Es sollte ein Moment des Respekts und des Erinnerns sein, einige Sekunden des Innehaltens, ehe dann der Ball rollte. Israels Fußball-Meister Maccabi Haifa war am Donnerstag auf die internationale Bühne zurückgekehrt. Erstmals seit dem Ausbruch des Krieges trat die Mannschaft in der Europa League an. Das Heimspiel gegen den FC Villarreal wurde auf neutralem Platz auf Zypern ausgetragen. Sportlich ging das Comeback gegen die Spanier mit 1:2 verloren, doch nach dem Spiel wurde mehr über eine Szene vor Spielbeginn diskutiert.
Die Mannschaften versammelten sich unmittelbar vor dem Anpfiff zu einer Gedenkminute für die Opfer des Hamas-Terrorangriffs vom 7. Oktober. Bei den Anschlägen waren mehr als 1400 Israelis ermordet worden. Doch statt der 22 Spieler wurden nur 20 Kicker gezählt – zwei fehlten, und das nicht versehentlich.
Aissa Mandi (32), ein Franzose algerischer Abstammung, und Ilias Akhomach (27), ein Spanier mit marrokanischen Wurzeln, blieben dem symbolischen Akt fern. Das Duo boykottierte die Schweigeminute und sorgte damit für Verstimmung. Bei Maccabi Haifa ist man enttäuscht und wütend. Die israelische Sport-Website „Sport5“ zitierte einen Mitarbeiter des Klubs: „Das Verhalten ist unterirdisch und inakzeptabel. Alle haben heute das wahre Gesicht dieser Spieler gesehen.“
Während die beiden Profis das Spielfeld in Larnaka erst nach der Aktion betraten, erinnerten Haifas Trainer über 90 Minuten an ihre Landsleute und den Krieg. Trainer Messay Dego (37) trug ein Band mit der Aufschrift: „Unser Herz ist in Gaza gefangen – bring them home now!“ Sein Assistent Shahar Weisinger (27) hatte sich ein schwarzes Stück Stoff um den Arm gebunden: „Gemeinsam werden wir gewinnen“. Ihre Spieler hatten die israelische Flagge auf ihre Schuhe gestickt.
Womöglich könnte der Boykott der beiden Villarreal-Spieler bei der Gedenkminute noch Folgen haben. Laut „BILD“-Informationen hat der Spiel-Beobachter soll die Abwesenheit von Mandi und Akhomach in seinem Bericht erwähnt.
Siege für Leverkusen und Freiburg
Für die deutschen Klubs lief es in der Europa League erneut erfolgreich. Bundesligist Bayer Leverkusen sicherte sich vorzeitig das Weiterkommen. Das Team von Trainer Xabi Alonso gewann sein Auswärtsspiel beim FK Karabach Agdam aus Aserbaidschan mit 1:0 (0:0). Den Siegtreffer erzielte Torjäger Victor Boniface mit einem verwandelten Handelfmeter in der Nachspielzeit (90.+4). Mit zwölf Punkten aus vier Spielen ist der Bundesliga-Tabellenführer in der Gruppe H nicht mehr von den ersten beiden Plätzen zu verdrängen.
Der SC Freiburg gewann sein Heimspiel gegen den FK TSC Backa Topola aus Serbien 5:0 (1:0) und überwintert sicher im Europapokal. Die Breisgauer dominierten die Begegnung und kamen durch Merlin Röhl (24. Minute), Maximilian Eggestein (56.), Noah Weißhaupt (69.), Junior Adamu (80.) und Ritsu Doan (90.+2) zu Toren.
Der Sport-Club ist nun sicher Dritter in Gruppe A und damit mindestens in der Conference League dabei. Mit neun Punkten nach vier Spieltagen hat das Team von Trainer Christian Streich aber beste Chancen auf den Gruppensieg und die direkte Qualifikation für das Achtelfinale der Europa League. Als Zweiter müsste Freiburg in die Zwischenrunde.