Israels Armee hat den Bewohnern im Norden des heftig umkämpften Gazastreifens am Samstag erneut zwei sichere Fluchtkorridore in Richtung Süden in Aussicht gestellt. Für das Flüchtlingsviertel Dschabalia wurde zudem eine „taktische“ Pause der Kämpfe verkündet. Die „militärischen Aktivitäten“ sollen in dem Viertel im Norden des Küstenstreifens zwischen 10.00 Uhr und 14.00 Uhr (9.00 Uhr bis 13.00 Uhr MEZ) für „humanitäre Zwecke“ ausgesetzt werden, teilte das Militär am Samstag auf der Plattform X mit. Die Bewohner sollen das Zeitfenster den Angaben zufolge auch dafür nutzen, um sich in den Süden des Küstengebiets zu begeben.
Die Armee will den Angaben nach auf einer bereits in der Vergangenheit genutzten Route sicheres Geleit für insgesamt sieben Stunden gewähren. „Bitte schließen Sie sich zu Ihrer Sicherheit den Hunderttausenden Einwohnern an, die in den letzten Tagen in den Süden gezogen sind“, schrieb ein Armeesprecher auf Arabisch auf X. Außerdem könnten die Menschen auch einen zweiten Weg an der Küste für die Flucht in den Süden nutzen, hieß es weiter. Die Armee bat die Zivilisten zugleich, sich bei ihnen zu melden, sollte die Hamas sie an der Flucht hindern. Das Militär gab dafür unter anderem eine Telefonnummer an.
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats in den USA, John Kirby, hatte jüngst mitgeteilt, Israel habe täglichen, vierstündigen humanitären Pausen im nördlichen Teil des Gazastreifens zugestimmt.
Auch im Süden des Gazastreifens kam es bereits wiederholt zu israelischen Luftangriffen. Nach Darstellung der Armee gibt es dort in den für die Zivilbevölkerung ausgewiesenen Gebieten ausschließlich gezielte Attacken auf Führer der Hamas. Die Menschen leben dort unter prekären Umständen. Hilfsorganisationen sprechen von einer humanitären Katastrophe.
Alle Entwicklungen im Liveticker:
11:44 Uhr – Scholz für Feuerpausen und weiteren Kampf gegen Hamas
Bundeskanzler Olaf Scholz dringt auf Feuerpausen, damit Verletzte, Staatsangehörige anderer Länder und eventuell auch Geiseln der radikal-islamischen Hamas den Gazastreifen verlassen können und humanitäre Hilfe die Menschen im Gazastreifen erreichen kann. Zugleich verteidigt er auf dem Kongress der europäischen Sozialisten in Malaga ebenso wie SPD-Chef Lars Klingbeil, dass Israel das Recht habe, gegen die radikal-islamische Hamas vorzugehen. „Gleichzeitig ist auch richtig, dass Israel es schafft, die Hamas zu besiegen, die ja sonst nur weitermachen würde, wo sie mit dem barbarischen Überfall auf Kinder und Ältere in Israel nicht geendet hat“, sagt der Kanzler.
11:32 Uhr – Libanesische Staatsmedien melden israelischen Drohnenangriff weit ins Landesinnere
Eine israelische Drohne hat libanesischen Staatsmedien zufolge ein Fahrzeug tief im Landesinneren des Libanon getroffen. Eine „feindliche Drohne“ habe einen Pick-up auf einer landwirtschaftlichen Fläche in der Gegend Sahrani rund 45 Kilometer von der Grenze zu Israel entfernt ins Visier genommen, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA. NNA machte keine Angaben zu Opfern. Der Vorfall ereignete sich wenige Stunden vor einer für 14.00 Uhr MEZ angekündigten Rede des Chefs der radikalislamischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah.
Journalisten konnten sich dem Ort, einer Bananenplantage, nicht nähern, die libanesische Armee verweigerte ihnen den Zugang.
11:20 Uhr – Die aktuelle Lage im Gazastreifen
09:20 Uhr – Armee: Kontrolle über elf Militärposten der Hamas übernommen
Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben seit Beginn ihrer Bodeneinsätze im Gazastreifen die Kontrolle über elf Militärposten der Hamas übernommen. Die Armee habe in dem Küstengebiet erneut Tunnel und mutmaßliche Terroristen angegriffen, teilte das Militär weiter mit. Die unterirdischen Tunnel hätten sich in der Nähe einer Schule befunden und seien zerstört worden. Die israelische Marine habe in der Nacht auf Samstag zudem auch Waffenlager der Hamas attackiert.
07:25 Uhr – Iranischer Präsident – Zeit zum Handeln bezüglich Gazastreifen
Im Nahost-Konflikt ist dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi zufolge die Zeit zum Handeln gekommen. „Gaza ist kein Schauplatz für Worte, sondern für Taten“, sagt Raisi vor seinem Abflug zu einem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Organisation Islamischer Zusammenarbeit in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Die Einheit der islamischen Staaten sei derzeit sehr wichtig.
05:15 Uhr – Israel intensiviert Kämpfe in der Nähe überfüllter Krankenhäuser
Die israelische Armee (IDF) hat nach eigenen Angaben in der Nacht mehrere Hamas-Verstecke im Gaza-Streifen und in Gaza-Stadt gestürmt. Laut „ Times of Israel“ und „ Jerusalem Post“ wurden mindestens 150 Terroristen getötet.
In der Nacht zum Samstag intensivierten sich die Kämpfe nach palästinensischen Angaben in der Nähe der überfüllten Krankenhäuser im Gaza-Streifen. Der Sprecher des Gesundheitsministeriums im Gaza-Streifen, Ashraf Al-Qidra, sagte, Israel habe die Gebäude des Al-Shifa-Krankenhauses bereits fünfmal bombardiert.
