Die Stadt Gütersloh versucht, den Hype so gut es geht, zu kanalisieren – doch das Chaos könnte unvermeidbar sein. Über 8000 Fans werden erwartet, wenn die portugiesische Nationalmannschaft am Freitag ein öffentliches Training im Heidewald-Stadion veranstaltet. „Wenn so viele Fans anreisen, lassen sich Wartezeiten kaum vermeiden“, heißt es in einer Erklärung der ostwestfälischen Stadt, verbunden mit der Bitte „viel Zeit für die Anreise einzukalkulieren.“
Der Hype, den der Europameister von 2016 und vor allem sein Superstar Cristiano Ronaldo auslöst, ist beachtlich. Die rund 6000 Tickets für das Training am Freitag waren innerhalb einer Minute vergriffen. Es gab über 50.000 Anfragen. Anschließend blühte der Schwarzmarkt. Laut der örtlichen Tageszeitung „Neue Westfälische“ wurden für die Karten, die von der Uefa und dem portugiesischen Verband kostenlos zur Verfügung gestellt worden waren, teilweise weit über 100 Euro geboten worden. Ein Fan war bereit, bei einem Online-Portal 1000 Euro für vier Tickets zu zahlen.
Die Portugiesen werden am Donnerstagabend ihr EM-Quartier in Marienfeld aufschlagen, zwölf Kilometer entfernt von Gütersloh. Bereits bei der WM 2006 hatte die Mannschaft dort im Hotel Klosterpforte gewohnt, inklusive Ronaldo. Bei der WM 2006 galt der damals 19-Jährige als aufstrebender Star – neben den etablierten Figuren wie Deco und Flügelstürmer Luis Figo.
Reinhold Frie, Inhaber des Hotels Klosterpforte, das neben einer ehemaligen Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert liegt, hatte damals massiv darum gekämpft, die Portugiesen nach Marienfeld zu bekommen.
Portugals Trainer kam sogar zum Richtfest
Frie hatte die Anlage zu einem Sporthotel ausgebaut, in dem über viele Jahre auch verschiedene Bundesligisten Trainingslager absolvierten. Um den Anforderungen der Fifa zu entsprechen, hatte Frie 2006 abermals massiv investiert. Mit Erfolg: Vor allem der damalige portugiesische Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari verliebte in sich das idyllisch gelegene Hotel. Der Brasilianer, der sein Heimatland 2002 zum WM-Titel geführt hatte, erschien im Mai 2006 sogar unangemeldet zum Richtfest des neuen Gebäudetraktes. Die Feuerwehrkapelle Harsewinkel, einer Nachbargemeinde von Marienfeld, spielte ihm zu Ehren die brasilianische Nationalhymne.
Ganz so beschaulich dürfte es in den kommenden Tagen an der Klosterpforte nicht mehr zugehen. Vorwiegend die Sicherheitsanforderungen sind seit 2006 deutlich gestiegen. Der portugiesische Tross umfasst etwa 120 Menschen, Tagungsräume mussten in Funktionsräume für Scouts und Physiotherapeuten umfunktioniert werden. Das Gelände wurde umzäunt, Unbefugte werden keinen Zutritt erhalten. Auf dem Areal des benachbarten ehemaligen Klosters werden die täglichen Pressekonferenzen abgehalten.
Die Portugiesen haben die Klosterpforte für 14 Tage komplett gebucht – inklusive Option auf eine Verlängerung.