Einen gefährlich erhöhten Blutdruck spüren Betroffene normalerweise nicht. Dann belastet dieser unentdeckt und unbehandelt über Jahre hinweg die Gefäße. Und das kann Herzinfarkte, Schlaganfälle und Nierenschäden begünstigen.
Zwar sind vor allem Menschen ab 50 Jahre von Hypertonie betroffen, aber auch viele Jüngere haben schlechte Werte, ohne es zu wissen. „Blutdruck messen kann Leben retten“, sagen Ärzte.
Allen, die zum Messen lieber neue Gadgets ausprobieren wollen, als sich ein klassisches Blutdruckmessgerät zu besorgen, bietet sich etwa die Huawei Watch D an. Aber ist sie eine echte Alternative?
Die Smartwatch des chinesischen Elektronikriesen ist nicht die erste Armbanduhr, die den Blutdruck ermitteln kann. Das können beispielsweise auch einige Galaxy-Watches von Samsung.
Doch bevor der optische Photoplethysmogramm-Sensor die Blutvolumen-Änderungen exakt erfassen kann, müssen die Samsung-Geräte mithilfe eines klassischen Blutdruckmessgerätes kalibriert werden. Das ist ziemlich umständlich und muss außerdem nach jeweils vier Wochen wiederholt werden.
Ähnlich wie die Galaxy-Watches mit optischen Sensoren funktioniert etwa auch das Messarmband Aktiia, das sich vor allem für Langzeit-Analysen eignet. Aber auch dieses muss regelmäßig – und äußerst fummelig – kalibriert werden.
Huawei Watch D mit Manschette
Huawei wählt für die Watch D einen anderen Ansatz: Hier kommt eine klassische, aufblasbare, aber vergleichsweise filigrane Manschette zum Einsatz, die sich unter dem Armband befindet, ähnlich wie bei einem klassischen Handgelenk-Messgerät von Herstellern wie Omron, Boso oder Beurer.
Nach Angaben von Huawei liegt die maximale Messabweichung bei drei Millimeter Quecksilbersäule. Im Praxistest lagen die Messwerte sehr dicht an den Resultaten des Oberarm-Messgerätes Boso Medicus X, das in einem Vergleich der Stiftung Warentest mit einem „Gut“ (Gesamtnote 2,3) abschnitt.
Wie bei allen Blutdruckmessungen muss man darauf achten, vorher einige Minuten lang zur Ruhe zu kommen und dann das Handgelenk ruhig auf der Höhe des Herzens zu halten. Wer zappelt, bekommt falsche Werte angezeigt. Wenn die Software eine Abweichung der richtigen Haltung erkennt, meldet sich die Uhr zu Wort und gibt Tipps für eine bessere Sitzposition.
Die ausgeklügelte Mechanik der Huawei-Manschette sorgt für solide Messergebnisse. Sie ist aber auch dafür verantwortlich, dass die Watch D nicht gerade eine Schönheit ist.
Das kantige Gehäuse ist deutlich dicker als das einer Apple Watch. Außerdem ragt der Stoffüberzug der Messmanschette ein wenig unter dem Silikon-Armband hervor.
Huawei Watch D: Gesundheits-Allrounder samt EKG
Dafür ist die Watch D aber ein umfassender Gesundheits-Allrounder: Wie beim jüngsten Modell der Apple Watch kann man mit ihr ein einfaches EKG erstellen, um Herzrhythmus-Störungen zu erkennen.
Zudem registriert sie untypische Veränderungen der Hauttemperatur und kann auch eine unzureichende Sauerstoffsättigung des Blutes anzeigen. Und mit der Blutdruckmessung hat die Watch D der Apple Watch ein Feature im Gesundheitsbereich voraus.
Wer die Huwaei-Uhr zum Trainieren verwenden will, wird mit 70 Work-out-Modi üppig bedient. Dabei erkennt die Uhr sechs Arten von täglichen Trainingseinheiten: Gehen im Freien und in der Halle, Laufen im Freien, Laufen in der Halle, Ellipsentrainer und Rudergerät. Man kann aber sich von der Uhr aber auch beim Seilspringen oder in die Pedale treten „beobachten“ lassen.
Die Watch D sollte aber besser nicht beim Schwimmen oder Tauchen getragen werden, sagt Huawei, obwohl sie nach dem IP68-Standard staub- und wasserdicht ist. Der Hersteller rät auch dazu, die Uhr auszuziehen, bevor man unter die Dusche geht. Ein Regenschauer beim Joggen macht ihr aber nichts aus.
Bei den Aufzeichnungen der Laufstrecken zeigte sich, wie präzise die Watch D die Satellitendaten zur Ortung auswertet. Die Uhr kann nicht nur das Signal US-amerikanischer GPS-Satelliten empfangen, sondern auch die Galileo (Europa) GLONASS (Russland) und Beidou/Compass (China).
Während uns schon manch andere Smartwatch beim Laufen rund um den Lietzensee in Berlin-Charlottenburg im Wasser wähnte, zeichnet die Huawei-Uhr die Strecke am Ufer entlang präzise nach.
Bezahlen geht leider nicht
Dafür schwächelt Huaweis Gesundheitsuhr bei klassischen Funktionen, die sonst das Leben mit einer Smartwatch erleichtern. So kann man mit der Watch D nicht kontaktlos bezahlen.
Wie andere smarte Uhren auch verfügt die Watch D über einen intelligenten Sprachassistenten und kann Nachrichten oder einen Wecker anzeigen. Außerdem bietet das Huawei-Gerät eine eingebaute Wettervorhersage sowie eine Steuerung der Musikwiedergabe.
Die Songs können aber nicht auf der Watch D selbst abgespeichert werden. Wer beim Joggen gerne Musik hört, muss auch das Telefon dabei haben.
Grundsätzlich vorbildlich ist die Anbindung an das Smartphone. Die Health-App von Huawei gibt es nicht nur für die hauseigenen Geräte oder für andere Android-Telefone, sondern auch fürs iPhone.
Die Blutdruckmesser fürs Handgelenk in den Samsung-Galaxy-Watches dagegen setzen die App Health-Monitor voraus, die nur auf einem Samsung-Gerät zu haben ist. Und die Apple Watch wiederum setzt ein iPhone voraus.
Fazit: Mit der Huawei Watch D erhält man einen umfassenden Überblick über seine Gesundheit. Für alle Menschen, die darauf angewiesen sind, regelmäßig ihre Blutdruckwerte zu messen, ist sie die allererste Wahl. Auch als Fitness-Tracker ist die Watch D gut geeignet, solange sich die sportlichen Aktivitäten nicht im Wasser abspielen.
Als Lifestyle-Begleiter hat die Watch D mit ihren kastenförmigen Design weniger überzeugt. Und da man mit ihr nicht via Apple oder Google Pay bezahlen kann, ist der Alltagswert eingeschränkt. Und mit knapp 400 Euro ist sie auch nicht gerade ein Schnäppchen.
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