Ein israelischer Luftangriff auf eine humanitäre Zone im Süden des Gaza-Streifens soll Medienberichten zufolge dem Anführer des militärischen Arms der Hamas, Mohammed Deif, gegolten haben. Die Armee gehe davon aus, dass sich der Chef der sogenannten Kassam-Brigaden unter den Opfern befinde, meldete die „Haaretz“. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür bislang nicht. „In Zusammenarbeit mit der Luftwaffe haben die Soldaten gestern mehrere Terroristen eliminiert“, erklärte das Militär bislang nur.
Palästinensischen Angaben zufolge wurden bei dem israelischen Militäreinsatz mindestens 71 Menschen getötet. Mindestens 289 weitere Menschen seien in der humanitären Zone Al-Mawasi verletzt worden, teilte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, entsprechende Berichte zu prüfen.
Israelischen Medien berichten unter Berufung auf die Armee, es sei unklar, ob sich in der Gegend des Militäreinsatzes auch Geiseln befunden hätten. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Berichten.
Israels Außenministerium teilte mit, Verteidigungsminister Joav Galant habe „angesichts der Entwicklungen in Gaza“ kürzlich eine Beurteilung der operativen Lage mit Generalstabschef Herzi Halevi sowie dem Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ronen Bar, durchgeführt.
Stiftungsmitarbeiter oder Terror-Finanzierer?
Einsätze gab es auch in der Stadt Rafah im Süden des Gaza-Streifens, wo demnach „zahlreiche Tunneleingänge“ zerstört und ebenfalls Kämpfer der radikalislamischen Hamas getötet wurden. Die Luftwaffe habe ein Lagerhaus ins Visier genommen, in dem bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober benutzte Gleitschirme gelagert worden seien.
Zudem sind bei den israelischen Luftangriffen im Gaza-Streifen nach Angaben einer in Großbritannien ansässigen Hilfsorganisation auch mehrere Helfer getötet worden. Der Angriff vom Freitag habe eine Lagerhalle getroffen, in der Grundnahrungsmittel für die Verteilung vorbereitet worden seien, teilte die Stiftung Al-Khair Foundation mit. Die Halle liege in der Gegend Muwasi, die Israel teils als sichere humanitäre Zone deklariert habe.
Zu Tode gekommen sei der ranghohe Mitarbeiter Husam Mansur, der vor Ort als Techniker für die Stiftung gewesen sei, hieß es. Außerdem seien bei dem Angriff drei weitere Angestellte von Hilfsgruppen getötet worden, die die Halle genutzt hätten, erklärte der Direktor der in London und in der Türkei ansässigen Al-Khair Foundation, Imam Qasim Rashid Ahmad.
Das israelische Militär erklärte hingegen, bei dem Getöteten l-Khair-Mitarbeiter Mansur habe es sich um ein ranghohes Mitglied der Hamas gehandelt. Er habe seine Position bei der Stiftung genutzt, um Gelder für die militant-islamistische Gruppe zu sammeln.
Der Krieg im Gaza-Streifen war durch einen Großangriff von Kämpfern der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei waren nach israelischen Angaben 1195 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt worden.
Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gaza-Streifen vor. Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 38.340 Menschen getötet.