Viele Fußballfans finden: Es ist die hässlichste und unsportlichste Szene der bisherigen WM. Eingefangen in einem Foto, das um die Welt geht. Und für große Diskussionen sorgt, in den sozialen Netzwerken und offline.
Das am späten Freitagabend aufgenommene Bild zeigt neun argentinische Spieler, wenige Augenblicke nach dem entscheidenden Strafstoß von Lautaro Martinez des Viertelfinales gegen die Niederländer. Argentinien hatte sich mit 4:3 im Elfmeterschießen durchgesetzt.
Zwei der Argentinier stürmen in Richtung ihres Torwarts Emiliano Martinez, um mit ihm zu feiern. Superstar Lionel Messi ballt die Hände zu Fäusten, jubelt für sich allein.
Gleich sechs Argentinier aber haben nichts Besseres zu tun, als sich den niederländischen Spielern zuzuwenden, die enttäuscht und entkräftet im Mittelkreis zusammengesunken sind. Sie werden von den Gegnern im Moment der bitteren Niederlage verhöhnt. Tenor vieler Fans: Bei allem Respekt und Verständnis für Emotionen – das war das Gegenteil von Fair Play.
Weitere Tumulte auf dem Weg in die Kabine
Nicolás Otamendi legte die Hände hinter die Ohren, machte die „Ich höre nichts“-Geste. Gonzalo Montiel, Germán Pezzella und Leandro Paredes drehten sich schreiend zu den Niederländern. Der eingewechselte Offensivstar Angel di Maria zeigte provokativ die Faust in Richtung des niederländischen Abwehrchefs Virgil van Dijk und seiner Mitspieler.
Alexis Mac Allister lief sogar brüllend auf Frenkie de Jong zu. Da wunderte es nicht, dass es später es auf dem Weg in die Kabine zu Tumulten kam. Nach dem Abpfiff sagte Otamendi über die Szene: „Ich habe ihnen ins Gesicht gejubelt, weil ein Spieler der Holländer vor jedem unserer Elfmeter etwas zum Schützen gesagt hat. Unser Jubel war eine Reaktion darauf, das Foto ist aus dem Zusammenhang gerissen.“
Bereits in der Partie ging es wild zu: Die beiden Mannschaften stellten in ihrem dramatischen Viertelfinale einen WM-Rekord an Gelben Karten auf. Insgesamt 15 Verwarnungen für Spieler beider Teams gab es zuvor noch bei keinem Spiel in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften. Der Niederländer Wout Weghorst sah seine Gelbe Karte sogar, als er noch auf der Ersatzbank saß.
Weghorst sah sogar auf der Bank Gelb
Laut Lionel Messi, der sich nach dem Spiel mit Weghorst und dem gegnerischen Trainer Louis van Gaal anlegte, trage der spanischen Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz Mitschuld am wüsten Verlauf der Partie: „Ich möchte nicht über Schiedsrichter sprechen, weil du bestraft werden kannst. Du kannst nicht sagen, was du denkst.“ Dieser Referee aber sei dem Spiel nicht gewachsen gewesen.
Auch der deutsche Schiedsrichter Patrick Ittrich kritisierte bei MagentaTV die Spielleitung seines Kollegen. Seiner Meinung nach hätte Mateu Lahoz bei einer Rudelbildung in der 89. Spielminute sogar noch den Argentinier Paredes und den Niederländer van Dijk vom Spielfeld stellen müssen.
„Paredes hat zwei Ursachen gesetzt: einmal die Rudelbildung und einmal das Schießen des Balles zur Auswechselbank. Das ist Gelb-Rot“, sagte Ittrich: Dann kommt van Dijk aus 80 Metern angerannt und stößt ihn einfach um. Da ist es irrelevant, ob er es mit der Brust macht oder mit den Händen oder dem Ellenbogen. Das ist in meinen Augen eine Tätlichkeit, also hätte es hier eine Gelb-Rote Karte und eine Rote Karte geben müssen. Da ist ihm das Spiel entglitten, und das merkt ein Schiedsrichter.“