Tuesday, December 5, 2023

Todesstrafen: Ein Drittel der Hinrichtungen in den USA verläuft mit Komplikationen

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Ganze drei Stunden lang haben Henker in Alabama gebraucht, um im Juli dem zum Tod verurteilten Joe James eine Injektionsnadel in eine Vene zu legen, durch die das todbringende Mittel fließen sollte. So steht es in dem am Freitag in Washington veröffentlichten Jahresbericht des unabhängigen Todesstrafen-Informationszentrums. Der Bericht spricht von Willkür bei Urteilen und von einem „Jahr der verpfuschten Hinrichtungen“.

Im September gelang es demnach dem Hinrichtungsteam nicht, bei dem Verurteilten Alan Miller eine passende Vene zu finden. Millers Exekution wurde gestoppt. Der Staat Idaho habe einen Hinrichtungstermin nicht einhalten können, weil keine zur Hinrichtung verwendeten Substanzen vorhanden waren. In Tennessee wurde im April eine Hinrichtung eine halbe Stunde vor dem Termin gestoppt, weil die Henker die Mittel nicht getestet hatten. Gouverneur Bill Lee verhängte ein Hinrichtungsmoratorium für den Rest des Jahres, um die „Hinrichtungsprotokolle“ zu prüfen.

Angeblich die ultimative Strafe

Laut Jahresbericht wurden 2022 in den USA 18 Menschen von Staats wegen getötet. Die Hinrichtungszahlen gehen zurück seit ihrem Höhepunkt 1999 mit 98 Exekutionen. Nach der ersten Hinrichtung per Giftspritze 1982 ist „letale Injektion“ und nicht mehr der Elektrische Stuhl bevorzugte Hinrichtungsmethode der Justiz. Allerdings häuften sich Probleme. Bundesstaaten seien offenbar nicht in der Lage, „letale Injektionen durchzuführen ohne Gefahr, dass die Hinrichtung verpfuscht wird“, kritisierte der Direktor des Informationszentrums, Robert Dunham.

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Angeblich soll der Tod die ultimative Strafe sein für die Schlimmsten der Schlimmen. Doch die meisten Hingerichteten seien beeinträchtigt gewesen, moniert der Bericht, darunter psychische Krankheiten, Hirnverletzungen sowie schweres Trauma und Missbrauch in der Kindheit.

Manchmal seien bei Prozessen mildernde Umstände berücksichtigt worden, manchmal nicht. Für Aufsehen sorgte in diesem Jahr beispielsweise, dass ein Mann, der 2018 in einer Schule in Florida 17 Menschen umgebracht hatte, nicht zum Tod, sondern zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Die Verteidigung hatte vorgebracht, der Täter sei psychisch krank.

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Texas hat 2022 hingegen den 78-jährigen Carl Buntion hingerichtet, den ältesten Todeshäftling des Bundesstaats. Buntion hatte 1990 einen Polizisten erschossen. Als Rechtfertigung des Todesurteils galt die These, Buntion sei auch in Zukunft gefährlich. Wenige Tage vor der Exekution wurde Buntion wegen einer Lungenentzündung in ein Krankenhaus eingeliefert. In seinem Gnadengesuch hieß es, Buntion sei ein gebrechlicher alter Mann, der niemanden bedrohe. Texas hat das Gesuch abgelehnt.

190 zum Tode Verurteilte waren unschuldig

Auch 2022 wurde die Todesstrafe regional begrenzt angewendet. Der Jahresbericht bemerkte eine Spaltung zwischen Exekutionsstaaten und Staaten, die nicht hinrichten. 37 der 50 Bundesstaaten hätten die Todesstrafe abgeschafft oder seit zehn Jahren niemanden hingerichtet. Nur Oklahoma, Alabama, Arizona, Missouri, Texas und Mississippi haben 2022 getötet.

Die Gouverneurin von Oregon, Kate Brown, wandelte Mitte Dezember die Strafen der 17 Männer im Todestrakt ihres Bundesstaats zu lebenslanger Haft um. Es diene nicht der Gerechtigkeit, „wenn man ein Leben nimmt“, sagte die demokratische Politikerin, und der Staat „sollte nicht im Geschäft sein, Menschen hinzurichten“, selbst nach entsetzlichen Verbrechen.

Nach Angaben des Informationszentrums sind von 1972 bis 2021 in den USA mehr als 9700 Todesurteile verhängt worden. 15,7 Prozent der Urteile seien vollstreckt worden. Rund die Hälfte sei bei der Berufung aufgehoben und umgewandelt worden. 190 Verurteilte seien als unschuldig entlassen worden. 2022 wurde nach 20 Jahren Haft der wegen Doppelmords in Pennsylvania zum Tod verurteilte Samuel Randolph freigelassen. Die Staatsanwaltschaft hatte beim Prozess entlastendes Material zurückgehalten.

In Illinois wurde das Urteil gegen die wegen Mordes 1993 verurteilte Marilyn Mulero aufgehoben. Sie sei 20 Stunden lang ohne Schlaf und Anwalt verhört und zum Geständnis gezwungen worden. Bereits 1998 war ihr Todesurteil in lebenslange Haft umgewandelt worden.

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