Es ist nicht leicht, alte Denkmuster zu überwinden. Dazu gehört auch die in weiten Kreisen immer noch vorherrschende Wahrnehmung von Rüstungskonzernen. Sind sie nicht indirekt für Kriege, Tod und Leid auf der Welt verantwortlich?
Diese Logik ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen. Ja – Kriegführen wäre ohne die schweren Waffen internationaler Waffenschmieden schwierig bis unmöglich gewesen. Und auch, womit wir beim Thema wären, ohne die Panzer, Kettenfahrzeuge oder Artilleriegeschütze von Rheinmetall.
Das in Düsseldorf ansässige Unternehmen war im Ersten Weltkrieg einer der größten Rüstungslieferanten des Deutschen Kaiserreiches und es war in den 1930er-Jahren – unter der Kontrolle der Nazi-Regierung – sogar in die Vorbereitung und Planung des Zweiten Weltkrieges involviert. In den Rheinmetall-Fabriken mussten Zwangsarbeiter Sklavenarbeit leisten. Es gibt Firmen, die eine deutlich unproblematischere Historie haben.
So ist es nicht verwunderlich, dass es einen Aufschrei gab, als durchsickerte, dass Rheinmetall, nach Airbus das größte deutsche Rüstungsunternehmen, Premium-Sponsor bei Borussia Dortmund wird. Bereits in der Woche vor dem Champions League-Finale, das der BVB am Samstag gegen Real Madrid spielen wird (21 Uhr, im Sport-Ticker der WELT), soll der Rheinmetall-Schriftzug auf Werbebanden auftauchen. Die auf drei Jahre angelegte Partnerschaft dürfte dem Klub über 20 Millionen Euro einbringen.
BVB erwartet nicht nur Beifall für den Schritt
Rheinmetall wird sich durch den Deal vor allem einen Imagegewinn erhoffen, der langfristig dazu beitragen könnte, den Börsenkurs des im DAX gelisteten Konzerns noch weiter zu steigern. Der Aktienwert von Rheinmetall, das eine wichtige Rolle bei der Aufrüstung der Bundeswehr spielt, hat sich seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 bereits verfünffacht.
Der BVB war sich bewusst, dass er sich für diesen Deal nicht nur Beifall einhandelt. Denn so gespalten, wie die deutsche Öffentlichkeit in Bezug auf die Waffenlieferungen an die Ukraine ist, sind es auch Fußball-Fans. Nicht jeder teilt die Auffassung, dass dies richtig sei, nicht jeder sieht ein, dass wir – wie es Bundeskanzler Olaf Scholz formulierte – in einer Zeitenwende leben, die in vielen Punkten ein Umdenken erfordert.
Fakt ist jedoch: Ohne eine wehrhafte Verteidigung könnten Werte wie Demokratie, Freiheit und Minderheitenschutz auf dem Spiel stehen. Und der BVB bekennt sich, wie andere Bundesligisten auch, explizit zu diesen Werten – nicht zuletzt, weil dies so von vielen Mitgliedern und Fans eingefordert worden ist. Insofern wäre es verlogen, ausgerechnet dieses Sponsoring zu brandmarken.