Die Grünen wollen sich einem Bericht zufolge für die bislang bei der Partei umstrittene unterirdische Speicherung von CO₂ öffnen. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ geht aus dem Entwurf für das Wahlprogramm zur Europawahl 2024 hervor, dass die Partei ihren Widerstand gegen die sogenannte CCS-Technologie aufgeben und deren Einsatz in bestimmten Fällen zulassen will.
Es werde „in einigen wenigen Branchen“ auch in Zukunft noch Emissionen geben, „die schwer oder nach heutigem Stand der Technologie gar nicht zu vermeiden sind, etwa in der Zementindustrie“, zitierte die „SZ“ aus dem Wahlprogramm-Entwurf, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt werden soll. „In diesen Bereichen wollen wir technologische Chancen nutzen und das CO₂ direkt bei der Produktion abscheiden, speichern und gegebenenfalls nutzen.“
Wo nötig, solle dies sogar „aktiv gefördert werden“, heißt es dort weiter. Um die Klimaziele zu erreichen, habe aber weiterhin der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas Vorrang. Die CCS-Technologie solle nur in Ausnahmen angewandt werden.
International wird sie deutlich weniger kritisch gesehen – die Internationale Energiebehörde IEA etwa zählt CCS als eine bedeutende Säule auf dem Weg zur Klimaneutralität der Welt auf, die bis 2050 etwa 20 Prozent zu den Emissionsreduktionen beitragen soll. In den USA und den Golfstaaten wird massiv in die Technologie investiert. So soll CO₂ in Texas, Saudi-Arabien oder den Emiraten in leergepumpten Ölfeldern eingelagert werden.
Auch Branchen wie die Zementindustrie, die allein mehr als das Vierfache an CO₂ ausstößt wie ganz Deutschland, könnten so emissionsärmer werden.
Für die Klimawende wollen die Grünen in ihrem Programm zur Europawahl im Mai 2024 entsprechende Infrastruktur und Gesetze vorantreiben. „Wir wollen einen europaweit einheitlichen Regelungsrahmen dafür schaffen und eine integrierte europäische Infrastruktur – inklusive gemeinsamer europäischer CO₂-Speicher – entwickeln“, zitierte die Zeitung aus dem Programm.
Noch bei der Europawahl 2019 hatten die Grünen CCS als „Risikotechnologie“ abgelehnt – „wegen der unabsehbaren Gefahren“, die für Gesundheit und Umwelt drohen könnten. Die Verflüssigung und Einspeicherung von CO₂ sei demnach selbst sehr energieintensiv, außerdem könnten Gefahren durch undichte Lagerstätten drohen.