Mac Jones saß zusammengekauert auf der Bank. Der Quarterback der New England Patriots hatte einen großen Anteil daran, dass die Krise des sechsmaligen Meisters der National Football League (NFL) auch in Deutschland kein Ende fand. Gegen die Indianapolis Colts verloren die Patriots in Frankfurt 6:10 (3:7). Jones erhielt gegen Spielende die Höchststrafe von seinem Trainer.
„Es ist offenkundig ein enttäuschendes Ergebnis“, erklärte Bill Belichick, der Trainer der Patriots, schmallippig. Auch Tight End Hunter Henry äußerte sich nach dem Spiel frustriert: „Es ist hart. Wir waren einfach nicht gut genug, in jeder Hinsicht.“ Nach der schwachen Leistung hat New England bereits acht Niederlagen in zehn Saisonspielen kassiert.
Vor dem Spiel hatte Oliver Berhoff sich noch optimistisch gezeigt. „Ich freue mich über die tolle Stimmung und dass wir uns als Deutschland als tolles Gastgeberland präsentieren können. Deutschland ist in unserer Organisation ein großes Thema. Jeder ist heiß“, sagte der ehemalige DFB-Direktor vor Spielbeginn bei „DAZN“. Bierhoff ist seit Oktober Berater der Patriots. Das folgende Spiel konnte seinen Optimismus nicht bestätigen.
Bierhoffs mächtiger Chef, Robert Kraft, hatte es sich vor dem Kick-off in einer dicken Winterjacke auf der Tribüne gemütlich gemacht. Unten am Spielfeldrand begrüßte Fußballer David Alaba New Englands JuJu Schmith-Schuster. Die erfolgreichste Franchise der NFL zehrt immer noch von der Strahlkraft der sechs Meisterschaften in der Ära Tom Brady. Die sportliche Aussicht der Patriots ist mittlerweile eher düster.
New England, mit zwei Siegen aus neun Spielen nach Deutschland gekommen, konnte in dieser Saison noch keinen ersten Ballbesitz in einen Touchdown ummünzen. Auch in Frankfurt blieb sich das kriselnde Team von Bill Belichick treu. Der erste Angriff der Offensive um Mac Jones endete in einem Field Goal. Die Colts machten es besser und antworteten mit einem Touchdown durch Jonathan Taylor. Unter dem offenen Dach der Frankfurter Arena passierte bis zur Pause dann nicht mehr viel. Ein Field-Goal-Versuch der Colts geriet zwei Sekunden vor der Halbzeit zu kurz.
Jones nach Fehlpass auf die Bank
Die zweite Hälfte begann aus Sicht der Colts mit einem Dämpfer. Quarterback Gardner Minshew warf den Ball in die Arme von New Englands Michael Pittmann. Doch die Patriots schafften es nicht in die Endzone; zu allem Überfluss setzte Kicker Chad Ryland den Ball neben das Gestänge. Das Spiel blieb eine Angelegenheit für Football-Liebhaber. Zumindest für Bernhard Raimann war der Ausflug nach Deutschland eine schöne Erfahrung. „Es ist toll, dass mich meine Familie spielen sehen kann. Das war zuletzt vor sieben Jahren der Fall“, hatte der Österreicher in Reihen der Colts vor dem Spiel gesagt.
Zu Beginn des Schlussviertels verkürzte New England mit einem weiteren Field Goal 6:7, ehe die Colts ebenfalls drei Punkte nachlegten. Als Jones die Patriots rund vier Minuten wieder vor die Endzone geführt hatte, warf der junge Quarterback den Ball zum Gegner. Eine Vorentscheidung. Trainerlegende Belichick verpasste seinem Quarterback die Höchststrafe: Für den letzten verbleibenden Spielzug musste Jones auf die Bank, Ersatzmann Bailey Zappe sollte es richten. Dieser warf in der letzten Spielminute jedoch auch eine Interception, das Spiel war entschieden. Belichick schlug an der Seitenlinie die Hände über dem Kopf zusammen.
Österreicher Raimann war nach dem Spiel dagegen glücklich: „Es ist ein überragendes Gefühl, hier in Deutschland vor meiner Familie und den Fans zu gewinnen“, sagte der Colts-Profi sichtlich gerührt. „Das bedeutet mir die Welt.“
Auch im kommenden Jahr spielt die NFL in Deutschland, dann wieder in München. Die Besetzungen der ersten beiden Jahre lassen darauf schließen, dass die NFL auch im nächsten Jahr Stars nach Europa bringen will. 2025 ist Frankfurt wieder dran. „Ich glaube, dass es auch nach 2025 Spiele in Deutschland geben wird. Wir werden uns nicht von den Märkten verabschieden, die für unser Wachstum wichtig waren“, sagte NFL-Chef Roger Goodell in Frankfurt. Neben München und Frankfurt könnten dann auch andere Orte – zum Beispiel Berlin oder Düsseldorf – ins Spiel kommen.