Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) reist noch vor Weihnachten nach Nigeria, um 20 in der Kolonialzeit geraubte Benin-Bronzen an das afrikanische Land zurückzugeben.
Deutschland und Nigeria hatten im Sommer vereinbart, das Eigentum aller Benin-Bronzen aus deutschen Sammlungen an Nigeria zu übertragen, bei den ersten Kunstwerken sollte das schon in diesem Jahr geschehen. Mit der Reise erfülle Barbock nun diese Zusage, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Deutschland zeige damit auch, wie ernst man es mit der Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit meine, ergänzte er. Zudem setze die Rückgabe auch international ein Zeichen, hieß es weiter.
Begleitet wird die Grünen-Politikerin in den westafrikanischen Staat von zwei Parteikolleginnen – Kulturstaatsministerin Claudia Roth und der baden-württembergischen Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne) – sowie den Direktoren und Direktorinnen der fünf Museen, in deren Besitz sich die größten Sammlungen von Benin-Bronzen in Deutschland befinden. Dies sind das Ethnologische Museum Berlin, das Völkerkundemuseum Dresden/Leipzig, das Museum am Rothenbaum in Hamburg, das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum sowie das Linden-Museum in Stuttgart.
Bisher waren mehr als 1100 der Benin-Bronzen aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin in rund 20 deutschen Museen zu finden. Die Objekte, die neben Bronze auch aus Elfenbein und anderen Materialien gefertigt sind, stammen größtenteils aus britischen Plünderungen im Jahr 1897.
Bereits im Sommer hatte die Bundesregierung mit Nigeria eine Absichtserklärung für die Übertragung der Eigentums der Objekte aus den deutschen Museen unterzeichnet. Seitdem verhandeln die jeweiligen Träger der Museen mit den zuständigen Stellen in Nigeria.
Es geht dabei nicht nur um direkte Restitutionen. Die bisher vier abgeschlossenen Abkommen regeln jeweils auch, wie viele und welche der Kunstschätze als Leihgaben in Deutschland bleiben können oder immer wieder ausgetauscht werden.
Baerbock will sich auch ein Bild der Sicherheitslage machen
Baerbock will bei der Gelegenheit auch in den Nordosten Nigerias reisen, um sich ein Bild vom Wiederaufbau mehrerer Dörfer machen, die von der islamistischen Terrormiliz Boko Haram zerstört worden waren. Ziel des von Deutschland geförderten Wiederaufbaus sei es, den Menschen eine sichere Rückkehr zu ermöglichen, ihnen eine Bleibeperspektive zu schaffen und staatliche Strukturen wie Polizeistationen, Schulen und Krankenhäuser in ländlichen Gebieten wieder aufzubauen. Damit solle einer Rückkehr des Terrorismus der Nährboden entzogen werden, hieß es vom Auswärtigen Amt.
Nigeria ist rund zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland und mit etwa 220 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste und wirtschaftsstärkste Land Afrikas. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Ölproduktion. Die islamistische Terrormiliz Boko Haram und die Gruppe „Islamischer Staat Provinz Westafrika“ sind für schwere Anschläge in dem Land mit zahlreichen Todesopfern verantwortlich.