Randal Kolo Muani brauchte nur 42 Sekunden, um mit seinem ersten Ballkontakt das Halbfinale der Weltmeisterschaft zu entscheiden und Frankreich ins Endspiel gegen Argentinien zu schießen. Der Stürmer war im Strafraum zur Stelle und staubte eine Vorlage von Superstar Kylian Mbappé zum 2:0 gegen Marokko ab. Das Tor direkt nach seiner Einwechslung auf der ganz großen WM-Bühne ist der vorläufige Höhepunkt einer rasanten Entwicklung des 24-Jährigen, den vor einem halben Jahr außerhalb Frankreichs wohl nur wenige kannten.
„Es ist magisch, ich habe keine Worte, um es zu beschreiben. Wir müssen alles geben, um es bis zum Ende zu schaffen“, sagte Kolo Muani beim TV-Sender TF1: „Ich bin immer noch in meinen Träumen und habe Schwierigkeiten aufzuwachen.“ Das vergangene halbe Jahr muss sich für Kolo Muani wirklich wie ein Traum anfühlen. Im Sommer wechselte der Stürmer ablösefrei vom FC Nantes nach Frankfurt. Der Stürmer brauchte bei der Eintracht keine Anlaufzeit und schlug sofort ein.
In 14 Bundesligaspielen sammelte er dank seiner Schnelligkeit und Spielübersicht 15 Scorerpunkte. Neben vier Toren stehen erstaunliche elf Vorlagen auf seinem Konto. Dazu erzielte er in der Champions League zwei Tore, darunter das entscheidende 2:1 im letzten Gruppenspiel bei Sporting Lissabon, das der Eintracht sensationell den Einzug ins Achtelfinale sicherte.
Eintracht Frankfurt zahlte keine Ablöse für Kolo Muani
Doch an die Eintracht wird Kolo Muani in den kommenden Tagen nicht denken. Er steht mit Frankreich vor dem Spiel der Spiele – ein WM-Finale gegen Argentinien mit seinem Superstar Lionel Messi. Dass er überhaupt in Katar dabei ist, verdankt er nur dem Pech eines Teamkollegen. Christopher Nkunku zog sich in der WM-Vorbereitung einen Außenbandriss zu, Kolo Muani rutschte für den Leipziger vier Tage vor Beginn der Weltmeisterschaft doch noch in den 26-köpfigen Kader der Franzosen.
„Randal hat sich die Nominierung durch seine guten Leistungen zuletzt verdient. Wir sind sehr glücklich, ihn bei uns zu haben. Das Turnier kann dazu beitragen, dass er den nächsten Schritt in der Entwicklung nimmt“, sagte Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche damals zur Nachnominierung seines Stürmers. Die rasante Entwicklung dürfte die Eintracht besonders freuen. Über zwei Jahre beobachteten die Scouts der Hessen den Stürmer, ehe sie ihn verpflichteten.
Kolo Muani, der beim FC Nantes ausgebildet worden war, machte seine ersten Schritte im Profifußball beim Zweitliga-Klub Boulogne. Nach einem Jahr ging er zurück nach Nantes und schoss in der Ligue 1 in 79 Spielen 21 Tore. Ein solches Juwel ablösefrei in die Bundesliga zu holen, war ein echter Coup. Auch dass der Klub ihn mit einem Fünfjahresvertrag bis 2027 ausstattete, spricht für die Weitsicht der Eintracht.
„Im Moment realisiere ich es noch nicht“
Das Halbfinale war sein zweiter Einsatz bei der WM, zuvor spielte Kolo Muani beim bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen Tunesien, das Frankreich 0:1 verlor. Gegen Marokko ersetzte er in der 79. Minute den glücklosen Ousmane Dembele, um noch in derselben Minute sein erstes Tor für die französische Nationalmannschaft zu erzielen. Wie bei seiner Nachnominierung profitierte der Stürmer vom Ausfall eines Kollegen – Bayerns Kingsley Coman war nicht richtig fit. „Coman kam im letzten Spiel, aber er war diesmal nicht bei 100 Prozent. Deshalb habe ich mich für Kolo Muani entschieden, er war die beste Wahl an diesem Tag für die Einwechslung“, sagte Frankreichs Trainer Didier Deschamps.
Kolo Muani zahlte mit seinem Tor zurück: „Es ist gut, dass ich Kylian gefolgt bin, denn er macht die ganze Arbeit. Ich kann stolz auf meine Positionierung sein. Im Moment realisiere ich es noch nicht.“