Im Zusammenhang mit den seit fast drei Monaten andauernden Protesten im Iran soll auch der ehemalige Fußball-Profi Amir-Resa Nassr-Asadani auf der Todesliste der Justizbehörde stehen. Dies wurde zwar am Dienstag von den Staatsmedien dementiert, aber dem 26-Jährigen wurde von einem Gericht „Kriegsführung gegen Gott“ vorgeworfen. Gemäß islamischer Rechtsauffassung steht auf diese Anklage das Todesurteil. Daher befürchten viele Iraner, dass er letztendlich doch hingerichtet werden soll.
Nassr-Asadani soll demnach letzten Monat während einer Protestdemonstration an der Ermordung eines Polizeibeamten und zweier Sicherheitskräfte der paramilitärischen Basidsch-Miliz, die gegen die landesweiten Proteste eingesetzt wird und als regimetreu gilt, beteiligt gewesen zu sein. Auch soll er sich an den regimekritischen Demonstrationen in seinem Land beteiligt haben. Nach Angaben ehemaligen Mitspieler passe diese Anklage ganz und gar nicht zu dessen Charakter und sei daher grundlos und absurd.
Nassr-Asadani spielte in verschiedenen Vereinen in der ersten iranischen Liga und schaffte es auch in die U21-Nationalmannschaft. Wegen einer schweren Verletzung musste er seine aktive Karriere vor zwei Jahren unterbrechen und ist derzeit vereinslos.
Große Bestürzung unter Fußballern
Der Fall löste in Teilen der Fußball-Welt große Bestürzung aus. Der iranische Ex-Profi des FC Bayern Ali Karimi forderte, es dürfe nicht zu der Hinrichtung kommen. International äußerte sich die Spielergewerkschaft Fifpro. „Die Fifpro ist schockiert und betroffen von Berichten, dass dem Profi-Fußballer Amir Nassr-Azdani im Iran die Hinrichtung droht, nachdem er sich für die Rechte der Frauen und die Freiheit in seinem Land eingesetzt hat“, heißt es in einem Statement in den sozialen Medien. „Wir stehen in Solidarität mit Amir und fordern die sofortige Aufhebung seiner Strafe.“
Seit Mitte September wüten im Iran heftige Proteste gegen das autoritäre Regime des Landes. Sie wurden vom Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam ausgelöst, die festgenommen worden war, weil sie die konservative Kleiderordnung des Landes nicht eingehalten haben soll. Mehrere hundert Menschen sind seitdem im Kontext der Proteste ums Leben gekommen. Zuletzt wurden zwei junge Männer, Mohsen Schekari und Madschidresa Rahnaward, öffentlich hingerichtet.
Bei der WM in Katar waren bei den Spielen der iranischen Nationalmannschaft auf den Tribünen viele Fans mit T-Shirts oder Schildern zu sehen, auf denen sie Freiheit für die Frauen in der islamischen Republik forderten. Die Spieler des Irans schwiegen vor dem Gruppenspiel gegen England (2:6) bei der Nationalhymne, was als Solidarität mit den Demonstranten interpretiert wurde. Das Team schied in der Gruppenphase aus.