Wednesday, November 6, 2024

„Wednesday“ von Tim Burton bei Netflix: „Addams Family“ reloaded

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Über die Abgründe von Teenager-Girls wissen wir inzwischen, auch dank der Streamingdienste, so einiges. Doch selten waren sie so wonniglich schwarz und gothic-vergnüglich wie im aktuellen Netflix-Hit „Wednesday“.

Kein Wunder. Denn erstens steht für die von den „Smallville“-Erfindern Alfred Gough und Miles Millar erdachte Spin-off-Geschichte als kreativ horrorhumorig zuckendes Meisterhirn (und Regisseur der ersten Hälfte der acht Folgen) niemand Geringerer als der dauerskurrile Tim Burton erstmals am Serienherd – und der bleibt natürlich seinen nekrophilen Spezialitäten treu.

Zweitens handelt es sich bei „Wednesday“ um ein Update der guten, alten „Addams Family“, jener amerikanischen Kernfamilie mit deutlich morbidem Touch, die – erdacht von Charles Addams – seit 1938 in Cartoons, TV-Serien, Filmen und im Musical multimedial blutlüstern und todesverliebt unterwegs ist.

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Und drittens hat nicht einmal Disney einen so allerliebsten kleinen Begleiter für seine Hauptheldin erfunden, wie die abgeschlagene und nur grob zusammengenähte (und natürlich stumme) Hand. Die auf Englisch nur „Thing“ heißt, in der deutschen Synchronisation aber auf den viel hübscheren Opernariennamen „Eiskaltes Händchen“ hört.

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Die ist („gespielt“ vor einem Greenscreen von einem echten Hand-Darsteller) als Mischung aus gar nicht so totem Schoßhündchen und eilfertigem, mal unbotmäßigem, mal mitdenkendem Assistenten mit Wednesday unterwegs. Die wiederum ist die gar nicht mehr so kleine Addams-Tochter, auf deren Adoleszenz diesmal der Hauptfokus liegt.

Alle wollen sein wie sie: Jenna Ortega als Wednesday Addams

Alle wollen sein wie sie: Jenna Ortega als Wednesday Addams
Quelle: VLAD CIOPLEA/© 2022 Netflix, Inc.

Natürlich tauchen auch die sexy-vampirhafte Mama Morticia (die wohlig hüftwackelnde, sexybleiche Catherine Zeta-Jones), der leicht trottelige, aber auch gefährliche Latino-Vater Gomez (Luis Guzmán) und der seine Melancholie mit sich bereits zersetzenden Snacks bekämpfende Bruder Pugsley (Isaac Ordonez) auf.

Der missmutige Diener Lurch fährt Wednesday im eleganten Leichenwagen in die neue Schule. Und in Folge sechs gibt es sogar ein Wiedersehen mit dem vertrottelt heimtückischen Onkel Fester (Fred Armisen).

Burton hat zwar den ursprünglich bösen Humor der Addams‘ etwas jugendlich abgeschwächt und massenkompatibler gemacht, dafür aber lädt er die Story mit „Harry Potter“-, netflixeigenen „Èlite“- und Mystery-Motiven auf.

Ein Internat für Vampire, Werwölfe, Gorgonen

Wednesday, die eben mal wieder mordlustig Piranhas auf ihre missgünstigen Mitschüler losgelassen hat, soll nämlich nach alter Familientradition ins Internat Nevermore Academy gehen, wo schon ihre Eltern waren, sich kennen und dauerknutschen lernten. Das ist eine Schutzstätte für alle Freaks und Abnormalen, Werwölfe, Vampire, Sirenen, Gorgonen, Identitätenwechsler. Im Tim-Burton-Styling und umflort von Danny-Elfman-Musik.

Natürlich wehrt sich der Teenager, doch die Bedrohung der Schule durch ein Monster, aber auch durch die lauernden Bewohner des nahen Ortes Jericho mit Nachfahren hexenjagender Pilgerväter, die jetzt einen Themenpark betreiben, lässt die bockig verschlossene, die Einsamkeit suchende Wednesday über sich hinauswachsen und mehr als nur einen Hauch von Empathie für die anderen Schüler empfinden, obwohl sie eigentlich selbst denen zu schräg ist. Und sie kann sogar ein natürlich dunkles Familiengeheimnis aufklären.

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Der Sohn des Sheriffs wie auch ein schräger Kommilitone verlieben sich in das widerstrebende Mädchen. Mitbewohnerin Enid (Emma Myers), eine Werwölfin als rosalila Prinzessin Lillifee, die zum Unmut ihrer Eltern das Untier in sich erst noch entdecken muss, will von ihr beachtet werden.

Eine Therapeutin und die wie Tippi Hedren aussehende Schulleiterin (Gwendoline Christie) nerven. Und dann ist da noch die vom Volk der Normalen stammende, alles über fleischfressende Pflanzen wissende Lehrerin Miss Thornhill: Hinter dicker Brille und fiesem Perückenschopf verbirgt sich ausgerechnet Christina Ricci – die war Wednesday im ersten Addams-Kinofilm von 1991.

Das ergibt einen zynisch sprudelnden Giftcocktail aus Gruftie-Comedy und Horror, der freilich souverän zusammengehalten wird von der eckig schmollenden Verstocktheit Jenna Ortegas als Wednesday, die niemanden an sich heranlassen will, aber natürlich Gefühle und Sehnsüchte hat.

Mit Vivaldi gegen die Wut

Trotz Rattenschwanzfrisur, Hexenverbrennungen, die sie als Visionen heimsuchen und Kollateraltoten sind ihre Probleme die gleichen wie die aller Pubertierender. Wenn sie wütend ist, spielt sie auf dem Cello klirrenden Vivaldi.

Auch wenn Jenna Ortega medienwirksam über die Dreharbeiten nölte, allein ihr schrulliger Tanz zu „Goo Goo Muck“ von The Cramps auf der blutig endenden Prom Night, die natürlich den Teenie-Schocker „Carrie“ zitiert, ging sofort viral.

Und nicht nur kleine TikTok-Mädchen wollen offenbar liebend gern die „kleine Todesfalle“ und starrblickend dauerschlechtgelaunte Autistin Wednesday Addams sein. Denn inzwischen ist „Wednesday“ die meistgestreamte Netflix-Serie in 83 Ländern.

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