Thursday, April 25, 2024

Cherson: Nach Staudamm-Zerstörung – Mindestens sieben Menschen vermisst

- Advertisement -
- Advertisement -

Hunderttausende Menschen sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch den Bruch des Kachowka-Staudammes und die Überschwemmungen von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. „Die Zerstörung eines der größten Wasserreservoirs der Ukraine ist absolut vorsätzlich geschehen“, teilte er auf Telegram mit. „Hunderttausende Menschen haben keinen normalen Zugang zu Trinkwasser.“ Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Dnipro war bei einer Explosion in der Nacht zum Dienstag teilweise zerstört worden, große Mengen Wasser traten aus.

In den nahe gelegenen Überflutungsgebieten werden nach Angaben der russischen Besatzungsbehörden mindestens sieben Menschen vermisst. Dies sagt der von Russland eingesetzte Bürgermeister der Stadt Nowa Kachowka, die in unmittelbarer Nähe des zerstörten Damms liegt, laut der russischen Nachrichtenagentur Tass. Bis zu 100 Menschen sind dort laut Behörden in den Wassermassen eingeschlossen. Rettungseinsätze für diese Menschen liefen, sagte der von Russland eingesetzte Bürgermeister, Wladimir Leontjew, der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Mehr als 30.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömten aus dem Stausee. Das Ausmaß der Katastrophe sei riesig, sagte Leontjew laut der Agentur Ria. In einem Nationalpark seien Tausende Tiere verendet. In seiner Stadt drohe die Gefahr von Seuchen. Aus Kreisen der Einsatzkräfte verlautete Ria zufolge, ein Friedhof, sowie eine Sammel- und eine Desinfektionsstelle für Tierkadaver seien überflutet.

Nach ukrainischen Angaben sind rund 42.000 Menschen in dem Gebiet von Überschwemmungen bedroht. Auch der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erklärte vor dem Sicherheitsrat, dass der Dammbruch „schwerwiegende und weitreichende Folgen für Tausende von Menschen in der Südukraine auf beiden Seiten der Frontlinie haben wird, da sie ihre Häuser, Nahrungsmittel, sauberes Wasser und ihre Lebensgrundlage verlieren werden“. Die Welternährungsorganisation (WFP) warnt vor verheerenden Konsequenzen für hungernde Menschen weltweit. „Die massiven Überflutungen vernichten neu angepflanztes Getreide und damit auch die Hoffnung für 345 Millionen Hungerleidende auf der ganzen Welt, für die das Getreide aus der Ukraine lebensrettend ist“, sagte der Leiter des Berliner WFP-Büros Martin Frick der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.

Russland behauptet weiter, die Ukraine sei schuld

Viele Experten und Regierungschefs gehen davon aus, dass die Explosion durch russische Kräfte herbeigeführt wurde. Vor dem UN-Sicherheitsrat sprach der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kislizia am Dienstag bei einer kurzfristig einberufenen Dringlichkeitssitzung in New York von einem „Akt des ökologischen und technologischen Terrorismus“. Die Sprengung sei „ein weiteres Beispiel für den Völkermord Russlands an den Ukrainern.“ Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte hingegen, dass der Vorfall auf „vorsätzliche Sabotage Kiews“ zurückzuführen und wie ein Kriegsverbrechen einzuordnen sei. Der Staudamm sei für ein „unvorstellbares Verbrechen“ benutzt worden.

Das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe werde erst in den kommenden Tagen sichtbar. Bislang sind keine Todesfälle bekannt. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, John Kirby, erklärte jedoch, er gehe davon aus, dass die Überschwemmungen wahrscheinlich „viele Todesfälle“ mit sich brächten. Experten zufolge sollen die Fluten am Mittwoch ihren Höhepunkt erreichen. Zehntausende Menschen wurden am Dienstag auf der ukrainischen und der von Russland besetzten Seite des Flusses Dnipro in Sicherheit gebracht.

Lesen Sie auch
Ein Foto zeigt den zerstörten Damm

Sicherheitsexperte

Kirby sprach von „womöglich vielen Toten“ durch die Explosion am Staudamm. Allerdings könnten die USA die Lage noch nicht abschließend bewerten. „Wir versuchen weiter Informationen zu sammeln und mit Ukrainern zu sprechen“, sagte er.

