Gefühlt verging in dieser Woche kein Tag, an dem ein Fußball-Experte nicht Anstoß am Wirken von Thomas Tuchel nahm. Dietmar Hamann, Lothar Matthäus, Felix Magath, Roman Weidenfeller oder etwa Mehmet Scholl – ein Heer an meinungsfreudigen und laustarken Ex-Profis, überwiegend aus dem Bayern-Lager, fiel gnadenlos über ihn her.
An diesem Samstag nun wurde publik, dass ein weiter sich dazu gesellt hat. Nicht aus dem Münchener Umfeld, dafür aber aus dem Mainzer, Tuchels ehemaligen Wirkungskreis. Dimo Wache meldete sich zu Wort, nicht weniger unverblümt als Matthäus und Co. Ganz im Gegenteil.
Wache ist mittlerweile Torwarttrainer des Bundesligisten Darmstadt 98, war aber eben früher eine Torwart-Legende bei Mainz 05, wodurch wiederum Tuchel ins Spiel kommt. Denn als der im August 2009 dort Trainer wurde, war das der Anfang vom Ende für Wache, das wurde schnell deutlich. Wache, zuvor noch Stammtorwart der Mainzer, wurde hinter Heinz Müller und Christian Wetklo zur Nummer drei degradiert.
Es war mehr oder minder das Ende seiner Karriere, zum Saisonschluss hörte er mangels Perspektive auf. 15 Jahre Mainz 05 und Wache, am Ende eine Scheidung der unschönen Art. Die Klub-Ikone war lange Kapitän, die Nummer eins im Tor und ist vor Nikolce Noveski (348 Spiele) und Jürgen Klopp (340) mit 406 Partien Rekordspieler der Mainzer. Nach seinem Karriereende wurde er zum Ehrenspielführer des Vereins ernannt. Das sollte man wissen.
„Es gab nur einen Trainer, mit dem ich nicht klarkam“
Wache, mittlerweile 50, kehrt an diesem Samstagnachmittag (15.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) mit Darmstadt an seine alte Wirkungsstätte zurück und im Gespräch mit der „Allgemeinen Zeitung“ wurden bei ihm offenbar alte Mainzer Wunden aufgerissen. „Ich bin, wie ich bin“, hob Wache also in dem Interview an, „ich sage immer meine Meinung. Das ist manchmal sicherlich nicht angenehm. Aber seit ich 16 bin, bin ich im Profifußball unterwegs, und es gab wirklich nur einen Trainer, mit dem ich nicht klarkam. Bis heute nicht, übrigens.“
Ohne Tuchel beim Namen zu nennen, skizzierte Wache die damaligen Verwerfungen. Es habe einen Trainer gegeben, „der über Nacht zum Cheftrainer geworden ist. Er mag ein ausgewiesener Fußball-Fachmann und Welt-Trainer sein heute. Wie er mit mir damals umgegangen ist, war aber ein menschliches Armageddon.“
Das habe „fast dazu geführt, dass es ein extremes Zerwürfnis gegeben hätte zwischen dem Verein und mir“. Vergleiche man etwa Tuchel oder den ehemaligen Mainzer Trainer Jürgen Klopp, so Wache, „dann kann man nur sagen: Beide sind zwar exzellente Trainer, aber im menschlichen Bereich liegen Welten dazwischen“.