Knapp anderthalb Wochen ist es her, da stand er auf dem Flughafen von Doha. Umringt von rund 50 Medienvertretern gab Bernd Neuendorf einen kurzen Einblick in seine Gemütslage ob des Ausscheidens der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kündigte eine Krisensitzung an und ließ zudem wissen, dass es ein „Weiter so“ wie nach der WM 2018 in Russland nicht geben werde.
Die Sitzung, von der Neuendorf sprach, hat es längst gegeben. Nach der Unterredung zwischen Neuendorf, Hans-Joachim Watzke, dem Vize-Präsidenten des DFB, und Bundestrainer Hansi Flick in einem Frankfurter Hotel war klar, dass Flick seinen Vertrag erfüllen und das Team zu Heim-EM 2024 führen wird – zuvor aber hatte Oliver Bierhoff, der DFB-Direktor, sein Amt niedergelegt. Bierhoff, der 2004 als Teammanager begonnen hatte, war nach dem dritten enttäuschenden Turnier in den Fokus der Kritik geraten.
Am Dienstag nun wird sich Neuendorf elf Tage nach der Rückkehr aus Katar mittags erstmals öffentlich zum WM-Debakel äußern. Mit einer Entscheidung, wer Bierhoff als DFB-Direktor beerben soll, ist bei der Pressekonferenz im Frankfurter Verbandscampus nicht zu rechnen. Der DFB will sich bei der Suche, so ist zu hören, nicht nur Zeit nehmen, sondern auch erst einmal schauen, was genau notwendig ist, um bestimmte Dinge im deutschen Fußball zu ändern, zu verbessern. Es geht um Strukturen, es geht um Posten.
Zuletzt war unter anderem von Hans-Joachim Watzke, zugleich Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball-Liga (DFB), angeregt worden, zunächst Strukturen und Jobbeschreibung zu konkretisieren. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund hatte dafür die Mithilfe von führenden Köpfen der Bundesliga-Klubs und ehemaligen Führungskräften aus der Liga angeboten, sofern der DFB dies wünsche.
Nach Informationen der „Bild“ sollen Oliver Kahn, Vorstandschef des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, ehemaliger Vorstandschef der Münchner, Rudi Völler, langjähriger Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, Matthias Sammer, Europameister von 1996, früherer Trainer des BVB und ehemaliger DFB-Sportdirektor sowie Oliver Mintzlaff, der ehemalige Geschäftsführer von RB Leipzig wechselte vor wenigen Wochen in den Red-Bull-Konzern, ihre Bereitschaft erklärt haben, den DFB zu unterstützen. Um eine konstruktive Zusammenarbeit soll es gehen.