Mit Blick auf die Zehntausenden Unterstützer Marokkos bei der Fußball-WM erwartet Frankreichs Kapitän Hugo Lloris im Halbfinale gegen das Überraschungsteam des Turniers eine „feindselige Atmosphäre. Das wird hart, aber wir müssen fokussiert bleiben“, sagte der 35 Jahre alte Torhüter vor dem Duell am Mittwoch (20.00 Uhr, im Sport-Ticker der WELT). Marokko wurde bislang bei all seinen WM-Spielen in Katar von zahlreichen Fans unterstützt, Weltmeister Frankreich kann dagegen im Vergleich auf weniger Anhänger hoffen.
„Sie haben eine große Unterstützung, es wird sehr laut“, prophezeite Frankreichs Trainer Didier Deschamps. In den Partien gegen Spanien und Portugal hatten die marokkanischen Fans den Gegner bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. „Aber das haben wir den Spielern gesagt, das gehört dazu. Wenn man sich auf so ein Spiel vorbereitet, bereitet man sich auch auf die Atmosphäre vor“, sagte Deschamps. Marokko wird in Katar von vielen arabischen Fans unterschiedlicher Länder unterstützt.
Auch abseits der Ränge wird es durch die Geschichte zwischen Marokkanern und Frankreich ein besonderes Duell. Über eine Million Menschen aus der marokkanischen Diaspora in Europa lebt in Frankreich. Schon nach den Siegen in den vorausgegangenen K.-o.-Runden hatten Tausende in etlichen Städten Europas gefeiert, in Belgien und den Niederlanden war es dabei immer wieder zu Ausschreitungen gekommen.
Marokkos Erfolgstrainer Walid Regragui wurde, wie viele seiner Spieler, in Frankreich geboren. Ende der 2000er Jahre spielte er sogar gemeinsam mit Frankreichs Stürmer Olivier Giroud für den gleichen Klub, Grenoble Foot. Es war Regraguis letzte Profistation – für Giroud dagegen eine der ersten.
Freundesduell zwischen Mbappé und Hakimi
Auf dem Rasen treffen mit Kylian Mbappé und Achraf Hakimi zudem zwei Teamkollegen von Paris St. Germain und Freunde aufeinander. Im Internet kursierte in den vergangenen Tagen ein Video der beiden im leeren Education City Stadion zu Jahresbeginn. Mbappé und Hakimi blödeln rum, der Franzose sagt das Spiel gegeneinander praktisch voraus. Es werde sein Herz brechen, aber er müsse seinen Freund „zerstören“, sagte Mbappé lachend.
„Auch wenn man neben dem Platz befreundet ist, wenn du bei einer WM spielst und dein Land vertrittst, geht das vor“, sagte Lloris über das Duell Mbappé gegen Hakimi. „Dann übernimmt der Wettkampfgeist. Es ist vielleicht schwieriger, gegen einen Teamkollegen zu spielen, weil man sich so gut kennt.“