Die Umbenennung des Bismarck-Zimmers im Auswärtigen Amt stößt auf Ablehnung bei den Nachfahren des ersten Reichskanzlers Otto von Bismarck. „Wir, die Bismarck-Familie, sind entsetzt und unsagbar traurig, dass mit unserer eigenen Geschichte und mit unserem eigenen Land so umgegangen wird“, heißt es in einer Erklärung, die Alexander von Bismarck verfasst hat.
Er ist stellvertretender Vorsitzender des „v. Bismarck’scher Familienverband“, in dem sich nach eigenen Angaben rund 340 Mitglieder des märkischen Adelsgeschlechtes zusammen geschlossen haben – auch, um an den prominentesten aus ihren Reihen zu erinnern: Otto von Bismarck (1815–1898).
Das Auswärtige Amt hatte Anfang Dezember das Bismarck-Zimmer, in dem sich Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit Abteilungsleitern bespricht, in „Saal der Deutschen Einheit“ umbenannt. Auch ein Porträt Bismarcks wurde entfernt.
„Das Gemälde von Otto von Bismarck als Gründer des Auswärtigen Amtes und auch erster Leiter dieses Amtes im Bismarck-Zimmer abzuhängen und auch das Zimmer umzubenennen, zeugt davon, dass Baerbock für Deutschland kein Geschichtsbewusstsein hat“, heißt es dazu in der Erklärung.
Der Ministerin wirft die Familie vor, „ihr Amt verfehlt“ zu haben. Sie trete moralisierend auf und verdrehe die Geschichte. Die Leistungen Otto von Bismarcks würden nicht angemessen gewürdigt. So sei unter Bismarck unter anderem auch das Bürgerliche Gesetzbuch entstanden, dass noch heute in Deutschland gilt.
Das Auswärtige Amt hatte die Umbenennung damit begründet, sich auf die „demokratische Geschichte Deutschlands“ beziehen zu wollen und der „historischen Entwicklung des Raumes Rechnung tragen zu wollen.“ Tatsächlich hat Bismarck in dem Zimmer nie gearbeitet. Das Auswärtige Amt sitzt im Gebäude der ehemaligen Reichszentralbank, das 1940 am Werderschen Markt erbaut wurde. Zu DDR-Zeiten tagte in dem Raum das Politbüro der SED.
Bismarck war neben seiner Aufgabe als Reichskanzler auch Außenminister. Das von ihm geleitete Auswärtige Amt behielt die Bezeichnung als Amt aus Tradition bis heute bei. Das Bismarck-Zimmer gab es bereits im 1951 wiedergegründeten Auswärtigen Amt in Bonn.