Auch der britische Premierminister Rishi Sunak teilte am späten Dienstagabend mit, es sei „zu früh“, um ein „endgültiges Urteil“ zu dem Dammbruch abzugeben. Die Zerstörung des Staudamms nannte er den „größten Angriff auf zivile Infrastruktur“ seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Sollte Moskau hierfür verantwortlich sein, wäre dies laut dem britischen Premier ein Beleg für „neue Tiefpunkte russischer Aggression“.

Lesen Sie auch
Eine Moderatorin berichtet im russischen Staatsfernsehen über den Bruch des Staudamms

Ukrainischer Staudamm

Das ukrainische Agrarministerium rechnet ersten Schätzungen zufolge mit der Überschwemmung von etwa 10.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnipro. Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet, werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium auf seiner Website mit. Detaillierte Informationen sollen demnach in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, wenn sich das Ministerium ein genaues Bild von der Lage gemacht habe.

„Darüber hinaus wird die von Menschen verursachte Katastrophe die Wasserversorgung von 31 Feldbewässerungssystemen in den Regionen Dnipropetrowsk, Cherson und Saporischschja zum Erliegen bringen“, so das Ministerium. „Die Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka wird dazu führen, dass sich die Felder im Süden der Ukraine bereits im nächsten Jahr in Wüsten verwandeln könnten“, hieß es weiter. Zudem erwartet das Agrarministerium nach eigenen Angaben negative Folgen für die Fischerei.

Die Bundesregierung hat Hilfe angekündigt. Deutschland werde der Ukraine zur Seite stehen, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Man wolle vor allem dabei helfen, evakuierte Menschen versorgen zu können. „Das THW bereitet deshalb bereits jetzt mit Hochdruck deutsche Hilfslieferungen für die betroffene Region vor“. In einer Mitteilung des Technischen Hilfswerks hieß es, der ukrainische Katastrophenschutz (DSNS) werde mit der Lieferung von 5000 Wasserfiltern unterstützt. Die Filter stellten jeweils die Versorgung einer Familie mit sauberem Wasser sicher.

Weiterlesen…….

- Advertisement -
Latest news

Überlastung der Kommunen: Bürger frustriert über zu wenig Einfluss auf Entscheidungen

Ob Migration, Energiewende oder Corona-Politik: Die Bewältigung der großen Krisen schultern seit Jahren die Städte und Gemeinden im Land – mit der Unterbringung von...
- Advertisement -

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez erwägt Rücktritt nach Anzeige gegen Ehefrau

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez erwägt nach einer Korruptionsanzeige gegen seine Ehefrau Begoña Gómez einen Rücktritt vom Amt, das er seit 2018 ausübt. Er...

Gaza-Streifen: „Unterirdische Hölle“ – Hamas veröffentlicht weiteres Geisel-Video

Die islamistische Terrororganisation Hamas hat am Mittwoch erneut ein Video einer aus Israel entführten Geisel veröffentlicht. Darin ist ein 24 Jahre alter Mann zu...

Ukraine setzt erstmals weitreichende ATACMS-Raketen gegen Russland ein

Die Ukraine hat von den USA zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg weitreichende ATACMS-Raketen erhalten. Die Präzisionswaffen seien von der US-Regierung im Stillen genehmigt...
Related news

Überlastung der Kommunen: Bürger frustriert über zu wenig Einfluss auf Entscheidungen

Ob Migration, Energiewende oder Corona-Politik: Die Bewältigung der großen Krisen schultern seit Jahren die Städte und Gemeinden im Land – mit der Unterbringung von...

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez erwägt Rücktritt nach Anzeige gegen Ehefrau

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez erwägt nach einer Korruptionsanzeige gegen seine Ehefrau Begoña Gómez einen Rücktritt vom Amt, das er seit 2018 ausübt. Er...

Gaza-Streifen: „Unterirdische Hölle“ – Hamas veröffentlicht weiteres Geisel-Video

Die islamistische Terrororganisation Hamas hat am Mittwoch erneut ein Video einer aus Israel entführten Geisel veröffentlicht. Darin ist ein 24 Jahre alter Mann zu...

Ukraine setzt erstmals weitreichende ATACMS-Raketen gegen Russland ein

Die Ukraine hat von den USA zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg weitreichende ATACMS-Raketen erhalten. Die Präzisionswaffen seien von der US-Regierung im Stillen genehmigt...
- Advertisement -