Laut dem israelischen Regierungssprecher Eylon Levy befindet sich das Hamas-Hauptquartier im Keller des Al-Shifa-Krankenhauses. Die Einrichtung könne deswegen ihren Schutzstatus verlieren und zu einem legitimen Ziel werden, sagte Levy. Die Angaben lassen sich jeweils nicht unabhängig überprüfen.
03:00 – Islamisch-arabisches Gipfeltreffen in Saudi-Arabien
Saudi-Arabien wird am Samstag ein islamisch-arabisches Gipfeltreffen in Riad in Saudi-Arabien veranstalten. Wie das saudische Außenministerium am späten Freitag mitteilt, ist das gemeinsame Treffen eine Reaktion auf die Umstände im Gaza-Streifen zu sehen. Die Länder hätten die Notwendigkeit gesehen, ihre Anstrengungen bündeln und eine gemeinsame Position vertreten zu wollen, erklärt das Ministerium.
Saudi-Arabien sollte am Samstag eigentlich Gastgeber zweier unterschiedlicher Treffen sein. Einerseits war der Gipfel der Organisation für islamische Zusammenarbeit und andererseits der Gipfel der Arabischen Liga geplant. Die beiden Veranstaltungen seien nun zusammengeführt worden und fänden als ein großes Gipfeltreffen der arabischen Länder statt, erklärt das Ministerium weiter.
02:30 Uhr – Macron fordert Waffenruhe im Gaza-Streifen
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat eine Waffenruhe im Gaza-Streifen gefordert. „Es werden Zivilisten, Babys, Frauen und alte Menschen bombardiert und getötet. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, Zivilisten anzugreifen. Wir fordern Israel dazu auf, damit aufzuhören“, sagte Macron in einem am Samstag veröffentlichten Interview des britischen Fernsehsenders BBC. „Ich möchte alle an das Völkerrecht erinnern, ich fordere eine Waffenruhe.“
Außerdem komme Israel ein Waffenstillstand zugute. Auf die Frage, ob er wolle, dass sich andere Staats- und Regierungschefs – auch in den Vereinigten Staaten und Großbritannien – seinen Forderungen nach einem Waffenstillstand anschließen, sagt Macron: „Ich hoffe, sie werden es tun“.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies die Vorwürfe Macrons umgehend zurück. „Die Verantwortung für das Leid der Zivilisten liegt bei der Hamas, nicht bei Israel. Während Israel alles in seiner Macht Stehende tut, um Zivilisten zu verschonen, und sie dazu aufruft, die Kampfgebiete zu verlassen, missbraucht die Hamas sie als menschliche Schutzschilde und tut alles dafür, um zu verhindern, dass sie in sicherere Gegenden gehen“, schrieb Netanjahu auf der Nachrichtenplattform X, ehemals Twitter.
„Die Verbrechen, die die Hamas heute in Gaza verübt, wird sie morgen in Paris, New York und der ganzen Welt verüben. Die Staatschefs sollten die Hamas verurteilen, nicht Israel.“
23:31 – 20 von 36 Krankenhäusern im Gaza-Streifen nicht mehr im Einsatz, meldet die WHO
Im Gaza-Streifen sind wegen der schweren Bombardierungen, Zerstörungen und dem Mangel an medizinischem Material 20 der 36 Krankenhäuser nicht mehr im Einsatz. Das berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitag in Genf.
Auch die noch funktionierenden Krankenhäuser liefen nur im Notbetrieb, weil viele für eine normale Versorgung von Patienten nicht genügend Desinfektionsmittel und Anästhesiepräparate oder Strom hätten. Die noch funktionierenden Krankenhäuser hätten teils doppelt so viele Patienten wie Betten, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris.
23:14 – Scholz und Sánchez sprechen über Zweistaatenlösung für Nahen Osten
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez haben in Málaga unter anderem über den Krieg im Gaza-Streifen gesprochen. „Wir sind uns einig, dass es dringend notwendig ist, Friedenslösungen für den Nahen Osten zu finden (…)“, schrieb Sánchez nach dem Treffen am späten Freitagabend auf X, vormals Twitter.
In einer Mitteilung der spanischen Regierung hieß es dazu: Man habe die „Notwendigkeit erörtert, die internationale Gemeinschaft einzubeziehen, um eine endgültige Lösung zu finden, die die Koexistenz zweier Staaten, Israel und Palästina, in Frieden und Sicherheit ermöglicht.“
23:02 Uhr – Israels UN-Botschafter: Informationen aus Gaza nicht vertrauenswürdig
Der israelische UN-Botschafter hat die Glaubwürdigkeit von Informationen zu Verletzten und Getöteten im Gaza-Streifen infrage gestellt. „Wer versorgt die UN mit diesen sogenannten Fakten? Stammen diese Informationen von unvoreingenommenen und unparteiischen Dritten?“, sagte Gilad Erdan am Freitag vor dem UN-Sicherheitsrat. „Die Antwort ist nein. Alle Informationen über die Situation vor Ort, die dieser Rat erhält, stammen von der Hamas und nicht von internationalen UN-Mitarbeitern in Gaza.“
21:08 Uhr –Israel korrigiert Zahl der Toten durch Hamas-Angriff vom 7. Oktober auf 1200
Die israelische Regierung hat ihre Angaben zur Zahl der beim Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober getöteten Menschen nach unten korrigiert. Bei dem Angriff seien etwa 1200 Menschen in Israel getötet worden, nicht 1400 wie bisher vermutet, sagte Außenministeriumssprecher Lior Haiat am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Die Zahl könne sich noch ändern, etwa wenn alle Leichen identifiziert worden seien. Dies sei auch mehr als vier Wochen nach dem Anschlag nicht der Fall.