-Ausgleich der Niederländer getwittert: „Ein unglaublicher Treffer nach einer Standardsituation.“ Die Argentinier hatten sich schließlich nach einem packenden Spiel mit 4:3 im Elfmeterschießen durchgesetzt.
Der offizielle Twitter-Account des US-Fußballverbands bestätigte den Tod des Reporters: „Der gesamten US-Fußballfamilie ist das Herz gebrochen, als wir vom Tod von Grant Wahl erfahren haben“. Seine Frau Céline Gounder schrieb auf Twitter, sie stehe völlig unter Schock.
Todesdrohungen in Katar
Während der Gruppenspielphase hatte Wahl Schlagzeilen gemacht, als er berichtete, er sei festgenommen worden und man habe ihm kurzzeitig den Zutritt zu einem WM-Spiel verweigert, weil er ein Regenbogen-T-Shirt zur Unterstützung der LGBTQ-Rechte trug. Er sagte, das Sicherheitspersonal habe ihm gesagt, er solle sein T-Shirt wechseln, weil „es nicht erlaubt ist“, und sein Telefon mitgenommen.
Wahl beschrieb, er sei 25 Minuten nach seiner Festnahme freigelassen worden. Ein Fifa-Vertreter und ein hochrangiges Mitglied des Sicherheitsteams im Stadion habe sich entschuldigt. Danach sagte Wahl gegenüber CNN, er werde das T-Shirt „wahrscheinlich“ wieder tragen. LGBT ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender. Jeder Buchstabe steht für die eigene Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung. Homosexualität ist in Katar verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft.
Mehrere US-amerikanische Medien berichten über ein Video, das in den sozialen Medien kursiert und vom Bruder des Reporters stammen soll. Dort soll dieser die Vermutung äußern, dass Grant Wahl getötet wurde. „Ich bin schwul. Ich war der Grund, dass er das T-Shirt trug“. Sein Bruder habe ihm von Todesdrohungen in Katar erzählt. Das Video ist inzwischen gelöscht. Der betreffende Instagram-Account steht derzeit auf „privat“.
Auch über die Situation der Arbeiter in Katar hatte der Sportjournalist berichtet, bei Twitter noch am Tag vor seinem Tod.
Wahl, der 1996 seinen Abschluss in Princeton machte, arbeitete von 1996 bis 2020 für „Sports Illustrated“. Wahl, Autor des Buches „The Beckham Experiment“, war seitdem selbstständig. In Katar berichtete er über seine achte Fußball-Weltmeisterschaft.