Wednesday, April 24, 2024

Rente mit 60? Oder 68? So regeln das Deutschlands Nachbarn – WELT

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Deutschland diskutiert wieder über die Rente. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am Wochenende beklagt, dass die Deutschen neuerdings im Schnitt wieder früher in den Ruhestand gehen, nachdem das Renteneintrittsalter zuvor jahrelang gestiegen war. Tatsächlich zeigen aktuelle Daten des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, dass sich Arbeitnehmer wieder vermehrt mit 63 oder 64 aus dem Arbeitsleben verabschieden.

Dem entgegen stehen immer wiederkehrende Forderungen mancher Ökonomen und vieler Arbeitgebervertreter nach einer Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters. Die Ampelparteien allerdings haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass es keine Änderung der geltenden Rechtslage geben soll. Demnach steigt die Altersgrenze bis 2031 auf 67 Jahre, langjährig Versicherte können bei 45 Beitragsjahren zwei Jahre früher abschlagsfrei in Rente gehen.

Doch wie sehen die Regelungen eigentlich in anderen europäischen Ländern aus? Wie steht Deutschland hier im Vergleich da? Ein Überblick.

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Die meisten westeuropäischen Länder haben in den vergangenen Jahren das gesetzliche Renteneintrittsalter angehoben oder sind dabei, dies in einer gleitenden Übergangsphase zu tun, so wie Deutschland. Spanien wird beispielsweise 2030 die Grenze von 67 Jahren erreichen, in Irland wird sie ab 2028 sogar bei 68 Jahren liegen, in Großbritannien wird dies 2046 der Fall sein.

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Fast überall wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen beseitigt – Frauen müssen inzwischen größtenteils genauso lange arbeiten wie Männer.

Etliche Staaten haben zudem Automatismen in ihr System eingebaut: Wenn die Lebenserwartung weiter steigt, erhöht sich automatisch auch die Altersgrenze für den Renteneintritt, so beispielsweise in Dänemark, Italien, Griechenland, Portugal oder den Niederlanden.

Früherer Renteneintritt für langjährige Beitragszahler

Viele südeuropäische Länder hatten in der Vergangenheit sehr großzügige Rentensysteme, mit besonders frühem Renteneintritt. Diese wurden jedoch in den vergangenen Jahren umfassend reformiert. In Italien und Griechenland liegt die Altersgrenze bereits bei 67, in Spanien und Portugal ist sie auf dem Weg dahin.

Allerdings gewähren viele europäische Länder jenen Bürgern einen früheren Renteneintritt, die besonders lange ins System eingezahlt haben. In Deutschland liegt diese Grenze bei 45 Jahren, in Italien bei 42 Jahren und zehn Monaten für Männer bzw. 41 Jahren und zehn Monaten für Frauen, in Griechenland bei 40 Jahren, und in Spanien bei 37 Jahren.

Quelle: Infografik WELT

In Südeuropa ist die Zahl derer, die in den Genuss dieser Regelungen kommen, andererseits weitaus kleiner als in Deutschland. Denn dort ist die durchschnittliche Lebensarbeitszeit deutlich geringer. Während sie in Deutschland 38,8 Jahre beträgt, sind es in Griechenland nur 32,9 und in Italien 31,6 Jahre.

Noch länger als die Deutschen arbeiten allerdings die Niederländer mit 42,5 Jahren, aber auch Schweden und Dänen kommen auf über 40 Jahre. Das liegt aber vor allem auch daran, dass es dort eben keine Sonderregeln für besonders langjährig Versicherte gibt – dadurch steigen weniger Menschen früher aus.

Quelle: Infografik WELT

Wer also, wie Olaf Scholz, am sinkenden Renteneintrittsalter in Deutschland etwas ändern möchte, hätte eine gute Stellschraube darin, diese Sonderregeln, die vor knapp zehn Jahren von der Großen Koalition eingeführt worden waren, wieder abzuschaffen.

Eines der Länder mit den nach wie vor großzügigsten Regelungen ist Frankreich, wo Versicherte bei 41,5 Beitragsjahren bereits mit 62 abschlagsfrei in Rente gehen können. Allerdings hat Frankreich gleichzeitig auch seit Jahren die höchste Geburtenrate in Europa. Auf eine Frau kamen dort 2020 statistisch 1,83 Kinder. In Deutschland waren es nur 1,53. Dadurch ist die demografische Situation in Frankreich etwas entspannter als in Deutschland.

Quelle: Infografik WELT

Auch die osteuropäischen Länder haben vergleichsweise komfortable Bedingungen. So liegt die Altersgrenze in Polen und Ungarn weiter bei 65 und soll nach bisheriger Gesetzeslage auch nicht erhöht werden. In Polen können Frauen sogar weiter schon mit 60 in Rente gehen. Im Baltikum und in Tschechien steigt die Grenze sogar über die kommenden Jahre erst auf 65 an.

Dem steht in diesen Ländern jedoch auch eine weitaus geringere restliche Lebenserwartung gegenüber. So können die Ungarn mit 65 nur mit 16,2 weiteren Lebensjahren rechnen, die Polen mit 17,1 Jahren. Die Franzosen dagegen dürfen noch 21,1 weitere Jahre erwarten, die Deutschen immerhin noch 19,7 Jahre.

Noch 1980 waren es in Deutschland nur knapp 15 Jahre, die ein 65-Jähriger im Schnitt noch an Lebenszeit vor sich hatte, fast fünf Jahre weniger als heute. Im Vergleich dazu haben es Rentner also auch heute noch wesentlich besser, selbst wenn sie vor dem Ruhestand etwas länger arbeiten müssen.

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