Es gibt einen Ort, über den wenig geredet wird – obwohl wir dort viel Zeit verbringen: die Toilette. Sitzen Sie auf Ihrer bequem? Und was kann sie noch so? Den Deckel selbstständig schließen, Gerüche absaugen, den Po wärmen oder Sie gar untenrum duschen und föhnen?
Das WC der Zukunft ist längst nicht einfach eine bloße Keramikschüssel mit einem angeschlossenen Ablaufrohr für alles. So manches Klo ist ein echtes Hightech-Produkt mit vielen Zusatzfunktionen.
Der Fortschritt geht schon bei der Brille los. Eine Toilette ähnelt letztlich einem Stuhl. Man kann auf einer geraden harten Fläche relativ unbequem sitzen – oder bequemer, wenn leichte ergonomische Anpassungen den Körper unterstützen.
Beim Hersteller Toto zum Beispiel entstand nach Analysen der Gewichtsverteilung beim Sitzen ein Sitz, der sich nach hinten erhöht. „Das ergibt einen optimalen Sitzwinkel für das Gesäß und die Hüfte, die dadurch entlastet werden“, erklärt Yuko Hirotsu, Hauptgeschäftsführerin der Designabteilung von Toto.
Praktisch: Es gibt Spülkästen, in denen sich eine Absauganlage für Gerüche integrieren lässt. Beim Modell Duofresh von Geberit zum Beispiel startet die Lüftung automatisch, sobald man sich auf das WC setzt. Die Luft zieht dann direkt aus der Keramikschüssel ab und kehrt dann gereinigt in den Raum zurück.
Auch das Putzen wird leichter
Gute Nachrichten gibt es auch für alle, die nicht gerne das Klo putzen. Moderne Toiletten machen diese Aufgabe mittlerweile um einiges einfacher. Die Oberflächen der Schüsseln sind meist porenfrei und extrem glatt, sodass weniger an ihnen haften bleibt.
Eine Alternative: Die Technik in der Toilette sprüht vor der Nutzung einen feinen Wassernebel in das WC-Becken und feuchtet die Keramik an. „Das macht man, da an feuchter Keramik Schmutz schlechter haften bleibt als an trockener Keramik“, erklärt Mikio Horimoto, Geschäftsführer der Toto-Entwicklungsabteilung. Der Effekt werde etwa ausgelöst, „wenn der Benutzer sich nähert oder wenn man sich auf das WC setzt.“
Andere Hersteller haben an der Kraft des Spülstrahls gearbeitet. So ist das Innere des neuen Modells der Linie Acanto von Geberit wie ein Wirbel gestaltet. Das Spülwasser werde so in einem kraftvollen Strudel nach unten geleitet, was laut Hersteller ein bis zu zehnfach besseres Ergebnis erziele als von der Norm vorgegeben.
An einer anderen Stelle kann sich bei modernen Toiletten nichts mehr festsetzen: an den Spülrändern, aus denen in alten Klos das Spülwasser fließt und unter die man WC-Reiniger gibt. Dort sammeln sich Ablagerungen, Keime und Bakterien an.
Wer eine moderne Toilette von namhaften Herstellern kauft, findet diese Spülränder kaum noch. Die neuen WCs besitzen Flächenspülungen und werden auch als „rimfree“ oder „rimless“ beworben. Ihr Reinigungsaufwand ist kleiner und „auf WC-Reiniger kann weitgehend verzichtet werden“, sagt Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS).
Noch ein Putztipp vom Experten: Es gibt Toilettenbrillen, die sich schnell abnehmen lassen. Zum Beispiel bei Bento Starck Box von Duravit dank Druckknöpfen, Acanto von Geberit hat ein Stecksystem. Das vereinfacht die Reinigung.
WC-Technik schützt sogar vor Krankheiten
Manche der Schüssel-Oberflächen sind in modernen Toiletten antibakteriell beschichtet. So verspricht Duravit, dass in Modellen mit der „Hygieneglaze“-Glasur innerhalb von 24 Stunden das Wachstum von 99,9 Prozent der Bakterien gehemmt werden soll, darunter auch Durchfall auslösende Kolibakterien. Der Hersteller Laufen wirbt für die Veredelung LCC Active, die ebenfalls fast alle Bakterien und auch Viren abtöten soll.
Einen anderen Weg geht Toto: Die Japaner setzen bei ihrem neuen Washlet Neorest WX auf eine Technologie, die Spülwasser elektrolytisch aufbereitet. „Es entsteht leicht saures Wasser, das der Keimtötung und Desinfektion des WC-Beckens dient“, erklärt Entwicklungschef Mikio Horimoto.
„Die WC-Keramik bleibt daher länger sauber. Es wird keine Chemie hinzugefügt und es gibt keine Umweltbelastung, denn das so aufbereitete Wasser behält seine Wirkung nicht lange und verwandelt sich wieder in normales Leitungswasser zurück.“
Dusch-WCs in anderen Ländern Standard
Apropos reinigen: Jetzt geht es aber um uns Menschen. In vielen Kulturkreisen sind Dusch-WCs längst der Standard, vor allem in Asien. Für viele Deutsche und ihre europäischen Nachbarn klingt das noch immer befremdlich.
Sie sind eine Mischung aus Toilette und Bidet und duschen nach dem Toilettengang den Intimbereich ab. Richtung, Stärke, sogar Massage-Art und Temperatur des Wasserstrahls lassen sich oft regeln und in Nutzerprofilen speichern. Anschließend wird noch warm geföhnt. Alles ohne Klopapier.
Seit einigen Jahren versuchen Sanitärhersteller, auch Europa mit Dusch-WCs auszustatten. „Es kommt langsam, aber es wird von Jahr zu Jahr ein wenig mehr“, sagt Jens J. Wischmann.
Das liegt auch am inzwischen veränderten Design der Schüsseln. Asiatische Modelle sind häufig klobig und teils mit viel Technik ausgestattet. Sie bieten gar Musikuntermalung und farbige Beleuchtung an – das alles kam hierzulande nicht so gut an.
„Aber die neuen Modelle sind nicht mehr zu unterscheiden von normalen europäischen Toiletten“, sagt Wischmann. Gradlinig, geradezu zierlich wirken etwa die neuen Modelle SensoWash von Duravit, Geberits Aquaclean Sela oder Totos Neorest WX.
Der technische Inhalt ist von außen nicht zu sehen und selbst beim Blick ins Innere oft nur zu erahnen. So fahren sich Wasserhahn und Föhn bei vielen Modellen erst bei Bedarf aus.
Für den Sanitärprofi Wischmann hat das Dusch-WC einige Vorteile: allen voran die Sauberkeit. Das Spülen des Intimbereichs sei viel hygienischer als die Säuberung mit Papier.
Und gerade auch bewegungseingeschränkte Menschen könnten von dieser Reinigungsart profitieren, brauchen sie doch weniger Hilfe bei einem WC-Gang, so Wischmann.
Aber: Meist ist die Umstellung auch erst möglich im Zusammenhang mit einer Sanierung des Bades, denn die Dusch-WCs brauchen in der Regel Stromanschlüsse.
Dann aber kann diese elektrische Toilette noch mehr bieten: Etwa ein integriertes Nachtlicht, sodass man das Hauptlicht im Bad nicht anschalten muss. Und beheizbare Sitze für kalte Wintertage sowie automatisches Deckelöffnen, sobald man sich nähert.