Wednesday, September 27, 2023

Bundestrainer-Suche: Auffällig oft fällt der Name van Gaal

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Im Moment, das bleibt nach dem Frankreich-Spiel der deutschen Nationalmannschaft festzuhalten, ist die Tür für einen Trainer ohne deutsche Staatsbürgerschaft offen. Das gab es zwar noch nie in der Geschichte des DFB. Doch die Not ist groß. Bis zum 9. Oktober muss ein Ersatz für Hansi Flick gefunden werden, dann hebt der Flieger zur Länderspielreise nach Amerika ab. Die Partie gegen die USA (14. Oktober) und das Duell gegen Mexiko in Philadelphia (18. Oktober) stehen an – und Rudi Völler will ja partout nur Sportdirektor sein und kein Trainer mehr.

„Wir schließen im Moment keine Option aus. Ob deutscher Trainer oder ausländischer Trainer. Wir schlagen keine Tür zu“, hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf kurz vor der Partie gegen die Franzosen gesagt. „Wir brauchen eine Person“, postulierte er „die durchsetzungsstark ist und die belastbar ist.“

Das ließ aufhorchen, jedenfalls ist damit der Ball auch für Louis van Gaal im Spiel, zweifelsohne. Der niederländische Star-Coach wollte an sich in Rente gehen, so hat er es schon vor der WM in Katar gesagt. Da war er mit den Holländern nach dramatischen Spiel und Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister Argentinien unglücklich ausgeschieden. Doch van Gaal hat schon oft gesagt, er wolle aufhören – und dann war er auf einmal wieder auf irgendeiner Fußballbühne präsent, ob mit einem Klub oder eben dem niederländischen Nationalteam, dem er insgesamt dreimal in seiner Karriere vorstand.

Louis van Gaal fliegen in Deutschland viele Herzen zu

Der 72-Jährige kokettierte beim Blick auf die deutsche Nationalmannschaft bereits am Sonntag in der BILD. Flick war gerade entlassen worden und van Gaal sagte: „Normalerweise trainiere ich nicht mehr bei einem Verein, aber ein vielversprechendes Land hat immer noch eine Chance, mich zu überzeugen.“

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Vom Diplom-Trainer

Er selbst muss das nicht mehr, zu respektabel sind seine Meriten. Bei den Bayern schied er zwar 2011 vorzeitig und im Unfrieden aus, hatte aber im Sommer zuvor neben Meisterschaft, Pokalsieg und Einzug ins Finale der Champions League auch viele Herzen in Deutschland erobert. Nebenbei formte er den damaligen Jugendspieler Thomas Müller („Müller spielt immer“) zum Profi und Nationalspieler. Bayerns einstiger Kapitän Philipp Lahm sagte später, als die Münchener 2013 das Triple gewonnen hatten, der Erfolg fuße auf van Gaals Spielidee.

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Lahm, beim DFB Cheforganisator der EM im nächsten Jahr in Deutschland, ist nun einer der Fürsprecher des Altmeisters. Der BILD sagte er mit Blick auf die Neubesetzung des Bundestrainer-Postens: „Louis van Gaal steht als Trainer auf dem Platz für Disziplin, Ordnung und Struktur in der Spielweise seiner Mannschaften. Er vermittelt dies stets durch eine sehr klare Ansprache. Beim FC Bayern war er der richtige Mann, der den Verein zum richtigen Zeitpunkt mit seiner Spielidee geprägt hat. Er ist eine starke Persönlichkeit mit sehr viel Erfahrung, die er im internationalen Spitzen-Fußball als Vereins- und Nationaltrainer gesammelt hat.“

Am Dienstagabend, als einmal mehr klargestellt wurde, dass Interims-Trainer Völler nicht daran denkt, trotz des 2:1-Sieges gegen Frankreich Bundestrainer zu bleiben, gesellte sich dann auch noch Bastian Schweinsteiger zu den Fürsprechern. Wie Lahm ein ehemaliger Zögling van Gaals bei den Bayern, sagte er als Experte der ARD, es sei sein „Wunsch, beziehungsweise das, was für die Mannschaft am besten wäre, ist Louis van Gaal“.

Im Vergleich zu Flick wohl eine billige Lösung

Der habe schon „große Schlachten gewonnen“, skizzierte Schweinsteiger, „erinnern wir uns an die WM in Katar, wie weit er die Niederländer dort gebracht hat. Die Mannschaft braucht eine Persönlichkeit, die große Schultern hat. Das ist enorm wichtig. Wenn du mal nicht so gut spielst, dann läufst du an dem nicht so einfach vorbei. Der sagt auch ein paar Worte“.

Ein Welttrainer: Louis van Gaal erarbeite sich während seiner Zeit beim FC Bayern aufgrund seines autoritären Auftretens den Spitznamen „Tulpengeneral“

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Quelle: picture alliance/empics/Martin Rickett

Van Gaal dürfte für den klammen und gegen ein immens großes Finanzdefizit ankämpfenden DFB zudem eine Lösung sein, die wohl relativ problemlos zu stemmen wäre. Laut einem Report von „Finance Football“ soll er als Bondscoach nur rund 2,9 Millionen Euro verdient haben – Hansi Flick dagegen soll dem Bericht zufolge ein Salär von rund 6,5 Millionen Euro bekommen haben.

Van Gaal dürfte damit auch weit weniger zu Buche schlagen, als etwa Julian Nagelsmann. Für den noch beim FC Bayern unter Vertrag stehenden 36-Jährigen würden die Münchener nach Informationen der BILD zwar keine Ablöse vom DFB verlangen. Der Verband müsste sich aber mit Nagelsmann neben den Gehaltsvorstellungen auch darüber einig werden, wie der mit seinem Ex-Klub zu verfahren gedenkt. Denn klar ist: Bayern München gedenkt nicht, ihm den eventuellen Abschied zum DFB noch mit einer Entschädigungszahlung zu versüßen, wie in solchen Fällen bei vorzeitiger Vertragsauflösung durchaus üblich.

„Der Haken ist das Gehalt – Wir wissen alle, der DFB ist ein bisschen klamm“