Aus für @ElonJet: Twitter hat einen Account gesperrt, der bislang den Privatjet von Konzernchef Elon Musk verfolgte. Das Konto war vom College-Studenten Jack Sweeney angelegt worden, der mithilfe eines automatisierten Computerbots öffentlich zugängliche Flugdaten auswertete, um die Flugbewegungen von Musks Jets zu ermitteln und zu dokumentieren.
Musk erklärte in einem Tweet am Mittwochabend, dass der einige Stunden zuvor deaktivierte Bot-Account gegen die Nutzerrichtlinien der Internetplattform verstoßen habe. Dabei hatte der Twitter-Chef im November noch verkündet, er sehe sich der Redefreiheit so sehr verpflichtet, dass er das Konto erlaube, obwohl es ein Risiko für seine Sicherheit darstelle.
In der Vergangenheit hatte Musk, der Chef des Elektroautobauers Tesla und des Raumfahrtunternehmens SpaceX, Sweeney 5000 Dollar (rund 4725 Euro) geboten, um den Account @ElonJet zu schließen, vergeblich. Der 20-Jährige hatte wiederholt erklärt, er habe das @Elonjet-Konto eingerichtet, weil er sich als Fan der Firmen Tesla und SpaceX für Musk interessiert habe.
Das Tracking von Privatjets wohlhabender Personen hat in den USA eine gewisse Tradition. Auch für Flugzeuge von Bill Gates, Jeff Bezos und Kylie Jenner werden Bewegungsdaten im Internet publik gemacht, erneut unter anderem von dem umtriebigen US-Studenten. Sweenys andere Konten waren Mittwoch auf Twitter noch zu erreichen. Am Donnerstagmittag aber war auch der Account @BezosJets nicht mehr abrufbar, ebenso ein Account, der die Flugbewegungen von den Jets russischer Oligarchen dokumentieren soll.
Offenbar hat Twitter in der Frage eine Grundsatzentscheidung getroffen. Musk selbst machte sie auf seinem Account publik: „Jedes Konto, das Echtzeit-Standortinformationen von irgendjemandem doxxt (im Internet veröffentlicht, d. Red.), wird gesperrt, da dies eine Verletzung der physischen Sicherheit darstellt. Dazu gehört das Posten von Links zu Websites mit Standortinformationen in Echtzeit“, schrieb er in einem Tweet.
Wer verfolgte angeblich den Wagen von Musks Familie?
Der Tech-Milliardär fühlt sich derzeit offenbar auch persönlich bedroht. In einer weiteren Botschaft auf der von ihm erworbenen Plattform machte Musk in der Nacht zu Donnerstag nämlich auch eine angebliche Verfolgungsjagd publik. Demnach sei ein Wagen, der seiner Entourage zuzuordnen sei, von einem anderen Auto verfolgt und in eine gefährliche Situation gebracht worden. Er selbst habe nicht in dem Fahrzeug gesessen, wohl aber eines seiner Kinder mit Namen lil X.
Musk zeigte auf seinem Account auch ein Video, das den in Schwarz gekleideten und schwarz maskierten Verfolger zeigen soll. Auch das Nummernschild des Wagens wurde in dem Posting veröffentlicht, was bei Twitter und in US-Medien umgehend Kritik hervorrief. Gleichzeitig rief Musk seine Follower dazu auf, ihm Informationen über den Mann zukommen zu lassen.
Der Multimilliardär – derzeit der zweitreichste Mensch der Welt hinter dem französischen Luxusgütermogul Bernard Arnault – hat den Internetdienst Twitter seit seiner Übernahme ins (geplante) Chaos gestürzt. Er entließ das Spitzenmanagement und rund die Hälfte der Belegschaft und schaltete gesperrte Konten wie jenes des früheren US-Präsidenten Donald Trump wieder frei. Zuletzt ließ er eine Serie von Enthüllungen über die interne Arbeitsweise von Twitter publizieren, die sogenannten #Twitterfiles.
Aktien im Wert von 3,6 Milliarden Dollar verkauft
Parallel zur Diskussion um die private Sicherheit des Konzernchefs wurde bekannt, dass dieser immer größere Opfer bringen muss, um den Kauf der Social-Media-Plattform zu finanzieren. Demnach hat sich der Twitter- und Tesla-Chef erneut von Anteilen an dem Elektroautohersteller im Milliardenwert getrennt. Zwischen dem 12. und 14. Dezember verkaufte Musk fast 22 Millionen Aktien für insgesamt knapp 3,6 Milliarden Dollar (3,4 Mrd. Euro), wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Pflichtmitteilung hervorgeht.
Es war bereits das vierte Mal in diesem Jahr, dass sich der Investor von Tesla-Anteilen im Milliardenvolumen trennen musste, um den umstrittenen Twitter-Kauf zu finanzieren.
Der Kurs der Tesla-Aktie ist in diesem Jahr um mehr als die Hälfte gefallen. Investoren werden wegen der Doppelrolle des 51-Jährigen bei Tesla und Twitter zunehmend unzufrieden, zumal der Elektroautobauer selbst einige operative Probleme hat.
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