Boris Becker ist wieder in Deutschland. Nach Informationen von WELT landete der dreimalige Wimbledonsieger am Donnerstagnachmittag in Stuttgart. Er war am Morgen aus dem Huntercombe-Gefängnis im englischen Oxfordshire entlassen und nach Deutschland abgeschoben worden.
In einer Mitteilung von Beckers Anwalt Christian-Oliver Moser heißt es: „Unser Mandant Boris Becker wurde aus der Haft in England entlassen und ist heute nach Deutschland ausgereist. Damit hat er seine Strafe verbüßt und ist in Deutschland keinerlei strafrechtlichen Restriktionen unterworfen.“
Der 55-Jährige war Ende April von einem Londoner Gericht zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er in seinem Insolvenzverfahren Vermögensbestandteile in Millionenhöhe verschleiert hatte. Ursprünglich war er in 24 Punkten angeklagt, schuldig gesprochen wurde er aber nur in vier Punkten. So befand ihn das Gericht schuldig, große Summen von einem Geschäftskonto auf Konten seiner Ex-Frauen Barbara und Lilly überwiesen zu haben.
Nach britischem Recht können Häftlinge eigentlich erst auf Bewährung entlassen werden, wenn sie mindestens die Hälfte ihrer Gefängnisstrafe verbüßt haben. Bei Becker wären das 15 Monate, Stichtag also der 29. Juli 2023. Allerdings profitierte der frühere Ausnahmesportler von einem speziellen Entlassungs- und Abschiebungsprogramm. Dafür kommt jeder ausländische Häftling infrage, „der bis zu zwölf Monate vor dem frühesten Entlassungszeitpunkt aus dem Gefängnis entlassen und abgeschoben werden kann“. „Bild“ zufolge sei am Morgen alles sehr schnell gegangen, Beckers Habseligkeiten befänden sich daher noch im Gefängnis, sie sollen ihm nachgeliefert werden.
Der 55-Jährige darf wohl frühestens in seine Wahlheimat Großbritannien zurückkehren, wenn seine eigentliche Strafe abgelaufen wäre. Der aus Leimen stammende Becker lebt seit Jahren in London, besitzt aber nicht die britische Staatsbürgerschaft.
Den schlimmsten Teil seiner Insolvenz-Misere hat Becker damit wohl hinter sich gebracht. Doch laut britischem Insolvenzregister ist er noch immer nicht Herr über seine eigenen Finanzen. Der Abschluss seines Insolvenzverfahrens wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Einige Auflagen, wie zum Beispiel das Verbot, ohne gerichtliche Erlaubnis in Großbritannien ein Unternehmen zu leiten, gelten noch bis 2031. In einem Podcast im vergangenen Jahr hatte Becker erzählt, er müsse die Hälfte seiner Einkünfte abgeben. Wie das in Zukunft sein wird, war zunächst aber unklar.
Zweiteilige Dokumentation angekündigt
Noch am Vorabend hatte der Streamingdienst Apple TV+ eine Dokumentation über Becker angekündigt. Wann genau die zweiteilige Serie, die noch keinen Titel hat, veröffentlicht werden soll, blieb zunächst unklar. Sie basiere auf drei Jahren exklusivem Zugang zu Becker und werde „alle Aspekte des Mannes“ beleuchten, hieß es in einer Mitteilung.
In einem kurzen Trailer ist ein Boris Becker mit geröteten Augen zu sehen, der wenige Tage vor der Strafmaßverkündung Ende April konstatiert: „Ich habe meinen Tiefpunkt erreicht. Ich werde sehen, was ich damit anfange.“ Der kurze Einspieler endet mit den Worten: „Es ist Mittwochnachmittag, am Freitag werde ich den Rest meines Lebens kennen.“