Kapitän Ilkay Gündogan zeigt sich enttäuscht und auch „traurig“ über die ablehnende Haltung etlicher Menschen in Deutschland zu Fußball-Nationalspielern mit Migrationshintergrund. Die Zahlen in einer WDR-Umfrage, die mitten in der EM-Vorbereitung der DFB-Auswahl Schlagzeilen macht, überraschen den 33-Jährigen gleichwohl nicht.
„Wir wissen alle, dass es das weltweit dieses Problem gibt“, sagte Gündogan, der die Nationalelf seit vergangenem September als Kapitän anführt, zu rassistischen Haltungen. „Die Zahlen sind nicht überraschend. Das wird es wahrscheinlich auch noch die nächsten zehn Jahre geben. Vielleicht wird es besser – hoffentlich“, sagte der Deutsch-Türke am Dienstag im DFB-Quartier in Herzogenaurach.
In einer laut WDR repräsentativen Umfrage hatte jeder Fünfte angegeben, dass er es besser fände, wenn wieder mehr weiße Spieler in der Nationalmannschaft spielen würden. Und 17 Prozent der Deutschen finden es schade, dass der DFB-Kapitän türkische Wurzeln habe.
„Was soll ich dazu großartig sagen?“, sagte der in Gelsenkirchen geborene Gündogan dazu. „Ich meine, irgendwo überraschen tut es mich nicht, weil man ja auch die politische Entwicklung der letzten Monate, vielleicht sogar letzten Jahre sieht. Dann kommt das vielleicht auch nicht überraschend. Und es ist trotzdem traurig, dass wir in der heutigen Zeit überhaupt noch solche Umfragen machen und ihnen so viel Wert geben.“
Ähnlich wie zuvor schon Bundestrainer Julian Nagelsmann und Teamkollege Joshua Kimmich stört auch Gündogan der Zeitpunkt der Umfrage. „Ich finde es komplett unnötig, es macht wenig Sinn. Und tut zu dem Zeitpunkt keinem gut“, sagte er zehn Tage vor dem EM-Start.
„Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheißumfrage lesen zu müssen“
Zuvor hatte schon Julian Nagelsmann die Umfrage scharf kritisiert. „Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheißumfrage lesen zu müssen“, sagte der Bundestrainer vor dem Testspiel gegen die Ukraine (0:0). „Ich war schon schockiert, dass solche Fragen gestellt werden – und dass Menschen darauf antworten auch“, sagte Nagelsmann zu der Umfrage der WDR-Sendung „Sport Inside“. „Ich sehe es auch so, dass das rassistisch ist“, sagte Nagelsmann.
WDR-Sportchef Karl Valks hatte zur bereits am Samstag aufgekommenen Kritik erklärt: „Unser Reporter Philipp Awounou wurde in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige „echte“, hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen. Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen.“