Tuesday, April 23, 2024

Energie Cottbus: Wollitz – „Das ist eine abartige Respektlosigkeit“

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Der FC Energie Cottbus setzt beim Kampf um den Aufstieg in die 3. Liga auf die Lautstärke seiner Fans. Das Stadion der Freundschaft wird an diesem Mittwochabend (20.30 Uhr/Bayrischer Rundfunk und Magentasport) beim Hinspiel gegen die SpVgg Unterhaching mit mehr als 20.000 Zuschauern ausverkauft sein. „Wir wissen, wie sich eine so große Kulisse anfühlt. Das Stadion wird ein Hexenkessel sein. Jetzt geht es darum, den letzten Schritt zu gehen“, sagt Trainer Claus-Dieter Wollitz. Dass es dieses Spiel überhaupt gibt, hält der 57-Jährige aber für inakzeptabel.

Frage: Herr Wollitz, Sie spielen in der Relegation um den Aufstieg in die 3. Liga mit Cottbus gegen Unterhaching. Sind Sie noch sauer auf den Meister der Regionalliga Süd, der aus wirtschaftlichen Gründen bis zuletzt mit sich gerungen hat, ob er antritt?

Claus-Dieter Wollitz: Ich hatte mir unter Sportlern eine bessere Kommunikation und Klarheit gewünscht. Ich fand es komisch und störend, es hat sich hingezogen und hochgeschaukelt. Die Spieler sind ja alle untereinander vernetzt und schreiben sich. Dann liest einer meiner Jungs von einem Kollegen aus Würzburg: „Hey, vielleicht spielen wir ja gegen euch in der Relegation“. Auch Bayerns Amateure haben die Lizenz für die 3. Liga beantragt. Dabei ist die Regel doch klar: Meister spielt gegen Meister.

Frage: So kommt es jetzt.

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Wollitz: Unser Präsident Sebastian Lemke hat mit Hachings Boss Manni Schwabl telefoniert. Die beiden haben die Sache ausgeräumt. Manni hat sich für diese Verwirrung entschuldigt. Das gehört auch zur Wahrheit. Grundsätzlich halte ich es für gefährlich, dass überhaupt eine solche Diskussion aufkommen konnte. Das macht die Situation noch erbärmlicher, als sie sowieso schon ist.

Frage: Was meinen Sie genau?

Wollitz: Dass nur drei und nicht alle fünf Regionalliga-Meister direkt aufsteigen, ist eine abartige Respektlosigkeit. Diese Relegation macht den Fußball kaputt. Für mich ist das eine klare Wettbewerbsverzerrung. Es fühlt sich an, als gehöre Cottbus zu einem Verband (Nordost; d. Red.) zweiter Klasse. Man sollte die Größe haben, über dieses Thema vernünftig zu diskutieren und an einer guten Lösung zu arbeiten.

Nach dem Titel in der Regionalliga Nordost gewann Energie noch den brandenburgischen Landespokal. Nun soll der Aufstieg folgen

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Quelle: Getty Images/Inaki Esnaola

Frage: Was wäre für Sie eine?

Wollitz: Die beste Lösung wäre eine 3. Liga mit 22 Mannschaften – und dann mit fünf Aufsteigern und fünf Absteigern. Wenn das nicht geht, sollte man die Regelung finden, dass immer reihum ein Verband einen festen Aufsteiger stellt und alle anderen in die Relegation müssen.

Frage: Zuletzt gab es zum Thema Relegation eine Diskussionsrunde – auch mit Vertretern der Regionalverbände – in der DFB-Zentrale. Sind Sie optimistisch, dass bald eine Lösung gefunden wird?

Wollitz: Ich habe leider das Gefühl, dass zu wenige Leute Interesse daran haben, eine saubere Lösung zu finden. Das ist so schade. Schön wäre, wenn betroffene Trainer mehr Gehör fänden. Es geht doch hier um viele Menschen, die eine ganze Saison alles dafür getan haben, um am Ende auf Platz eins zu stehen. Und dann startet einer von zwei Meistern als erster großer Verlierer in die neue Saison. Das muss man sich mal vorstellen, das ist doch Wahnsinn! Dazu kommt eine weitere Ungerechtigkeit …

Frage: Welche?

Wollitz: Die anderen Mannschaften können sich jetzt schon erholen und dann in Ruhe auf die neue Saison vorbereiten. Das fällt für uns aus, weil das Relegations-Rückspiel am 11. Juni steigt und wir Ende Juli schon wieder spielen müssen. Wir können keinen Urlaub machen, uns nicht mental von einer möglichen Niederlage erholen, aktuell noch nichts planen. Das hat mit fairem Wettbewerb nichts zu tun.

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Frage: Was würde ein Aufstieg für Energie bedeuten?

Wollitz: Wir hatten zuletzt gegen Erfurt 19.000 Fans im Stadion, im Pokal gegen Werder waren es 20.000. Nächste Woche spielen wir gegen Haching wieder vor vollem Haus. Daran sieht man, wonach die Leute hier lechzen. Unseren unglaublichen Fans wollen wir den Aufstieg schenken und uns für unsere großartige Saison belohnen.

Frage: Was halten sie von Haching-Trainer Sandro Wagner?

Wollitz: Ich freue mich auf Sandro. Ich schätze ihn als Kollegen sehr und höre total gerne seine Analysen im TV. Die sind klar, verständlich, leidenschaftlich. Es steckt eine Strategie dahinter. Sandro kommentiert und analysiert die Spiele des obersten Regals in der Champions League und ist immer top vorbereitet. Wie schon als Spieler vertritt er eine klare Meinung, auch gegen Widerstände, macht nicht nur Blabla. Das mag ich.

Frage: Trauen Sie Wagner zu, in Zukunft die Profis eines großen Klubs, wie den FC Bayern, zu übernehmen? Er verlässt ja am Saisonende Haching.

Wollitz: Er ist eine starke Persönlichkeit, hat eine sehr gute Ansprache und Kommunikation, bestimmt auch in der Kabine. Das ist heute entscheidend für den Erfolg als Trainer. Ich glaube, dass auch Bundesliga-Vereine Bock auf Sandro haben. Ich traue ihm zu, dass er in Zukunft bei einem Klub wie Bayern eine Chance bekommt. Aber mit 35 würde ich mir das noch nicht antun.

Das Interview wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Sport Bild“, „Bild“) geführt und zuerst in „Sport Bild“ veröffentlicht.

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