Im südfranzösischen Montpellier ist ein 14 Jahre alter Junge am Rande einer Fanfeier nach dem französischen Sieg über Marokko im Halbfinale der Fußball-WM von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden. Wie die Präfektur in Montpellier mitteilte, habe das Auto den Jugendlichen am Mittwochabend mit voller Wucht erfasst. Der Fahrer habe die Flucht ergriffen. Der Junge sei mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik gebracht worden, wo er starb. Das Auto sei in der Nähe des Unfallorts verlassen aufgefunden und beschlagnahmt worden.
Videos in sozialen Netzwerken deuten darauf hin, dass aus einer Gruppe Jugendlicher heraus zunächst eine Fahne des Autofahrers abgerissen wurde. Daraufhin hat dieser das Auto gewendet, beschleunigt und einen der jungen Leute erfasst.
In Montpellier war es zu Ausschreitungen zwischen Marokko-Fans und Frankreich-Fans gekommen. Die Gruppen bewarfen sich Medienberichten zufolge mit Feuerwerkskörpern.
Nach dem Unfalltod des Jugendlichen hat Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin sein Mitgefühl ausgedrückt. Seine Gedanken seien bei der Familie des Jungen, der im südfranzösischen Montpellier von einem Rowdy überfahren wurde, schrieb Darmanin am Donnerstagmorgen auf Twitter.
In der belgischen Hauptstadt Brüssel kam es zu Zusammenstößen zwischen Marokko-Fans und der Polizei. Feuerwerkskörper seien in Richtung der Polizei gezündet worden, die daraufhin Wasserwerfer und Pfefferspray einsetzte, teilte die belgische Nachrichtenagentur Belga am Mittwochabend mit.
Die Polizei nahm rund 100 Menschen fest wegen Störung der öffentlichen Ordnung, Beschädigung von zwei Polizeifahrzeugen und Besitz von verbotenen Feuerwerkskörpern, wie die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Polizei in der Nacht zu Donnerstag berichtete.
Der Verkehr in Teilen der Innenstadt sei vorsorglich gesperrt worden. Auch in Antwerpen sei es zu Zusammenstößen gekommen. Hier seien ebenfalls mehrere Menschen festgenommen worden.
Auf Bildern aus der belgischen Hauptstadt aus der Nacht waren zahlreiche Polizisten in Kampfmontur und brennende Müllhaufen zu sehen.
In mehreren französischen Städten liefern die Fanfeiern am späten Mittwochabend aus dem Ruder. Obwohl die übergroße Mehrheit das 2:0 gegen Marokko im Halbfinale friedlich feierte, gerieten in Paris auf der Champs-Élysées Randalierer und Polizisten kurzzeitig aneinander.
Von einer angespannten Lage war zwischenzeitlich auch in Lyon die Rede. Wie die Zeitung „Nice-Matin“ berichtete, kam es auch in Nizza und Cannes zu Konflikten zwischen Fans und der Polizei. Zumeist beruhigte sich die Lage aber wieder, von Festnahmen und größeren Sachschäden war nicht die Rede.
Feuerwerkskörper in Berlin-Neukölln
In der deutschen Hauptstadt Berlin sei die Stimmung insgesamt ruhig geblieben, die meisten Menschen seien nach dem Spiel schnell nach Hause gegangen, sagte ein Polizeisprecher am Mittwochabend. Man sei auf einen größeren Einsatz vorbereitet gewesen – vor allem für den Fall eines Sieges der marokkanischen Mannschaft. Im Stadtteil Berlin-Neukölln hatten Fans ein Feuerwerk gezündet.
Auf den Straßen Nordrhein-Westfalens blieb es nach der Niederlage Marokkos im Vergleich zu vergangenen Spielen relativ ruhig. „Es gab wesentlich weniger Zulauf als nach dem letzten Spiel am Samstag“, sagte ein Sprecher der Polizei Düsseldorf.
Einige Hundert Marokko-Fans waren im Bereich der Ellerstraße nach dem Spiel zusammengekommen, wie ein dpa-Fotograf berichtete. Es habe vereinzelte Böllerwürfe gegeben, so der Polizeisprecher. Einige Menschen hätten Pyrotechnik gezündet.
Insgesamt sei in der Landeshauptstadt aber alles friedlich geblieben. Die Düsseldorfer Polizei hatte zuvor ein größeres Aufgebot für die Halbfinalpartie bereitgehalten. Die Einsatzmaßnahmen konnten jedoch bereits gegen 23.00 Uhr beendet und die Straße für den Verkehr wieder freigegeben werden.
Statt ausgedehnten Straßenzügen gab es in Düsseldorf gegen 23.30 Uhr eine Aufräumaktion. Aufgerufen hatte dazu am Dienstag der Förderverein Düsseldorf-Marrakesch. Zunächst hatte die „Rheinische Post“ über die Aktion berichtet.
Auch in anderen NRW-Städten blieb es auf den Straßen ruhiger. In Köln und Duisburg sei es zu keinen besonderen Vorkommnissen gekommen, teilten Sprecher mit. Auch die Polizei Bonn hob am Mittwochabend bereits kurz nach Ende der Partie alle Verkehrssperren wieder auf.