Sunday, September 24, 2023

She She Pop: Sie war lieber Ingenieur als was mit Binnen-I

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Was hat man sich freuen dürfen. Ein Gefühl, wie wenn nach vielen Jahren eine neue Staffel der Lieblingsserie angekündigt wird. Zehn Jahre nach ihrem legendären Stück „Schubladen“ präsentiert She She Pop am Berliner HAU Hebbel am Ufer eine Fortsetzung unter dem Titel „Mauern“.

Mit „Schubladen“ war dem wohl berühmtesten Theaterkollektiv des Landes ein Hit gelungen, mit dem sie in der freien Theaterszene für Jahre auf Tour waren. Die Inszenierung hat alles, was es braucht: Humor der feineren und der brachialen Art, präzise Wirklichkeitsbeobachtungen und vor allem ein Gespür für gesellschaftliche Konflikte. Daraus lässt sich, selbst bei Verzicht auf dramatische Form, ein guter Theaterabend bauen.

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In „Schubladen“ treffen sich drei Frauen aus dem Westen und drei aus dem Osten. Die einen reden über Selbstverwirklichung, schlürfen Sektchen und versuchen, ihre Weiblichkeit mit Sprachprothesen in der Wirklichkeit sichtbar zu machen, weil man dem Hausfrauendasein nicht wirklich entfliehen konnte. Und die anderen? Stehen im Beruf, kippen Wodka und nennen sich selbst „Ingenieur“, besser ein technischer Beruf als Binnen-I als Ersatz. Ost und West auf der Bühne, Basis und Überbau knallen frontal aufeinander, niemand wird geschont. Viele Theater trauen sich bis heute nicht, solche Themen so erfrischend ehrlich auf die Bühne zu bringen.

War da was?

Zu Beginn versucht „Mauern“, den Faden aus „Schubladen“ wieder aufzunehmen – wenn auch in leicht veränderter Konstellation. Zwei der Ostfrauen fehlen, dafür nun ein Mann auf der Bühne, die Zeiten ändern sich. Was bleibt von den alten Konflikten? Können fallen gelassen werden, sagen die aus dem Westen und beginnen eine rücksichtslose Aufräumaktion im Stile Marie Kondos. Nur die verbliebene Ostlerin bemüht sich, ihre Sachen beieinanderzuhalten. War da was mit der Treuhand? Olle Kamellen, Schwamm drüber? Das kommt ganz darauf an, für wen. Blickt man auf die einschlägigen sozioökonomischen Faktoren im Republikmaßstab, ist die Grenze noch immer deutlich erkennbar.

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Egal, einfach mal loslassen, lautet die Botschaft auf der Bühne – eine Parodie des therapeutischen Stuhlkreisjargons. Nachdem der Abend bei weitem nicht so lustig weitergeht, wie er beginnt, beschleicht einen allerdings das ungute Gefühl, es könnte doch ernst gemeint sein. Allerlei technische Videospielereien sollen helfen, ein neues buntes Bild von sich zu entwerfen. Die Kunst dient dem keine Grenzen mehr kennenden Selbstentwurf, das kann man für eine hübsche Utopie oder für ein passgenaues Abbild des „ästhetischen Kapitalismus“ halten. Die propagierte Entgrenzung führt zur völligen Unterwerfung unter sein Regime. Grenzenlosigkeit wird mehr und mehr zur Ideologie.

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Aber was ist mit den Konflikten, also mit dem Stoff, der „Schubladen“ so spannend und unterhaltsam gemacht hat? Sie tauchen nicht mehr auf. Dabei, so würde man meinen, liegen die Themen auf der Straße: Feminismus ohne Geschlecht, erpresste Solidarität im Seuchenschutz oder Geopolitisches im Donbass. Es gibt zahlreiche Themen, die große Verwerfungen hervorrufen und sich auch im Ost-West-Gefälle erzählen ließen. Die gespaltene Gesellschaft ist ein Thema, das sich mit Witz erkunden ließe. Man dürfte sich nur nicht scheuen, auch dorthin zu schauen, wo es wehtut. Doch wer traut sich das noch im Theater?

„Schubladen“ ging in die richtige Richtung, „Mauern“ will den damals eingeschlagenen Weg jedoch nicht fortsetzen – und fällt inhaltlich und künstlerisch stark ab. Den pseudokritischen Mainstream nicht verlassend, sehnsüchtelt man lieber wirklichkeitserschöpft vor sich hin, auch hier ein getreues Abbild der verschreckten Intelligenzija. Und das soll alles sein? Leider ja. Nicht nur bei Serien, auch im Theater gilt: Vorsicht bei Fortsetzungen, sie können zu schweren Enttäuschungen führen.

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