Deutschland ist im Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft ausgeschieden. Die Nationalmannschaft verlor in Stuttgart ein dramatisches Spiel gegen Spanien 1:2 nach Verlängerung. Für die deutsche Mannschaft war diese Niederlage nach großem Kampf extrem bitter, zumal sie in der Verlängerung einen Handelfmeter hätte bekommen können.
Julian Nagelsmann überraschte mit seiner Aufstellung. Dass Jonathan Tah nach seiner Gelbsperre zurückkam und Nico Schlotterbeck ersetzte, war zu erwarten. Dass aber Emre Can aber Robert Andrich verdrängte, kam überraschend. Der Bundestrainer erwartete sich so mehr Tempo im Spiel.
Was er zunächst aber bekam, war deutsche Härte. Drei Fouls in den ersten drei Minuten waren schon eine Ansage. Und dass in der achten Minute bereits der erste Spieler verletzt vom Platz musste, brachte die Spanier vollends auf die Palme. Pedri konnte nach einer Attacke von Toni Kroos mit einer Knieverletzung nicht weiterspielen. Dass der deutsche Regisseur die Anfangsphase trotz zweier klarer Fouls ohne Gelbe Karte überstand, mag seiner Prominenz geschuldet sein.
Rüdiger räumte Olmo ab
Wer in diesem Viertelfinale die feine Fußballklinge erwartete, wurde enttäuscht. Beide Teams holten eher die grobe Kelle raus. Vor allem die Deutschen. So wie Antonio Rüdiger, der den eingewechselten Dani Olmo abräumte und Gelb sah. Den fälligen Freistoß setzte Yamal neben das Tor (13.).
Nun nahm auch die DFB-Elf das Spiel mit dem Ball auf, gewann Spielanteile und kam nach einer schönen Flanke von Joshua Kimmich zu einer ersten Chance. Kai Havertz scheiterte mit einem Kopfball an Torwart Unai Simon (21.). Es folgten weitere Gelbe Karten: auf deutscher Seite für David Raum (28.), auf spanischer für Robin Le Normand (29.).
Die harte Gangart und das Doppeln der schnellen spanischen Außen zeigte jedenfalls Wirkung. Die DFB-Elf kam immer mehr ins Spiel und hatte in der 35. Minute ihre größte Möglichkeit, als erneut Havertz an Simon scheiterte.
Schiedsrichter offenbar ein Freund des gepflegten Tacklings
Fazit einer knüppelharten ersten Halbzeit: Deutschland mit mehr Ballbesitz, Spanien mit mehr Chancen. Und beide Mannschaften konnten glücklich sein, dass der englische Schiedsrichter Anthony Taylor offenbar ein Freund des gepflegten Tacklings ist. Drei Gelbe Karten waren am untersten Limit.
Zufrieden war Nagelsmann offenbar nicht, er brachte nach der Pause Andrich für Can und Florian Wirtz für Leroy Sané. Sicherheit brachte das nicht. Spanien startete furios in die zweite Halbzeit und ging in Führung. Erst jagte Morata den Ball aus Nahdistanz noch über die Latte (47.), dann schlug Olmo zu. Der gerade gekommene Andrich ließ dem Leipziger deutlich zu viel Platz, sodass dieser die Vorlage von Yamal flach ins linke Eck vollenden konnte (52.).
Nagelsmann brachte in der Folge Maximilian Mittelstädt und Niclas Füllkrug. Vor allem dessen Anwesenheit im Strafraum machte sich bemerkbar. Wille, Kampf und Einsatz stimmten: Die DFB-Elf drückte nun auf den Ausgleich, Spanien befreite sich nur noch selten.
Wirtz lief über die rechte Seite und flankte nach innen, wo Füllkrug im Fallen an den Ball kam, ihn aber an den rechten Pfosten setzte (77.). Fünf Minuten später die nächste große Möglichkeit: Torwart Simon spielte einen bösen Fehlpass, Havertz lief frei auf ihn zu und konnte den Ball aus 20 Metern über Simon hinweg ins Tor lupfen. Er flog aber über die Latte.
Flanke Mittelstädt, Kopfballablage Kimmich – Wirtz!
Doch auch davon ließen sich die Deutschen nicht beirren und belohnten sich in der 89. Minute mit dem hochverdienten und viel umjubelten Ausgleich. Flanke Mittelstädt, Kopfballablage Kimmich, und Wirtz schoss den Ball aus sieben Metern ins linke Toreck – 1:1, Verlängerung!
Dort ging es erst mal ruhiger zur Sache, gerade die Deutschen mussten nach dem enormen Aufwand der vergangenen halben Stunde durchatmen. Bald aber nahm dieses mitreißende Spiel aber wieder Fahrt auf. Beide Teams versuchten die Entscheidung zu erzwingen. Erst setzte Mikel Oyarzabal einen Schuss nur knapp am Pfosten vorbei (104.), dann ging es Wirtz auf der Gegenseite genauso, als er eine Vorarbeit des eingewechselten Thomas Müller haarscharf rechts vorbeischoss (105.).
Dann die Szene, über die noch zu reden sein wird: Nach einem Torschuss von Musiala forderten die Deutschen vehement Elfmeter. Doch obwohl der Ball dem Spanier Marc Cucurella deutlich an den nach unten abgespreizten Arm gesprungen war, bemühte Schiedsrichter Taylor nicht einmal den Videobeweis.
In der 117. Minute war es dann Füllkrug, der die Entscheidung auf dem Kopf hatte, Simon wehrte dessen Versuch aber gerade so ab. Nun nahm das deutsche Drama seinen Lauf. In der 120. Minute erzielte Mikel Merino nach einer Flanke von Olmo per Kopf die spanische Führung 2:1 für Spanien.
Doch auch das war noch nicht das Ende. Mit letzter Verzweiflung warfen Nagelsmanns Männer alles nach vorn und hatten durch Füllkrug tatsächlich noch einmal die große Chance auf den Ausgleich. Doch der Kopfball flog am rechten Pfosten vorbei. Kurz danach sah Spaniens Rechtsverteidiger Daniel Carvajal die Gelb-Rote Karte.
Nach fünf Minuten Nachspielzeit beendete Taylor dann das Spiel, dass der Schiedsrichter aus deutscher Sicht mitentschieden hat.